Batman: Arkham City
Schnurrt wie ein Kätzchen
Doch nicht nur Repertoire und grundlegender Ablauf ändern sich, Catwoman verfolgt natürlich auch eigene, weniger altruistische Ziele. Oft stehen diebische Einsätze auf dem Programm, bei denen die Katze eine Reihe Wachen um ihre Schlüsselkarten erleichtern muss und dergleichen.
In jedem Fall verspricht Rocksteady aber, dass die durchaus entgegengesetzten Handlungsfäden beider Charaktere eng mit einander verwoben sind und so ein stimmiges Ganzes ergeben. Es wird ziemlich spannend sein, zu sehen, ob die Zugabe von Batmans konstantester Love-Interest auch in dem Umfang für Drama garantiert, wie sich die Fans des Comics das jetzt unweigerlich vorstellen.
Doch auch in Bezug auf den Batman-Part erfuhren wir Neues. Das Momentum-Gliding-System, bei dem man in Super-Mario-World-Manier durch Sturzflüge Schwung holt, um seinen Flug zu verlängern, soll es ermöglichen, beinahe die komplette Stadt zu überqueren, ohne nur einmal den Boden zu berühren. Hat Bats einmal zu viel an Höhe verloren, zieht er sich mit seinem Greifhaken einfach wieder in Richtung einer Dachkante, um mit ausgebreitetem Cape wieder in die Höhe zu schießen. Schon jetzt der Anwärter auf die beste Fortbewegungsart des Jahres. Auch wenn der Vergleich kaum fair ist, dürften Ezio, Drake und Cole vermutlich den Kürzeren ziehen.
Überhaupt ist der Grappling-Hook sehr viel flexibler einsetzbar. Selbst im Nahkampf bindet man das Werkzeug nun sehr flexibel ein, um Gegner auf den Rücken zu legen und dergleichen. Favorit aus der neuen Aktionspalette war aber ein anderer Move. Steht auf dem Dach über dem dunklen Ritter gegnerisches Fußvolk, kann unser Held den armen Knilch als Ankerpunkt für seinen Greifhaken nutzen, um in Sekundenschnelle an dem Fleck zu stehen, wo gerade noch der bewaffnete Schläger auf uns herabblickte. Der wiederum baumelt nun hilflos von der Dachkante. Wow!
Strukturell zeichnet sich hingegen schon jetzt eine schöne Mischung aus Open-World und fokussiertem, handlungsbasierten Abenteuer ab. Dem Spieler soll in der offenen Welt der Weg zur nächsten handlungsrelevanten Mission immer klar sein, trotzdem sollen die "Arkham City Stories" getauften Nebenmissionen den Spieler dazu verleiten, Stunde um Stunde in dieser detailversessenen Welt zu verbringen. Das soll laut Rocksteady dadurch gelingen, dass sich erledigte Sidequests unmittelbar in neuen Upgrades für Batmans - und Catwomans! - Gadgets niederschlagen werden.
Was soll man zu diesem Spiel im Besonderen und Rocksteady im Allgemeinen noch sagen? Nachdem man schon dachte, mit Arkham Asylum das bestmögliche Spiel mit diesem Helden bekommen zu haben, demonstrierten die Londoner durch die Öffnung der Welt und der Verlagerung des Spielgeschehens an die frische Nachtluft ein Verständnis für ihre Figur, das scheinbar selbst das ihrer ältesten Fans übersteigt. Und jetzt krempeln sie den Ablauf noch im selben Sequel mit einer zusätzlichen, komplett individuellen Spielfigur ein weiteres Mal um. Diesen Mut zur Neuerfindung habe ich von einem Entwickler schon lange nicht mehr gesehen.
Es wäre für Rocksteady ein Leichtes gewesen, einfach die Arkham-Asylum-Formel mit den üblichen Upgrades bei Grafik und Gadgets noch einmal zu verwenden. Stattdessen wählte man den nicht nur technisch, sondern auch spielgestalterisch ungleich schwierigen Weg. Diese Jungs und Mädels "gehen die Extra-Meile", wie man im Englischen sagen würde. Und selbst wenn der Titel am Ende nicht ganz so blendend unterhält wie die ersten Eindrücke versprechen: Dieser Mumm und Erfindergeist dürfte allein schon für viele den Beginn einer großen Liebe zu einer vor nicht allzu langer noch ziemlich unbekannten Spieleschmiede markieren. Bei mir kribbelt es jedenfalls jetzt schon ein bisschen.
Batman: Arkham City erscheint im Herbst 2011 für PC, Xbox 360 und PlayStation 3.