Battlefield 3

Leider schwingt ihr euch nach dem Start eben nicht hinter den Steuerknüppel, sondern steuert bei der modernen Kampfmaschine die Waffen und die Abwehrmaßnahmen, die ihr nach dem Aufstieg sofort einsetzen dürft. Die PLR hat nämlich Mig 29er nach oben geschickt, um euch abzufangen. Ihr müsst die Angreifer markieren und anschließend mit Raketen abschießen.

Um die Steuerung kümmert sich der KI-Pilot, ihr befindet euch also in einer High-End-Variante eines Rail-Shooters. Immerhin müsst ihr eben nicht nur ballern, sondern im richtigen Moment auch Flares ausstoßen. Das spielt sich zumindest etwas abwechslungsreicher, enttäuscht im ersten Moment aber doch. Wer seine Pilotenkünste unter Beweis stellen möchte, muss sich wohl oder übel in den Multiplayer stürzen.

Nach dem heftigen Luftkampf beginnt die Bombardierung. Erst müsst ihr am Boden befindliche Flugzeuge markieren, dann feindliche Truppen und anschließend den Vormarsch eurer eigenen Truppen decken. Das Ganze erinnert dabei alleine dank der IR-Perspektive an die AC-130-Mission aus Modern Warfare 1, spielt sich aber etwas komplexer. Trotzdem wird auch hier klar, das DICE auf Nummer sicher geht. Die Kampagne wirkt zwar minimal authentischer, setzt aber zu großen Teilen auf das Call-of-Duty-typische Action-Feuerwerk. Wer innovatives Gameplay sucht, wird hier anscheinend nicht fündig. Auch die nächste kurz angespielte Operation Guillotine setzt vor allem auf den beeindruckenden Sturm von US-Soldaten auf Teheran. Das macht Spaß und beeindruckt auf dem PC zumindest grafisch, kann mich aber nicht vollkommen überzeugen, auch wenn man abwarten muss, wie sich die Story noch weiterentwickelt. Kurz: Enttäuschung auf hohem Niveau.

Weiter ging es anschließend mit Koop und Multiplayer. Gemeinsam mit einem Kollegen kämpften wir uns durch ein Pariser Museum und wurden vor allem von dem knackigen Schwierigkeitsgrad überrascht. Wer sich auf dem hohen Schwierigkeitsgrad in diese Mini-Kampagne mit sechs Mission stürzt, wird einige Anläufe benötigen. Etwas enttäuscht hat dagegen der kurz angeworfene Hubschrauber-Level. Hier ballert ihr euch gemeinsam durch eine Bergregion, müsst aber zumindest auf Konsolen mit einer ungewöhnlich eingeschränkten Weitsicht leben. Der allgegenwärtige Nebel wirkt seltsam, wenn man sich anschließend in die gewaltigen Feldschlachten des Conquest-Modus stürzt. Aber vielleicht war der Teil ja noch nicht ganz fertig.

Und keine Sorge, auch auf den beiden Konsolen machen Caspian Border und die erstmals anspielbare Operation Firestorm einen sehr guten Eindruck. Ja, hier muss man im Vergleich zum PC ebenfalls Abstriche machen, doch was Weitsicht und Spielbarkeit anging, gibt es hier wenig zu meckern. Die restlichen Spielmodi kennt man aus Bad Company 2. Squad Rush und Squad Deathmatch erweisen sich als netter Zeitvertreib für zwischendurch, sind für mich bei Battlefield 3 aber nur Nebensache. Rush und Conquest stellen für mich die Highlights dar, die zusammen mit der neuen Grafik-Engine und einem hervorragenden Waffenfeedback die Faszination dieses Titels ausmachen. Und daran hat sich auch diesmal nichts geändert.

Während also die Kampagne mit ihrer Linearität und ihrer Berechenbarkeit etwas enttäuschte, ist der Titel im Multiplayer für mich noch immer ein absolutes Muss. Trotzdem wurde das Spiel im Vorfeld (auch von mir) vielleicht etwas zu stark gehyped. Klar, auf dem PC lässt Battlefield 3 die Konkurrenz zumindest optisch gnadenlos hinter sich und liefert im Multiplayer eine für meinen Geschmack nahezu perfekte Spielerfahrung, doch wer das Spektakel nur offline genießt, darf spielerisch keine allzu großen Sprünge erwarten. Man merkt dem Spiel an allen und Ecken an, dass DICE auch nur mit Wasser kocht. Das mag angesichts des hohen Qualitätslevels immer noch beeindruckend sein, wird aber meinen Vorstellungen und Wünschen nicht ganz gerecht. Natürlich muss man abwarten, wie sich die Story weiterentwickelt und welche Überraschungen die Schweden noch bereithalten. Doch mit dem bisher Gezeigten ist das Rennen um die Shooter-Krone noch nicht entschieden. Modern Warfare 3 ist dem Herausforderer qualitativ dicht auf den Fersen.