Battlefield: Bad Company 2
Fast perfekt
Doch wie eingangs erwähnt, gibt es auch ein paar verpasste Chancen. In einer Mission werdet ihr zum Beispiel zu Beginn aus einem Hubschrauber geworfen und verliert dabei eure lieb gewonnenen Waffen. Kaum im Wald gelandet, pirscht ihr euch, nur mit der Pistole bewaffnet, vorsichtig in Richtung Missionsziel. Doch statt diese Unsicherheit auszunutzen und euch ein paar schwer bewaffnete Feinde in den Weg zu stellen, erreicht ihr nach ein paar Metern eine Waffenkiste mit dem kompletten Arsenal. Die anschließende Scharfschützensequenz ist zwar nett gemacht, ein wenig Schleichen im Dschungel hätte mir aber noch besser gefallen.
Und auch das Verhalten eurer KI-Kameraden sorgt immer wieder für Kopfschütteln. Die meiste Zeit unterstützen sie euch nachvollziehbar, erledigen ein paar Gegner, überlassen aber euch die meiste Arbeit. Manchmal gibt es aber Aussetzer und Haggard, Sweetwater und Redford stehen sich hundert Meter hinter der Front die Beine in den Bauch. Angesichts solcher KI-Kapriolen ist man zwar froh, dass die Jungs unverwundbar sind, glaubwürdig ist ihre Zombie-Nummer aber trotzdem nicht. Kurz: Ohne Vier-Spieler-Koop-Modus gibt es beim nächsten Mal Abzüge in der B-Note.
Die gegnerische KI bewegt sich in etwa auf dem gleichen Niveau. Über weite Strecken agieren die Russen und Milizionäre zwar ganz geschickt, doch mehr als von Deckung zu Deckung hüpfen beherrschen sie nicht. Oft reicht dazu aber auch nicht der Platz. Zum Glück begeht DICE nicht den Fehler, die Bösewichter im eurem Rücken oder per Dauer-Respawn auftauchen zu lassen. Habt ihr eine bestimmte Anzahl erledigt, ist Schluss. Auf dem PC ist dadurch dank überlegener Steuerung der Schwierigkeitsgrad nicht ganz so hoch. Mein Tipp: Gleich auf „Hart“ spielen. Auf „Normal“ ist die Herausforderung trotz einiger Granatwerfer-Instakills zu gering.
Das Fazit für den Singleplayer: Intensiv, taktisch anspruchsvoll, aber nicht perfekt. Ob euch die ca. sieben Stunden mit der B-Company mehr oder weniger Spaß machen als Modern Warfare 2, ist schlicht Geschmackssache. Die Inszenierung bewegt sich noch nicht ganz auf Infinity-Ward-Niveau, der Rest ist meiner Meinung nach, vor allem dank der zerstörbaren Umgebung, einen Tick besser.
Das eigentliche Highlight des Spiels ist und bleibt aber der Multiplayer. Die fast epischen Gefechte sind meiner Meinung nach absolute Genrespitze. Unterm Strich geht es zwar etwas gemütlicher als in Modern Warfare und etwas einfacher als im Quasi-Vorgänger Battlefield 2 zu, doch dank einiger intelligenter Kniffe, frischer Ideen und einem nahezu perfekten Balancing hat DICE diesmal den Nagel auf den Kopf getroffen.
Als Grundlage dient dabei das Levelsystem aus Battlefield 2142. Nach und nach arbeitet ihr euch in den Rängen nach oben und schaltet dabei Waffen und Ausrüstungsgegenstände frei. Zusätzlich gibt es Spezialisierungen, die man aus Modern Warfare kennt. Je nach Charakterklasse macht es Sinn, die Fahrzeugpanzerung zu erhöhen, die Zahl der tragbaren Granaten zu erweitern oder schneller zu sprinten. Erfahrungspunkte bekommt ihr durch Abschüsse, aber auch durch das Heilen von Kameraden und das Reparieren von Fahrzeugen. Da Teamwork hier noch stärker als in Modern Warfare belohnt wird, trefft ihr auf wenige Ego-Fragger. Komplexe Taktiken wird man zwar nur in Clan-Fights sehen, trotzdem könnt ihr mit ein paar eingespielten Freunden ein knappes Spiel herumreißen.
Die Klassen hat DICE weiter reduziert und zusammengelegt. Der Sturmsoldat, der die meiste Zeit mit einem entsprechenden Gewehr und einem Granatwerfer herumläuft, kann auch Munitionsnachschub auswerfen. Der Sanitäter hat ein leichtes Maschinengewehr verpasst bekommen und heilt seine Kameraden per Verbandskasten deutlich schneller als über das langsame Regenerationssystem. Neu ist das Comeback der Schockpaddles. Endlich könnt ihr eure Kameraden wiederbeleben. Der Ingenieur ist noch zusätzlich mit einer Panzerfaust ausgestattet und der Aufklärer neben seinem Scharfschützengewehr auch mit C4-Ladungen und einem Mörserangriff.
Bei den Fahrzeugen freut man sich über zwei Neuzugänge: An erster Stelle steht dabei der Black-Hawk-Hubschrauber. Dank zwei dicken Bord-Gatlings und massig Transportkapazität das ideale Gefährt, um ein Vierer-Squad an die Front zu schaffen. Als Gegenmaßnahme gibt es auf manchen Karten noch zusätzlich einen Flakpanzer, der sich auch ganz gut in der Offensive macht. Wirklich interessant werden die Fahrzeuge aber erst mit den Charakterupgrades. So bekommt ein Hubschrauber-Schütze mit mehr Fahrzeugschaden neben seinem Bord-MG auch eine TOW-Rakete an die Hand. Im Gegenzug übersteht ein Pilot mit Panzer-Spezialisierung selbst einen Treffer mit einer Flugabwehrrakete. Das taktische Meta-Spiel bekommt damit eine ganz neue Dimension und sorgt ausnahmsweise mal für rauchende Köpfe statt rauchender Waffen.