Batman: Return to Arkham - Test
Alte Liebe rostet nicht. Aber sie ruckelt.
Die einen lieben es, die anderen rollen nur noch mit den Augen, wenn mal wieder ein "Remaster" angekündigt wird. Dabei sind Neuauflagen von alten Spielen für aktuelle Konsolen doch prinzipiell eine feine Sache. Warum sollten wir uns beschweren, wenn gute Spiele mit etwas Liebe für neue Hardware hübsch aufbereitet und einem Publikum zugänglich gemacht werden, das diese zum ursprünglichen Zeitpunkt nicht miterlebt hat?
Nun, das Stichwort ist "Liebe". Denn was die fantastische Batman-Arkham-Trilogie von den Rocksteady Studios auszeichnet, ist, dass in wirklich jedem Winkel ihres virtuellen Gothams Herzblut steckt. Man spürt, mit welcher Hingabe das Team an diesen Spielen gearbeitet hat. Und genau diese Portion Leidenschaft fehlt leider im nun veröffentlichten Remaster "Return to Arkham" der ersten beiden Batman-Spiele Arkham Asylum (2009) und Arkham City (2011). Noch ist geheim, woran das britische Studio nach der Veröffentlichung des dritten und letzten Teils Batman: Arkham Knight arbeitet, aber mit dem Remaster hatten sie (leider) nichts am Hut. Darum kümmerte sich das Studio Virtuos, die bereits für die Umsetzung von Heavy Rain für PlayStation 4 und das Remaster von Final Fantasy 10 beauftragt wurden.
Auf den ersten Blick wirken beide Spiele der Collection auch optisch deutlich aufgewertet. Im Vergleich zur PS3- und Xbox360-Version fallen die schärferen Texturen, die höhere Auflösung und vor allem der Wechsel von der stark modifizierten Unreal Engine 3 auf die aktuelle Version 4 sofort auf. Die Charaktermodelle, die Stoffe und Materialien der Bekleidung und auch Batmans Umhang wirken deutlich plastischer in den Neuauflagen. In vielen Szenen finden sich mehr Details, Neonlichter strahlen sichtbar satter und manche Details, wie Pinguins Flaschenboden-Monokel, wurden grafisch aufgemotzt.
Doch mehr Licht und Details sind nicht immer nur gut. Das dunkle und verwinkelte Arkham Asylum des ersten Batman-Spiels leidet stark vom Sprung auf die neue Engine. Die veränderte Lichtstimmung nimmt der düsteren und geheimnisvollen Hochsicherheits-Anstalt viel von seiner Atmosphäre. Im Licht der neuen Engine fällt auf, wie gut Rocksteady mit den Limitierungen der alten Konsolen und der Unreal Engine 3 umzugehen wusste, um technische Schwächen zu überdecken. Das Remaster von Virtuos leuchtet diese Ecken nun wortwörtlich aus und nimmt dem Spiel dadurch an vielen Stellen das gekonnt bedrückende Design des Originals.
Auch wenn ich persönlich kein "Frame Zähler" bin: wenn man schon ein Remaster macht und alte Spiele auf deutlich leistungsstärkere, moderne Konsolen portiert, dann doch bitte mit einem entsprechenden Leistungsschub! Doch den sucht man vergebens. Sowohl Arkham Asylum als auch Arkham City ruckeln in vielen Szenen spürbar und sind stellenweise weit unter der 30-FPS-(Schmerz)-Grenze. Die Aussetzer sind nicht so gravierend, dass sie den Spielspaß oder den markanten und eleganten Kampfrhythmus unterbrechen, aber sie schaffen es, mich für einen kurzen Moment aus dem Spielgeschehen zu reißen. In diesen Situationen erinnert mich das Spiel dann ganz profan daran, dass ich ja gar nicht wirklich Batman bin, sondern nur auf einen Fernseher schaue und mir Gedanken über Framerates und die Unreal-Engine mache. Stimmungskiller.
Es spricht sehr für die hohe Qualität beider Spiele und ihrer ausgefeilten und erprobten Mechanik, dass sie trotz dieses eher halbherzigen Remasters noch immer sehr viel Spaß machen. Trotz der technischen Mängel ist das Bundle all denen zu empfehlen, die beide Spiele noch nicht gespielt haben. Wer weder PS3, Xbox 360 oder einen einigermaßen aktuellen PC hat, erhält mit Return to Arkham zwei der wohl besten Actionspiele, die in den letzten zehn Jahren gemacht wurden - und sollte diese auch dringend nachholen. Außerdem profitiert die Sammlung zusätzlich von den komplett enthaltenen DLC-Paketen, so dass Fans direkt im 70er-Jahre-Adam-West-Kostüm oder als animierter Comic-Batsi spielen können. Schade nur, dass das Bundle nicht gleich zusammen mit dem dritten Teil, Arkham Knight, als vollständige Trilogie zum in-den-Schrank-stellen erscheint.
Wer beide Spiele schon erlebt hat, wird in den inhaltlich komplett unveränderten Neuauflagen der Arkham-Serie keinen neuen Reiz finden, sondern sich eher an den Veränderungen und den oben beschriebenen Makeln stören. Grundsätzlich halte ich es für einen lobenswerten Ansatz, diese beiden bemerkenswerten Spiele auch einem neuen Publikum zu präsentieren, aber die halbherzige technische Umsetzung wird dem guten Ruf des maskierten Rächers nicht gerecht. Wer nur Zugriff auf aktuelle Konsolen hat, kann trotzdem zugreifen, denn die beiden enthaltenen Titel sind spielerisch so gut gealtert, dass die technischen Mängel am Ende nicht zu stark ins Gewicht fallen.