Ballern im Winter: Die DLCs für RAGE und Far Cry 3
Reichen die 'Die Scorcher' und das 'Deluxe Bundle' bis zum Tauwetter?
Rage ist jetzt nicht mehr ganz frisch, aber wenn es darum geht, einfach mal durch einen Schlauch zu rennen und Mutanten zu blasten, gehört es immer noch zu meinen persönlichen Favoriten. Manchmal braucht man es eben schlicht. Die Aussage an sich mag zwar angesichts der halben Open World, mit der Rage hausieren ging, erstaunen, aber wenn ihr es schon mal gespielt habt, dann wisst ihr, was ich meine: Freiheit kann manchmal ganz schön eng sein.
Wahrscheinlich deshalb konzentriert sich das gerade noch im letzten Jahr erschienene Add-on Rage: Die Scorcher auch auf das, was das Spiel kann. Lauft durch Gänge und Hallen und ballert auf alles, was sich bewegt. Oder wartet einen Augenblick, denn die neue Fraktion der Scorcher - Berufspyromanen mit entsprechender Ausrüstung - bekriegt sich auch schon mal gerne mit den alteingesessenen Mutanten. Wer überlebt, der gehört dann halt euch.
Großartige neue Waffen gibt es nicht, die eine wird euch wie bisher auch in Variation munitionierbar vom neuen NPC-Covergirl Sarah gereicht, die den stummen Helden über die Hintergründe der Scorcher-Plage einweist. Das ist wie in Rage üblich eigentlich alles ganz nett, führt aber wie auch bisher nicht wirklich irgendwohin. Insoweit verfolgt es weiter den fast schon innovativen, viel zu wenig gelobten Ansatz, dass das halt einfach das Ende der Welt nach der Apokalypse ist und es da halt keinen tieferen Sinn gibt. Oder ihr sagt einfach, die Designer waren ein wenig faul, als sie das Ganze auf der Fläche eines Bierdeckels skizzierten und es Story nannten, und geht einfach mit dem Flow.
Gerade mit einem Jahr Pause dazwischen ist es dann auch wieder eine Freude, denn das Waffenfeeling ist nach wie vor ein Genuss, gerade was die Großkaliber angeht. Der Flammenwerfer ist da eher langweilig, denn der rumst ja nicht so schön. Das ist dann auch das Stichwort für die neue und erstaunlich schwierige Runde Mutant Bash TV, die ihr euch, lasst ihr euch auf die Scorcher ein, nicht entgehen lassen dürft. Wer übrigens ambitioniert ist, bekommt mit The Scorchers einen neuen Schwierigkeitsgrad - Ultra-Nightmare! - für RAGE insgesamt geliefert. Für den einen oder anderen könnte das schon ein Grund sein, nochmal eine Runde zu wagen. Ebenfalls neu ist die Möglichkeit nach dem Ende von Rage weiterspielen zu können und so Nebenmissionen ohne einen Neustart nachzuholen.
Ob ihr euch darauf einlasst, hängt wie immer in erster Linie daran, ob ihr mehr Rage wollt. Je nach Schwierigkeitsgrad sind das so zwei bis vier Stunden davon und das für etwa 5 Euro. Durchaus fair, wenn man bedenkt, dass es schon Vollpreisspiele mit gerade mal der doppelten Laufzeit über die Runden schafften. Insoweit lässt sich zusammenfassen: solide "Story", gute, frische Gegner und neue Schläuche, in denen es trotz aller Linearität richtig kracht. Mit Rage: Die Scorcher macht ihr also alles richtig, wenn sich das nach einem netten Abend für euch anhört.
Far Cry 3: Deluxe Bundle
Eigentlich ist das Deluxe Bundle kein so richtig eigener DLC, sondern der Content-Packen, den Käufer der doch ein gutes Stück teureren Insane-Edition bereist schon durchhaben müssten. Was euch im Verkauf beim Deluxe Bundle entgeht, ist also nur die Wackelfigur von Vaas, ein Büchlein und eine größere Box zum Staubfangen.
Was ihr dagegen für etwa 10 Euro bekommt, sind sechs Einzelspieler-Missionen, die sich in die Reihen "Monkey Business" und "Lost Expedition" aufteilen, dazu ein paar Waffen für Einzel- und Mehrspieler, sowie eine neue und wie immer recht schräge Figur, die ihr in der Kampagne kennenlernt und dann im Multiplayer in den Kampf schickt. Hurk heißt der neue Mann im Dschungel und sein Ding sind Affen. Diesen bindet er gerne C4 um den Bauch und schickt sie in Piratenlager. Der Tierfreund in mir sträubt sich dagegen, aber eine gewisse Effizienz lässt sich diesem neuerlichen Wahnsinn nicht absprechen. Außerdem sollte ich vielleicht nicht so laut "Tierschutz" sagen, nachdem ich gerade Jagd auf die vier neuen Viecher machte, die ebenfalls Teil des Deluxe-Bundles sind: ein weißer Tiger, Pumas, Beutelwölfe und Kahlkopfgeier. Um mich wieder zu rehabilitieren: Spendet ruhig ein paar Euro für Tiger, es gibt nicht mehr viele davon.
Wie dem auch sei, im Vergleich zu den anderen Wahnsinnigen nimmt sich Hurk vergleichsweise langweilig aus und auch seine drei Missionen sind jetzt nicht so die Kracher. Piratenlager ausheben und selbst wenn sie mal in einem Tempel liegen, ist jetzt nichts, was ihr nicht schon hundert Mal im restlichen Spiel hattet. Und gerade mit der Bewaffnung, die euch das Spiel bietet, sobald einmal alle Funktürme befreit wurden, hält euch in diesen Missionen praktisch nichts auf. Gleiches gilt für die drei Runden der "Lost Expedition", die selbst mit Zeitdruck bei erfahrenen Spielern nicht wirklich für Aufregung sorgen werden. Es sind halt Aufgaben, die im Rahmen der Insane-Edition und so zwischendurch mal drin sicher Sinn machten, aber für Profis hintenangehängt bieten sie einfach nichts, was so richtig rockt. Es ist nett, es macht Spaß, ein wenig mehr Far Cry 3 geht immer, aber spektakulär ist was ganz anders.
Bei den neuen Waffen sieht es ähnlich aus. Wer nur noch mit Signature-Waffen und hochgerüsteten Hoch-Level-Gerät durch das Unterholz pirschte, kann aus dem Bogen und der Signalpistole für den Multiplayer sicher einen Low-Tech-Reiz zeihen. Einfacher macht ihr euch das Leben damit aber genauso wenig, wie es bei dem M700-Jagdgewehr oder einem Stammesmesser im Einzelspieler der Fall ist. Nett, aber brauchen tut man es zum Ende hin eigentlich alles nicht mehr.
Das ist ein wenig das Problem mit dem Deluxe-Bundle, mal abgesehen davon, dass die Missionen nach kaum zwei Stunden durch sind. Es ist eine nette Ergänzung, ideal für die Mitte des Spiels zwischendurch, um noch mehr Abwechselung auf die Insel zu holen. Aber um den abgebrühten Profi zu reizen, baucht es mehr als explodierende Affen und einstürzende Bunker. Das spricht zwar für die Qualität des Hauptspiels, aber macht es nicht leichter, die Empfehlung für das immerhin 10 Euro teure Deluxe Bundle auszusprechen. So nett es alles ist, richtig brauchen tut ihr es nicht wirklich.