Battlefield 2042 - 128 Spieler im Chaos, Hazard Zone und Portal: Ein erster Eindruck des neuen Battlefield
Was das Gesamtpaket von Battlefield 2042 hergibt, durfte Melanie testen. Der große Kriegsspielplatz hat ordentlich was zu bieten.
Die Veröffentlichung von Battlefield 2042 rückt immer näher und ich durfte vorab schon mal einen Blick in das lang erwartete Kriegsspektakel werfen. In drei Spielsessions konnte ich jeden der vier Modi ein paar Runden am PC ausprobieren und habe insgesamt etwa zehn Stunden lang die Luft aus dem Jahr 2042 geschnuppert. Ein abschließendes Urteil konnte ich mir nach dieser Zeit natürlich noch nicht bilden, aber für einen vernünftigen Ersteindruck vom Gesamtpaket hat es allemal gereicht. Keine Sorge: Der ausführliche Test zum Shooter von DICE wird in Kürze von Kollege Alex nachgereicht.
Krieg nimmt neue Dimensionen an
Als Erstes fand ich mich im Modus "Durchbruch" wieder. Zwei Stunden konnte ich mich dort mit ein paar anderen Spielern in vier etwa halbstündigen Matches austoben. Bei diesem Modus musste unser Team als Angreifer die aufeinanderfolgenden Sektoren der Verteidigerseite Stück für Stück einnehmen, ohne unsere Verstärkung bis zum letzten Soldaten auszuschöpfen. Mit jeweils vier Spielern und sechzig Bots auf einer Seite und den riesigen neuen Karten kam ich mir zuerst ziemlich verloren vor. Durch den linearen Aufbau der Karte gibt es aber trotz der Weitläufigkeit keinerlei Zweifel, wo es hingehen soll (immer geradeaus) - nur die Wege können schon mal etwas länger ausfallen.
Etwas komplizierter machen es die großen Karten dann in "Eroberung". Im wohl bekanntesten Modus der Serie sind die Sektoren zum Start neutral und werden von beiden Teams umkämpft. Der Aufbau der Karten ist daher auch deutlich ungeordneter, was den Orientierungssinn deutlich mehr beansprucht als in vielen anderen Shootern. Zumal die Karten diesmal noch größer ausfallen, um der doppelten Spielerzahl auf Current-Gen-Konsolen und PC auch Platz zu bieten. Für meinen Computer (RTX 2060 Super, Ryzen 7 3700X, 32 GB RAM) hat das auf mittleren Einstellungen noch kein Problem, da lief fast alles flüssig. Meine anfängliche Orientierungsschwäche konnte ich zum Glück gut ausgleichen und bin direkt meinen menschlichen Mitspielern hinterher - diese lassen sich wunderbar von den Bots unterschieden, da ihr Name grün angezeigt wird. Die KI muss sich mit einem blauen Punkt begnügen.
Sehenswürdigkeiten wie Stadien, Tunnel, Hügel, ein großer Kran und andere Gebäudekomplexe bleiben gut im Gedächtnis und helfen dabei, sich grob zu orientieren. Besonders kreativ fand ich die Karte "Kaleidoskop". Hier stehen steinerne Kunst-Skulpturen herum, zwischen denen man sich bewegen und diese als Deckung nutzen kann. Bis ich jeden herumstehenden Lastwagen auf den Karten kenne, werde ich aber noch ein gutes Weilchen spielen müssen. Auch interessant sind interaktive Elemente auf der Karte, wie eine Brücke, die sich manuell hoch- und wieder herunterfahren lässt. Kleine Fußsoldaten können den Fluss schwimmend überqueren, aber Panzer kommen nur über den Beton auf die andere Seite. Das dauert etwas länger und ist auch ziemlich auffällig. Einen großen Einfluss hatte die Brücke in meiner Runde allerdings nicht.
Nur auf den etwas schlichteren offenen Flächen ist es manchmal schwer, die richtige Richtung einzuschlagen - und das, obwohl der Kampf nicht an einer, sondern oft vielen Fronten gleichzeitig geführt wird. Egal, wo ihr seid, die Feinde kommen von links, rechts, hinten, vorne und aus der Luft. Eure Minimap zeigt euch wirklich nur Gegner im Umkreis von geschätzten zehn Metern an - da sieht man sie dann meist auch ohne. Im Laufe jeder Runde kann durch das dynamische Wetter ein Sandsturm oder ein Tornado aufziehen, der das Kampfgeschehen in eine deutlich dramatischere Szenerie taucht, aber auch euer Blickfeld einschränkt. Okay, Punkt für dich Minimap.
Wirklich viel Chaos auf den Karten, aber durch ein paar gut gesetzte Pings und gewitzte Absprache - am besten im eingespielten Freundes-Squad - kann das ein wenig aufgelockert werden. Die während der Beta noch abwesende Übersichtskarte macht ihre Sache im fertigen Spiel offenbar hervorragend und sorgt ihrerseits ein wenig für die Ordnung, die viele Spieler in der Probephase noch schmerzlich vermisst hatten. In der Top-Down-Sicht auf die Schlacht bekommt ihr einen Überblick über alle Sektoren, wie viele Feinde sich dort jeweils befinden und in wessen Hand die Gebiete sind.
Für jeden Topf die passende Waffe
Was wäre ein Krieg ohne Waffen? Und die können in Battlefield 2042 auch richtig was. Von der Pistole bis zum Maschinengewehr fühlen sich die Schusseisen alle einzigartig an und bieten angenehm authentische Rückstöße und Geräusche. Mit guten Kopfhörern ist da auch ordentlich Wumms hinter. Aber dafür hatte die Battlefield-Reihe schon immer ein Händchen. Diesmal seid ihr durch eure Klassen auch nicht an eine bestimmte Waffe gebunden, sondern könnt frei entscheiden, ob ihr lieber mit einem SMG, einem Scharfschützengewehr oder direkt mit der Schrotflinte ins Gefecht rennt.
Grund dafür sind die neuen Spezialisten. Diese ersetzen und erweitern die ursprünglichen Klassen um zehn spielbare Charaktere mit einem einzigartigen Gadget, das zu ihrer Rolle passt. So kann Aufklärer Casper die Umgebung mit einer Drohne absuchen und Sanitäterin Falk kann sich und ihre Teammitglieder heilen. Für jeden dieser Spezialisten könnt ihr völlig frei das Loadout zusammenstellen, das zu eurem Spielstil passt. Neben der Waffe könnt ihr noch eure liebste Sekundärwaffe und ein zweites Werkzeug auswählen, wie etwa einen Raketenwerfer mit zwei Schuss, ein Medikit oder eine Munitionskiste. Kleiner Nachteil: Die Flexibilität kann unter Umständen dazu führen, dass einige Spieler ihrer Rolle nicht mehr so ganz gerecht werden. Oder habt ihr schon mal einen guten Sani mit einer Schrotflinte an vorderster Front kämpfen sehen? Hier obliegt es den Spielern und Spielerinnen, sich entsprechend zu organisieren.
In Hazard Zone ist Absprache alles
Mit genau diesen Töpfen und Deckeln geht es dann auch in Hazard Zone weiter - ein Modus, der sich statt auf eine große Massenschlacht auf den Wettbewerb zwischen wenigen Squads konzentriert. Zu viert müsst ihr hier Datenträger finden und sammeln, die teilweise von KI-Soldaten bewacht werden und diese zu einem Evakuierungshubschrauber bringen. Das Prinzip erinnert mich stark an Yagers PvEvP-Shooter The Cycle bis zu seiner Überarbeitung (oder exakt an das vorerst verschobene Ghost Recon Frontline). Mithilfe eines Scanners, den ihr im Gadget-Slot ausrüsten könnt, seid ihr in der Lage, die ungefähre Position der Datenträger zu bestimmen und mit einem gelben Kreis zu markieren. Leider ist das ein wenig verwirrend, denn die Anzeige verschwindet immer mal wieder und wird farblich nicht von den Markierungen eurer Mitspieler getrennt.
Das Töten der gegnerischen Spieler ist nicht nötig, um zu gewinnen. Viel wichtiger ist eine gute Strategie und die fängt schon im Spezialisten-Menü an. Jeder Charakter darf nur einmal pro Squad gewählt werden und auch die Wahl und Zusammenstellung der Spezialisten kann viel ausmachen. Einige Gadgets, wie Drohnen, Heilung oder Munition, sind in diesem taktischen Modus oft nützlicher als ein klassischer Haudrauf-Charakter. Stirbt ein Spieler, gehen auch seine gesammelten Datenträger verloren - Gegnerische Teams können diese sogar stehlen. Wieder ins Leben holen könnt ihr verstorbene Squad-Mitglieder durch die auf den Karten verteilten Uplink-Stationen. Seilwinden, riesige Türme und Hochhäuser ermöglichen neben herumstehenden Fahrzeugen erweiterte Fortbewegungsmöglichkeiten. Fallschirmspringen oder am Seil entlang rutschen, während man auf Gegner schießen kann, erhöht den Spielspaß in einigen Situationen wirklich enorm.
Ihr spielt in Hazard Zone auf denselben Karten wie in Durchbruch oder Eroberung. Obwohl die Größe der Karten identisch ist, fühlen diese sich viel kleiner an. Mein Squad und ich sind jedes Spiel auf ein oder mehrere Trüppchen gestoßen - und dabei waren wir nicht mehr 128 Spieler, sondern nur noch 32. Das anfängliche Aufeinandertreffen war noch recht fair, denn jeder startet mit einer schwachen Standardwaffe, die sich erst später aufrüsten lässt. Gewinnt ihr ein Match oder tötet einen Gegner, bekommt ihr sogenannte "Dark Market Credits", die ihr zu Beginn der nächsten Runde für recht teure Waffen und Upgrades ausgeben könnt. Diese halten dann aber nur für eine Runde. Wer verliert und nicht einen ganzen Squad erledigt, schaut in den leeren Geldbeutel und darf wieder mit der Noob-Ausrüstung an den Start gehen. Hier könnte man sicher noch etwas am Balancing schrauben - oder zumindest das Matchmaking der Ausrüstung entsprechend fair gestalten.
Mit der richtigen Absprache und etwas Übung kann man es aber weit bringen. Selbst in der kurzen Spielzeit gab es in unserem Squad bereits Fortschritte, immerhin haben wir durchschnittlich immer länger durchgehalten. Wer frühzeitig zum Landeplatz kommt, hat einen Vorteil, denn mit der Zeit rücken die KI-Krieger von ihren Posten ab, um euch daran zu hindern, in den Flieger einzusteigen. Wo der Heli landet, wisst ihr erst wenige Minuten vor seiner Ankunft. Ständige Kommunikation über einen Sprachchat (die Pings hätten mir anfangs nicht ausgereicht) ist für Absprachen und ein wenig spaßige Plauderei zwischen den Runden sehr zu empfehlen.
Portal: Battlefield-Baukasten mit Hang zur Nostalgie
Was auf dem Spielplatz der Sandkasten ist, ist in Battlefield 2042 Portal. Über einen Baukasten im Browser (Link) könnt ihr bis zu 25 eigene Modi erstellen und diese mit der Community teilen. Dabei baut ihr eure Level nicht von Grund auf, sondern nehmt euch ein paar bestehende Karten und wählt zwischen einem von fünf Grundmodi aus: Rush, Conquest, Conquest Large, Team Deathmatch und Free For All. So ziemlich alles andere dürft ihr entscheiden. Wie viele menschliche Spieler sollen in einem Match herumlaufen dürfen? Gibt es Friendly Fire? Können Squad-Mitglieder wiederbelebt werden? Auch Einstellungen zu den Soldaten, wie die Laufgeschwindigkeit, Fahrzeugen, KI und Benutzeroberfläche sowie den Teamzusammenstellungen können verstellt werden.
Eine Besonderheit dieses Baukastens ist die Möglichkeit, Karten, Waffen und Klassen aus Battlefield 3, Battlefield 1942 und Battlefield Bad Company 2 zu nutzen. Ihr könnt euch also Spaß-Modi mit Nostalgiefaktor basteln, wenn ihr das wollt. Natürlich könnt ihr auch auf die Elemente des kommenden Spiels selbst zurückgreifen. Bis zu diesem Punkt wirkt der Baukasten aufgeräumt und intuitiv. Danach beginnt mit den erweiterten Regeln, die ihr hinzufügen könnt, ein kleines Programmierabenteuer. Wer Coden und mit "If-Statements" und Co. etwas anfangen kann, ist schwer im Vorteil. Kleine Hilfstexte und farbliche Markierungen helfen als Laie sich ein wenig besser im Dschungel der Variablen zurechtzufinden. Zum Glück können simplere Modi auch ohne einen Regelkatalog erstellt werden.
Mit den Regeln sind dann ziemlich verrückte Ansätze möglich. So konnte ich zum Beispiel einen vom Team erstellten VIP-Modus spielen, wie man ihn aus Halo oder Splitgate kennt - zum selbst Herumbasteln gab es während des Events nicht so viel Zeit. Auch ein Free-For-All, in dem jeder Spieler einen Raketenwerfer mit nur einem Schuss bekommt, durfte ich ausprobieren. Um eine weitere Rakete zu erhalten, musste man fünfmal springen. Das sah schon bescheuert aus, wenn sich zwei Feinde gegenüber standen, sich grimmig ansahen und einfach um die Wette hüpften. Auch Gun-Game-Modes, Matches gegen KI oder ganz klassisch-nostalgische Erlebnisse liegen im Bereich des Machbaren.
So ganz sauber liefen die selbst gebastelten Modi allerdings nicht. Im VIP-Modus wurde mir mein Loadout zeitweise nicht vollständig angezeigt und auch ein paar unschöne Ruckler gab es. Durch die Vielzahl an möglichen Regeln kann es sicher auch passieren, dass nicht jeder Modus so rund läuft, wie man es sich im Baukasten vielleicht vorstellt. Ist die FFA-Karte zu klein, wird ein zufälliger Spawn-Punkt zum sicheren Schnelltod. Für Conquest und Rush ist der Regel-Editor aus diesem Grund gar nicht erst verfügbar. Abgesehen von diesen kleinen Mängeln ist Portal wirklich ein gelungenes Bastelset, der Battlefield 2042 sicher um viele coole Erlebnisse erweitern wird - egal ob spaßig oder super schwer.
Battlefield 2042: Fazit zum Ersteindruck
Das Gesamtpaket Battlefield 2042 hat echt was zu bieten. Riesige Multiplayer-Schlachten, einen taktischen Modus für kleinere Truppen und einen Editor, der die Tür zu vielen weiteren Erlebnissen öffnet. Wer neu in Battlefield einsteigt, kann zusätzlich zu den großflächigen Karten anfangs etwas überfordert sein. Gerade im Eroberungsmodus kann es je nach Spawn-Punkt gut passieren, dass ihr ein wenig Leerlauf habt und einen längeren Sprint bis zum nächstgelegenen Gefecht zurücklegen müsst. Mit einem Fahrzeug lässt sich ein solcher Fußmarsch aber relativ gut überbrücken. Wäre die Karte kleiner, könntet ihr euch vermutlich noch schlechter ungesehen bewegen und euch taktisch positionieren, was in einem solchen Szenario unbedingt notwendig ist. Für 128 Spieler ist die Größe der Karte recht fair und deutlich realitätsnäher, finde ich. Ob mehr Spieler und größere Karte auch gleich mehr Spielspaß ist, hängt wohl davon ab, wie gut ihr den Überblick wahren könnt.
Hazard Zone hat durch seine etwas kürzeren Runden und den milden Battle-Royale-Geschmack etwas mehr zugesagt. Zusammen eine Taktik ausklamüsern und sich laufend an das Geschehen anzupassen, ist vielleicht eine subtilere Art der Kriegsführung, aber wenn es schlussendlich gelingt, fühlt man sich gleich doppelt gut. Da ich in Portal nur spielen und nicht wirklich bauen konnte, halte ich zumindest fest, dass der Baukasten ein enormes Potenzial bietet - für gute sowie schlechte Modi. Aber ein bisschen lustiger Trash schadet ja sicher auch nicht. Wer sich in Battlefield bereits zu Hause fühlt, findet in den größeren Schlachten und dem nostalgischen Editor sicher ein paar lohnenswerte Erfahrungen.