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Battlefield: Bad Company 2 - Vietnam

Apocalypse Now

Versteht mich nicht falsch. Die Karten machen im Rush-Modus jede Menge Spaß, liefern genau die richtige Mischung aus knallharten Stellungsschlachten, nervenzerfetzenden Schusswechseln und spannungsgeladenen Scharfschützenduellen, die schon Bad Company 2 zum aktuell besten Online-Shooter gemacht haben. Doch die taktischen Möglichkeiten des Conquest-Modus entfalten sich dank der schlauchartigen Konstruktionen nur äußerst zäh. Gut eingegrabene Gegner mit Medics, Patroullienboot und Scharfschützen lassen sich auch ohne Panzer im Cao Son Temple nur schwer aus der Deckung locken. Selbst im Map-Arsenal von Bad Company 2 gibt es da ein paar deutlich bessere Varianten, die durch ihr offenes Layout für harte, aber faire Gefechte sorgen.

Grafisch ist dagegen jedes Areal einmalig. Gerade Hill 137, eine von Napalm zerbombte, nordvietnamesische Stellung, lässt die gesamte Konkurrenz alt aussehen. Wenn man sich langsam über die verbrannte Erde vokämpft, ständig auf der Hut vor plötzlich aus Tunneln auftauchenden Gegnern, läuft es einem immer wieder kalt den Rücken runter. Das Ganze wird nur von dem Anblick des auf der anderen Seite gelegenen Wasserfalls übertroffen. Absoluter Wahnsinn. Auch Fahrzeuge und Charaktere sind eine wahre Pracht. Hochdetailliert, bei der Performance um Welten besser als Call of Duty: Black Ops und mit der genialen Destruction-2.0-Engine ausgestattet, ist auch der Vietnam-Ableger eine Augenweide. Schade nur, dass man an dem vielen Unterholz, den Bambusstäben und Palmen ständig hängenbleibt.

Ein weiteres Bonbon für Fans des Originals: In den Fahrzeugen läuft Musik. So könnt ihr zu Wagners "Ritt der Walküre" den Boden mit Raketen eindecken oder zu "Fortunate Son" mit dem Panzer feindliche Stellungen plattwalzen. Das mag zwar geschmacklich fragwürdig sein, macht aber eine ganze Menge Spaß. Ach ja: Wie schon beim Hauptprogramm sehen auch die Konsolen-Varianten hervorragend aus und spielen sich auch dementsprechend. Einziges Manko: Das Steuerungs-Layout lässt sich immer noch nicht verändern.

Battlefield: Bad Company 2 - Vietnam - Gameplay-Video

Nach einem bleiverhagelten Wochenende fällt das Fazit überraschend heterogen aus. Auch wenn Battlefield: Bad Company 2 - Vietnam in puncto Preis-Leistung die überteuerten Map-Packs der Konkurrenz locker schlägt, ist das Balancing bei einigen Conquest-Gefechten katastrophal. Während die Karten des Hauptprogramms noch relativ weitläufig sind, gibt es hier ein paar Schlauchkonstruktionen, die in diesem Modus aktuell kaum spielbar sind. Die für Rush gebauten Karten benachteiligen eine Seite klar. Daraus entstehen frustrierende Situationen, in denen man immer wieder nach wenigen Sekunden im Kugelhagel stirbt. Die Folge: Schnell dünnt sich das eigene Team aus und die Situation wird noch dramatischer. Außerdem hat man sich zu schnell an den vier beziehungsweise fünf Locations sattgesehen. Bis Bad-Company-2-Karten für Vietnam und umgekehrt aktiviert werden oder Nachschub kommt, werden bestimmt noch ein paar Wochen vergehen. DICE, verlangt von mir aus etwas für neues Material, Hauptsache es kommt schneller!

Im Gegenzug liefern die kleinen, aber feinen Änderungen ein überraschend anderes Spielgefühl. Vietnam ist kein Bad Company 2 in einem anderen Polygon-Kleid, sondern bietet durch die Reduktion auf das Wesentliche viel intimere, zum Teil auch intensivere Gefechte. Die Entfernungen schrumpfen deutlich, die Karten sind durch den Bewuchs unübersichtlicher, bieten dadurch aber auch viele Schleichwege. Und selbst der Flammenwerfer begeistert durch seine perfekte Mischung aus kurzer Reichweite und brutalem Schadensausstoß. Fans von Battlefield Vietnam müssen nur damit leben, dass es effektiv nur zwei gute Conquest-Maps gibt. Wem dagegen den Rush-Modus Spaß macht, sollte allein schon wegen der erstklassigen Atmosphäre zugreifen. Das Spiel bleibt trotz der Mängel einmalig. Einen Abzug gibt es aber trotzdem.

Battlefield: Bad Company 2 - Vietnam ist ab dem 21. Dezember für 1.200 Microsoft Punkte via XBLA beziehungsweise für 15 Euro im PSN erhältlich. Die PC-Version läuft seit dem 18. Dezember und kostet 12,99 Euro.

8 / 10

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