Battlefield 3 - Singleplayer-Test

Unverständlich ist nur, dass die KI die meiste Zeit so selten dämlich und einige Level, zum Beispiel der schön offene, obligatorische Panzer-Level so anspruchslos ausfallen. Eure Kontrahenten gehen zwar brav in Deckung und ballern kräftig zurück, werden sie aber geschickt flankiert, reagieren sie meistens zu spät oder gar nicht. Das fällt in den viel zu engen Arealen nur selten negativ ins Auge, ist aber unterm Strich bei einem Blockbuster unverzeihlich.

Noch seltsamer ist, dass Battlefield 3 praktisch über die gesamte Strecke kaum Gebrauch von der Zerstörungs-Engine macht. Klar, ab und an gehen ein Hotel, ein Hochhaus oder ein riesiger Turm zu Bruch, doch diese Vernichtungsorgien sind komplett geskriptet und hat man in ähnlicher Form schon ein Dutzend Mal bei Call of Duty gesehen. Selbst im Quasi-Vorgänger ging man deutlich kreativer mit den Fähigkeiten der Frostbite-Engine um. Mit Granatwerfer und Panzerfaust konnte man hier feindlichen Truppen gleich mitsamt ihrem als Deckung dienenden Haus erledigen. Einfach nur lange genug auf Wände und Träger ballern, bis das komplette Bauwerk in einer riesigen Staubwolke in sich zusammenstürzte.

Und auch wenn die restliche Kampagne von Bad Company 2 eher belanglos ausfiel, diese Lust am Chaos geht Battlefield 3 komplett ab. Zum Glück kann man wenigstens die Deckung der Gegner zerlegen und sich so in einigen Indoor-Leveln spannende Stellungsgefechte liefern. Trotzdem unterm Strich eher ein Schritt zurück als nach vorne.

Über jeden Zweifel erhaben sind dagegen die Atmosphäre. Animationen, Soundkulisse und selbst die Zwischensequenzen sind hervorragend umgesetzt und begeistern auch beim zweiten Durchgang. Zusammen mit der gewaltigen Waffenpalette und den etwas belanglosen, aber einigermaßen glaubwürdigen Charakteren kann Battlefield 3 zumindest in diesem Bereich sein Soll erfüllen und Fans des gepflegten Action-Kinos ca. sechs Stunden beschäftigen. Es bleibt aber ein schaler Nachgeschmack, den selbst die Vorzüge der in dieser Form einmaligen Grafik-Engine nicht ausgleichen können.

Diese zeigt vor allem auf dem PC, was uns in den nächsten Jahren und mit der neuen Konsolengeneration so alles erwartet. Dank Deferred Lightning verwandeln sich vor allem die Nachtgefechte mit ihren grellen Scheinwerfern, Magnesium-Fackeln und wuchtigen Explosionen in schrecklich-schöne Schlachten-Gemälde, die es in dieser Form noch nirgendwo sonst zu sehen gab. Und ja, die Konsolen-Fassungen können da nicht ganz mithalten.

Besonders am Tag, wenn die Wüstensonne als einzige Lichtquelle das Geschehen in grelles Licht taucht, fallen die schlechteren Schatten, die niedriger aufgelösten Texturen und die reduzierten Details noch deutlicher ins Auge. Doch Battlefield 3 muss sich auch auf Xbox 360 und PS3 nicht vor der Konkurrenz verstecken. Über weite Strecken ist die Grafik erstklassig und läuft relativ stabil. Hier und da gibt es zwar leichtes Tearing und kleinere Grafikfehler, unterm Strich aber nichts Dramatisches. Wichtig: Unbedingt auf der Xbox 360 das HD-Texturen-Paket installieren, ohne sieht das Spiel nur halb so gut aus.

Mit der auf Action und Inszenierung ausgelegten Kampagne möchte DICE wohl dem großen Konkurrenten Call of Duty Kundschaft abjagen. Doch für mich als Fan der Serie ist die Einzelspieler-Erfahrung trotz der zum Teil gelungenen Atmosphäre extrem überflüssig. DICE gelingt es einfach nicht, ein wirklich neues, eigenständiges Spielerlebnis zu liefern. Stattdessen wird eher schlecht als recht nachgeahmt und kopiert, und was noch schlimmer ist, die Stärken der Engine und die vorhandenen Gameplay-Elemente komplett verschenkt. Wieso kann man in der Kampagne kaum etwas zerstören, wieso ist man im Jet nur ein Copilot und wieso bewegt man sich über weite Strecken nur in einem Level-Schlauch, wenn die Engine im Multiplayer riesige Schlachtfelder darstellt? Sorry DICE, mit einer solchen, durchgeskripteten 08/15-Kampagne lockt ihr wirklich niemand mehr hinterm Ofen vor. Setzen, sechs.