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Batman: Arkham City

Das "The Dark Knight" der Videospiele?

Trotzdem fühlt sich die Geschichte fast an, als würde man zwei Kampagnen in einer bewältigen. Die Charakter-Interaktionen bleiben ein wenig auf der Strecke - vielleicht, weil Rocksteady voraussetzt, dass ihr die Figuren aus den Comics kennt. In einigen hochdramatischen Szenen fällt die von den Designern zweifellos anvisierte emotionale Wirkung etwas flacher aus, als sie in einem Spiel wäre, das sich mehr Zeit für die Entfaltung der Figuren und ihren Beziehungen genommen hätte. So wird zum Beispiel das ambivalente Verhältnis von Batman und Catwoman leider nicht thematisiert und Hugo Stranges Wissen um die wahre Identität des Dark Knight kommt nach den ersten Szenen des Spiels auch dann nicht wieder zur Sprache, als dieser ihm mehrfach in die Parade fährt.

Unterm Strich - und das muss nach dieser Kritik an der Handlung auch mal gesagt sein - gefällt die Geschichte aber doch sehr gut. Sie ist an den richtigen Stellen ziemlich mutig, glänzt mit einigen unvorhergesehenen Wendungen und die Auflösung mit dem herrlich ironischen Finale ist ebenso exzellent gelungen. Auch wenn also nicht alles wirklich zu Ende oder mit optimaler Wirkung erzählt wurde, ist mir ein Spiel, das zu viel versucht, doch allemal lieber, als eines, das zu wenig Ambitionen hat.

Bevor ich zum Schluss komme, vielleicht noch ein paar Worte zum Catwoman-DLC: Mir gefällt die Entwicklung, Erstkäufern nicht notwendigerweise essenzielle Zusatzinhalte gratis zu bieten, wirklich gut. Schon RAGE lieferte ja zusätzliche Bereiche als optionales Goodie, auf das man auch gut verzichten konnte, ohne zu denken, man würde etwas verpassen. Es ist damit eher ein Anreiz, sich das Spiel früh und neu zuzulegen, als dass man sich als Gebrauchtkäufer bestraft fühlen würde.

Batman: Arkham City - Gameplay-Video

Diese Lösung ist bedeutend besser als die Taktik, Second-Hand-Verfechtern normalerweise übliche Spielelemente wie Mehrspieler-Modi vorzuenthalten. Die Handvoll Level in der Catsuit mit eigenem Kampfmove- und Bewegungsrepertoire sowie ein paar spezielle Riddler-Trophäen sind ein netter Bonus und zweifelsohne sehr aufwendig gemacht. Wer darauf verzichtet, kann aber dennoch das komplette Abenteuer auf die magischen 100 Prozent bringen.

Unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass Rocksteady mit Arkham City einer der besten Nachfolger seit Uncharted 2 gelungen ist. Die fabelhafte Basis des Vorgängers wurde mit außerordentlichem Feingefühl an den richtigen Stellen weiterentwickelt und die Handlung entlässt einen mit einem randvollen Sack schöner Erinnerungen und denkwürdiger Momente. Wer von diesem Spiel nach dem grandiosen ersten Teil jedoch das "The Dark Knight" der Videospiele erwartet hat, sieht sich auf sehr hohem Niveau enttäuscht - wenngleich ich dieses Wort im Zusammenhang mit diesem Spiel nur ungern in den Mund nehme. Trotz seiner enzyklopädischen Kenntnis der Vorlage hätte Rocksteady aber wohl besser etwas Mut zur Lücke bewiesen oder das vorhandene Material auf eine deutlich längere Spielzeit ausgeweitet.

Dennoch: Arkham City ist ein Liebesbrief an den coolsten aller DC-Helden, wie ihn die flammendsten Verehrer der Figur kaum inbrünstiger schreiben könnten. Kein Wunder, die besten unter ihnen sitzen offenbar schon bei Rocksteady. Ich kann kaum erwarten, welche Richtung das Team als nächstes einschlägt.

9 / 10

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