Band Hero
Pop-(Con)Fusion
Und dann ist da ja noch die DS-Version. Die Guitar Heros des DS haben uns ja bereits Demut gelehrt, was die Soundqualität angeht. Wir sind bescheiden geworden, wenn es zur Länge der Trackliste kommt und DIE KLAUE stellt sich immer noch ein, denn der Guitar Grip ist der gleiche. Es steht sogar Guitar Hero auf dem Grip. Hasst Activision eigentlich sein eigenes neues Franchise, dass es ihm mit so wenig Respekt begegnet? Dabei hat sich hier trotz alter Problemchen so vieles geändert.
Erstmals kommen alle vier Instrumente zum Zug: Lead, Bass, Vocals und Drums. Nur dass ihr die Vocals vergessen könnt. Entweder ihr singt richtig laut oder ihr habt zusätzlich zur KLAUE bald DEN BLICK – bitte wieder mit Edgar Wallace Betonung. Das Mikro scheint zu schwach, um aus einer sinnvollen Entfernung eure Stimme brauchbar erkennen zu können. Ab der Distanz, wo die Akustik mitspielt, also etwa 10 bis 15 cm vom Mund entfernt, müsst ihr schon mächtig schielen und zwinkern, um die Tonhöhe oder gar den Text erkennen zu können. Macht das zwei Songs lang und DER BLICK ist nicht mehr fern.
Für die Drums findet ihr eine Art Plastikschutzhülle für den unteren Teil des DS Lite. Besitzer des DSi oder Alt-DS haben Pech gehabt. Zumindest ist das basisdemokratisch: Nur die Mitte hat Chancen. Aufgezogen habt ihr jetzt links und rechts jeweils zwei farbige große Tasten. Drückt sie gemäß der Noten und trommelt so vor euch hin. Die echte Überraschung dabei lautet, dass das sogar Spaß macht. Zumindest auf den mittleren Schwierigkeitsgraden. Vielleicht ist es ja nur mein Gehirn, aber ich habe Probleme, in einer Linie angeordnete Kuller den übereinander angeordneten Köpfen zuzuordnen, wenn das Tempo so richtig anzieht. Trotzdem, erstaunlich gut und ohne zu großen Hardwareaufwand gelöst.
Das beseitigt aber nicht die zu Anfang angesprochenen Punkte. Die Trackliste ist mit knapp 30 Songs verdammt kurz, einiges wurde aus anderen Guitar Heros recycelt und wie die entsprechenden Instrumente fühlt sich weder der Gitarrengrip noch der Drumaufsatz an. Band Hero auf dem DS ereilt das gleiche Schicksal wie seine Guitar Hero-Kollegen: spielbar, als Rhythmus-Spiel ok, weit weg vom Spaß oder Anspruch der Originale.
Die Geräte Nintendos haben aber noch zwei echte Joker im Gepäck, aber nur, wenn sie sich zusammen in einem Raum befinden. Der Playlist-Modus ist dabei nur der Anfang. Die Wii-Version transferiert die Playlist der kommenden Tracks auf den DS – kein Modul nötig – und ein Fünfter kann die nächsten Songs bestimmen, während die Vierer-Band ohne Unterbrechungen rocken kann. Sehr nett.
Der wahre Kracher ist aber der Roadie-Modus. Ihr braucht eine Wii, ein Band Hero für besagte Wii, zwei DS und vier Leute. Zwei spielen ganz normal Gitarre. Die anderen beiden haben ein DS in der Hand und sind die Roadies der beiden Gitarristen. Jeweils ein Instrument und ein Roadie bilden ein Team. Diese normalerweise gut gebauten Gesellen können jetzt entweder den gegnerischen Gitarristen „angreifen“, indem sie mittels kleiner Minispiele das Tempo verdoppeln, den Schwierigkeitsgrad heraufsetzen oder die Notenfolge umdrehen. Oder sie „verteidigen“ via weiterer Minigames, die eben genau diese Effekte bei eigenen Gitarristen aufheben, sollte euch der gegnerische Roadie zuvorgekommen sein.
Die Chemie dieses Spielmodus ist unglaublich. Die Gitarristen fluchen, die Roadies beleidigen sich gegenseitig, während sie selbst immer nur von ihrem eigenen Gitarreros niedergemacht werden. Alle ackern und kämpfen und neben Hektik und Chaos auf Seiten des Musikers ist bei den Roadies echte Taktik gefragt. Bei welcher Passage greife ich an, wo halte ich mich bereit? Dies ist – hands down, verzeiht mein Englisch – der bisher beste Multiplayermodus in einem Musikspiel überhaupt und rechtfertigt sogar den erhöhten Hardwareaufwand. Schlicht brillant.
Was also macht man aus Band Hero? Ganz einfach: Auf Xbox 360, PS3 und Wii guckt man sich die Trackliste an und überlegt, ob man das ins Plastik hämmern möchte. Ich für meinen Teil kann diese Überlegung mit einem „Ja, auf jeden Fall“ beantworten. Band Hero verpasst allerdings die Chance, sich als eigenes Franchise ernsthaft abzusetzen. Ein paar neue Grafiken und die neue Songliste schaffen ein neues Guitar Hero, aber keine neue Serie. Nun, es mag eine Kopie sein, aber man nahm sich das aktuell beste Musikspiel als Vorlage und leistet sich keine Schwächen in der Umsetzung. Band Hero funktioniert als Guitar Hero-Abwechslung wunderbar.
Auf dem DS bin ich weniger freundlich gestimmt. Das Drum-Gummi erweitert das Konzept nett, der Karaoke-Modus kann bleiben, wo die Mumien liegen, und keine der alten Schwächen auf Nintendos Kleinstem wurden adressiert. Spaß macht es grundsätzlich schon, klingen tut es immer noch minderwertig und nach Instrumentenspiel fühlt sich weder Gitarre noch Drum an. Eine eher überflüssige Erweiterung der Reihe.
Dafür bildet die Kombo aus Wii und DS einen echten Gewinner. Playlist- und Roadie-Modus bereichern das Wii Spiel ungemein. Gut, dass ihr dafür keine extra DS-Module braucht. Damit darf sich die Wii über einen Extrapunkt freuen und trägt den Sieg davon. Hatten wir eigentlich überhaupt einen Wettbewerb? Egal. Wii, 12 Points. Also doch Pop.
Xbox 360 / PlayStation 3 / Wii (ohne DS):
DS:
Wii + 2 DS + 4-5 Spieler:
Band Hero ist ab sofort für Xbox 360, PS3, PS2, Wii und DS erhältlich. Entweder einzeln oder im Instrumenten-Bundle.