Battlefield Hardline - Polizeimarke statt Panzer
Aktuell zur Beta: Kann Battlefield ohne große Kriegsmaschinerie überzeugen?
Vom 3. bis zum 8. Februar lädt Electronic Arts zur offenen Multiplayer-Beta von Battlefield Hardline auf allen unterstützten Plattformen (PC, PS3, PS4, Xbox 360, Xbox One). Ich hatte vorab die Gelegenheit, die neuen Maps und Modi des virtuellen Räuber-und-Gendarm-Spiels auszuprobieren. Lässt sich der Verzicht auf schweres Kriegsgerät und internationale Konflikte verschmerzen?
Staubwüste nennt sich die Karte. Ein treffender Name für die karge, hügelige Landschaft und die dünn besiedelte Ortschaft in dessen Mitte. Hotwire nennt sich der Spielmodus. Das Prinzip ist simpel: Auf der Übersichtskarte sind Fahrzeuge markiert, die ihr als Gauner auf Bestellung klauen sollt. In der Rolle eines Cops müsst ihr das natürlich verhindern und die begehrten Karossen vorher beschlagnahmen. Oder rammen, abfackeln, vom Hubschrauber aus beschießen und mit der Panzerfaust in ihre Einzelteile zerlegen. Battlefield halt. Ohne Hovercrafts, Düsenjets und Schlachtschiffe, aber mit einem ansehnlichen Waffenarsenal auf beiden Seiten, mit denen sich locker ein mittlerer Krieg anzetteln ließe.
Zu eurem Ziel gelangt ihr vom Startpunkt der Karte aus mit einem Wagen, einem Motorrad oder per Hubschrauber. Je nachdem, was gerade noch frei ist und nicht bereits von einem Mitspieler in Beschlag genommen wurde. Alternativ könnt ihr euch auf den Beifahrersitz einen Squad-Kollegen oder an Bord eines Kampfhubschraubers teleportieren. Das spart Zeit, bringt Dynamik ins Geschehen und wenn ihr einen geschickten Piloten als Mitspieler erwischt, könnt ihr gemütlich aus der Luft mit einem schweren Maschinengewehr den Gegner unter Dauerfeuer nehmen.
Zumindest so lange, bis die gegnerische Seite eine Stinger Boden-Luft-Abwehrrakete auf dem Spielfeld findet und euch so aus der Luft holt. Das turbulente Katz-und-Maus-Spiel endet, wenn einer Seite die Tickets ausgehen, die die Fähigkeit zum Respawnen bedeuten. Keine Tickets, keine Leben. So einfach kann das sein. Im Probespiel kommt der Hotwire-Modus, der in der Beta nicht nur in der Wüste, sondern auch in den Häuserschluchten der Innenstadt Los Angeles (Karte: Downtown) wilde Verfolgungsjagden auslöst, gut an. Das Ziel in einem gestohlenen oder beschlagnahmten Fahrzeug möglichst lange unbeschadet seine Runden zu drehen, das sorgt für einen ordentlichen Adrenalinschub, wenn von allen Seiten geschossen und gerammt wird. Auch wenn noch lange nicht die gesamte Umgebung optisch imposant in Schutt und Asche gelegt werden kann, ist die schiere Menge an Explosionen und umherfliegenden Trümmern beachtlich. Wenn ihr als Zielobjekt einen schweren Tanklastzug findet, schlagt unbedingt zu. Dann seid ihr zwar eher in einem behäbigen Tempo unterwegs, dafür hält das Fahrzeug aber einiges an Beschuss aus und lässt euer Punktekonto kräftig steigen. Denn diese gibt es nicht nur für Abschüsse, Assists und gelungene Aktionen, sondern auch für die in einem Mindesttempo absolvierten Meilen.
Der klassische Battlefield-Modus Belagerung lässt sich in der Beta nur in der Karte Staubwüste spielen. Auf PC, Xbox One und PS4 rangeln bis zu 64 Spieler um die Vorherrschaft in dem Wüstenkaff, die alte Konsolengeneration muss sich mit einer Obergrenze von 24 Mitspielern begnügen. Das Ziel der Belagerung: in markierten Bereichen, meist einem Haus, vorhandene Gegner zu eliminieren und möglichst lange die Stellung zu halten. Das kann zu Fuß, in einem Fahrzeug oder auch aus der Luft der Fall sein. Kennt man. Im dritten spielbaren Modus darf man als Verbrecher den Tresorraum einer Bank mitten in der Innenstadt ausräumen und muss versuchen, mit der Beute die rettende Basis zu erreichen. Aufseiten der Gesetzeshüter muss das mit allen Mitteln verhindert werden. Und die Aussage „mit allen Mitteln" darf man ruhig wörtlich nehmen, denn natürlich interessiert hier keine akribische Detektivarbeit. Die Schrotflinte wird ausgepackt und die Fragen werden erst nach dem finalen Rettungsschuss gestellt. Die drei verfügbaren Karten (Sandwüste, Downtown und Überfall) sind abwechslungsreich, allerdings nicht sonderlich groß.
Schnell hat man gerade bei den Verfolgungsjagden die Grenzen des Spielbereichs erreicht und wird zum Umdrehen ermahnt. In den Modi, bei denen ihr überwiegend zu Fuß unterwegs seid, beispielsweise beim Banküberfall, spielt das keine allzu große Rolle, da es in den verwinkelten Straßenzügen immer wieder Aufgänge zu den Häuserdächern gibt, die euch einen guten Überblick über die Lage und einiges an taktischem Vorteil bieten. Immer wieder für eine Überraschung gut ist das aus Battlefield bekannte Levolution-System, das mal einen Sandsturm aufkommen oder gleich einen Kran in ein Hochhaus stürzen lässt. Das macht die Abschnitte unberechenbarer und kann eure Strategie schnell über den Haufen werfen.
Auf welcher Seite ihr eure Karriere beginnen wollt, ist der persönlichen Neigung überlassen. Im Probespiel sind weder die Verbrecher noch die Polizei mit eklatanten Vorteilen ausgestattet. Die vier wählbaren Klassen - Operator, Enforcer, Mechanic und Professional - sind auf beiden Seiten im Standard-Loadout gleich gut ausgerüstet. Mit jedem Levelaufstieg eröffnen sich mehr Möglichkeiten, sich zu bewaffnen und neue Ausrüstungsgegenstände für die jeweilige Klasse freizuschalten. Den Unterschied von Sieg und Niederlage bestimmt also nicht, ob die durchaus nützliche Gasmaske bei den Cops einen runden und bei den Verbrechern einen eckigen Filter hat, sondern eher die Teamfähigkeit und Klassenbalance innerhalb der Fraktion. Wenn euer Squad ausschließlich aus Snipern besteht, werdet ihr eben schnell Probleme bekommen, auch wenn es bequem erscheint, sich einfach irgendwo zu verstecken und sich mit dem Verteilen von Kopfschüssen zu vergnügen. Spannend klingt der erstmals in der Beta spielbare Hacker-Mode, bei dem ein Spieler jedes Teams einen auf Watch Dog machen kann. Kameras manipulieren, Feindstellungen ausspionieren, notwenige Ausrüstungsgegenstände liefern und den Hacker der Gegenseite neutralisieren. Inwiefern dieses Feature die Missionen tatsächlich maßgeblich beeinflussen kann, wird sich zeigen.
Nicht erst der Blick ins bekannte Battlelog bestätigt: Bei Hardline steht Battlefield drauf und es ist wenig überraschend auch Battlefield drin. Zwar ist es keineswegs so, dass hier lediglich die Uniformen ausgetauscht wurden und es halt mehr Zivil-, denn Militärfahrzeuge gibt, aber große Experimente scheint das neue Entwicklerstudio nicht zu machen. Das in Kalifornien beheimatete Studio Visceral Games, bestens als Entwickler der Dead-Space-Reihe bekannt, taucht nach einem kurzen Abstecher mit dem Battlefield-3-DLC End Game erstmals richtig in das Geschehen ein. Und das mit einer durchaus unterhaltsamen Variation des Battlefield-Themas, dem es definitiv nicht an Tempo und Action mangelt.