Battlefield 3
Die nächste Stufe
Doch zurück auf die Straßen von Kurdistan, wo sich ein Marine auf dem Boden wälzt. Ein Scharfschütze hat ihn getroffen. Eure Kollegen sprinten blitzschnell in Deckung. Ihr selbst stürzt euch auf den Verwundeten, packt ihn am Kragen und zieht ihn hastig hinter die nächste Lehmwand. Laut Produzent Patrick Bach kein Ausnahmefall: „Diese Aktionen sind enorm wichtig. Sie sollen ein Gefühl für die realen Ereignisse, für die Zusammenarbeit in einem Squad geben. Da geht es nicht nur um das Töten der Gegner, sondern auch das Sichern der Kameraden."
Doch diese Heldentat bedeutet für Blackburn fast den Tod. Kaum hat er den Verletzten in Sicherheit gezogen, taucht vor ihm ein Kämpfer mit eine Kalaschnikow auf, legt an und will gerade abdrücken, als sich das Geschehen verlangsamt. Zeitlupe. Auch hier klare Anleihen an Black Ops. Ihr könnt gerade noch eure Pistole ziehen und den Widerstandskämpfer in letzter Sekunde aus seinen Schuhen ballern. Nicht sonderlich innovativ, aber zumindest dank des Animationssystems nett anzusehen. Vorberechnet fliegt der Körper nach hinten, wird dann von der Wand gestoppt und gleitet dann physikalisch berechnet an ihr herab. Referenz.
Das Gefecht um den Platz wird währenddessen immer brutaler. Truppen der PLR haben unser Squad eingekreist und der Scharfschütze ballert noch immer wild um sich. Wie schon bei Bad Company 2 ist man hinter den dünnen Lehmwänden nicht sicher. Jeder Treffer reißt Stücke heraus, reduziert die vermeintliche Deckung auf zerfetzte Ziegel und herausplatzenden Mörtel. Euer Team muss aus dem Schussfeld und flieht in ein nahe stehendes Haus. Dort kämpfen sie sich auf das Dach hoch und versuchen den nervigen Sniper zu lokalisieren. Todesmutig streckt ein Kamerad seinen Kopf über die Brüstung, ein erneuter Knall ist zu hören und neben ihm zerplatzt das Mauerwerk. Doch er hat seine Position ausfindig gemacht. „Hotel, Sechster Stock, viertes Fenster!"
Unser Spezialist für schwere Waffen wirft uns einen Raketenwerfer zu. Jemand ruft „Deckungsfeuer" und das gesamte Squad beharkt die gegnerische Häuserfront, um euch Zeit zum Zielen zu geben. Wieder Zeitlupe. Ihr legt an, macht das entsprechende Fenster ausfindig und schickt dem hinterhältigen Schützen ein Rakete entgegen, bevor er euch ein Kugel zwischen die Augen jagt. Bumm. Ein gewaltiger Einschlag zerfetzt die halbe Vorderseite des Hotels, Brocken der Fassade fallen heraus und hauen sogar darunter stehende Feinde um. Mit einem lauten Knarren verbiegt sich die gewaltige Leuchtreklame, bricht und jagt Schockwellen durch den Boden. Wow.
Nach dieser Dauer-Action wird das Spielgeschehen wieder etwas ruhiger. Bach: „Wir nehmen manchmal bewusst die Geschwindigkeit raus, um überhaupt erst Spannung zu erzeugen." Eine improvisierte Sprengfalle wurde gemeldet. Ein Kabel führt in ein benachbartes Haus. Allein macht sich Blackburn auf, um den Zünder zu finden und zu entschärfen. Auch hier Atmosphäre pur. In der heruntergekommenen Hütte kann man den Staub fast riechen. Wieder schüttelt ein leichtes Beben eure Welt durcheinander. Erschreckend, wie echt das aussieht. Am Ende der Kabelspur wirklich ein Zünder, dessen Timer schon läuft.
Blackburn beugt sich vor, will die Falle deaktivieren, da sieht er einen Schatten. Er dreht sich um und kann gerade noch das Messer aufhalten, mit dem der Bombenleger versucht, ihm in die Brust zu stechen. Was folgt, ist ein Quick-Time-Event. Abwechselnd rechte und linke Maustaste drücken, bis der Angreifer nachgibt und leblos zusammensackt. In letzter Sekunde reißt Blackburn die Kabel heraus und rettet weitere Kameraden. Auch hier kein Innovationswunder, aber erstklassig inszeniert.
Dann das große Finale. Eine Massenschlacht. Die amerikanischen Truppen stürmen das Zentrum der Stadt. Panzer, Flugzeuge und Dutzende Infanteristen laufen auf die heruntergekommene Skyline zu. Überall schlagen Raketen ein, dumpfe Explosionen zerreißen die Stille vor der eigentlichen Schlacht. Als wir dann das Zentrum erreichen, beginnt das Stahlgewitter. Aus ihren Stellung heraus beharken uns die Widerständler. Maschinengewehre und Granatwerfer zwingen uns immer wieder in die Deckung, die mit jedem Treffer an Substanz verliert. Ein Black Hawk rast heran, aktiviert seine Mini-Gun und mäht die Gegner wie Weizen um. Doch beide Seiten haben die Rechnung nicht mit der Natur gemacht. Ein starkes Beben erschüttert den Boden, reißt Straßenzüge auseinander und verschluckt sogar einen Humvee. Zu viel für ein Hochhaus. Langsam setzt es sich in Bewegung, kippt immer schneller in Richtung Hubschrauber und reißt ihn mit in den Tod. Schnitt und aus.
Eine Battlefield-3-Ankündigung ohne Multiplayer-Infos. Klingt dämlich, soll aber wahrscheinlich unterstreichen, dass der Titel beides bietet. Außerdem kommt auf diese Weise die wirklich einmalige Technik zur Geltung, die im Herbst wirklich jeden Konkurrenten wegfegen dürfte. Mal ganz abgesehen von der Zerstörungstechnik sind auch Texturen, Beleuchtung und Animationen ein großer Schritt nach vorne. So lebendig und bedrohlich sah wirklich noch kein Ego-Shooter aus. Das Gameplay dürfte für meinen Geschmack zwar gern noch etwas innovativer sein, aber solange es auch Jet- und Panzer-Level gibt und solch brachiale Szenarien samt Erdbeben geboten werden, kann man über solche Kleinigkeiten hinwegsehen. Kurz: Wenn nichts schief geht, was angesichts der Erfahrung von DICE eher unwahrscheinlich ist, dürfte Battlefield 3 die grafische Messlatte deutlich höher legen. Gleichzeitig ist der neuste Streich der Schweden schon ein halbes Jahr vor Release als heißer Anwärter auf den Titel „Action-Spiel des Jahres". Kein Wunder, dass die Jungs bei der Pärsentation aus dem Grinsen nicht mehr herauskamen.
Battlefield 3 erscheint im Herbst 2011 für PC, Xbox 360 und PS3.