Battlefield: Heroes
Krieg der Individualisten
Damit der Humor des Titels entsprechend zur Geltung kommt, werden die komischen Gestalten aus der Third-Person-Perspektive gezeigt. Alternativ gibt es zwar eine First-Person-Perspektive, doch der bringt Euch durch das ungewöhnliche Waffenhandling nur wenig Vorteile.
Nahezu alle Waffen streuen enorm und mangels vernünftigen Trefferfeedback fallen die Feuergefechte recht anspruchslos aus. Ein Headshot wurde bei unserer Testsession in London mit folgendem Spruch quittiert: „Hey, das ist der erste Kopfschuss heute, so etwas ist enorm selten.“
Das gleiche Bild beim einzigen Spiel-Modus: Als Tribut an Gelegenheitsspieler, die sich nicht um Taktiken kümmern möchten, wurde die Conquest-Vorlage stark modifiziert. Es gibt noch immer eine bestimmte Anzahl von Tickets, die Ihr beim Gegner auf Null reduzieren müsst, die Einnahme von Flaggen ist dazu aber nicht mehr nötig. Besonders fleißige Killer können ihr Team genauso schnell zum Sieg führen wie mit der Eroberung aller Flaggen. Der „Enhanced Conquest“ Modus lässt sich so wie ein Deathmatch spielen und benötigt nahezu keine Einspielzeit.
Auch die Panzer haben wenig mit Realismus zu tun. Ihre Kanonen sind extrem ungenau und verschießen ihre Geschosse im hohen Bogen. Außerdem richten sie deutlich weniger Schaden an und besitzen nur ein Maschinengewehr für den Beifahrer. Mit einem einzelnen Treffer sind Infanteristen kaum zu erledigen. Da ist es manchmal effektiver, den Gegner einfach zu überfahren.
„Wir schrauben natürlich noch an dem Balancing“, gaben die Entwickler zum Besten, was angesichts der Durchschlagskraft des Maschinengewehrs auch dringend nötig ist. Dutzende Schüsse schluckt ein Feind, bevor er ins Gras beißt, wird er dabei geheilt, dauert es sogar deutlich länger. Die Soldaten halten insgesamt deutlich mehr als ihre Kameraden aus den anderen Titeln aus, gefühlte 200 Schuss sind dann doch etwas zu viel.
Die Items machen da natürlich auch keine Ausnahme. So erwies sich die automatische Reparatur der Commander-Klasse in den Testmatches als viel zu mächtig. Ist der Panzer auch noch so sehr beschädigt, mit etwas Geschick überlebt er selbst Dutzende Attacken. Einfach schnell in Deckung gehen, kurz reparieren und wieder zurück an die Front.
Die Beispiel lassen sich noch ewig weiter führen. Battlefield Heroes strotzt im jetzigen Zustand nur so vor Ungenauigkeiten, lässt aber eine klare Linie erkennen. Der kurze Spaß für zwischendurch steht klar im Vordergrund. Wer hier einen Battlefield 2-Konkurrenten erwartet, liegt komplett daneben.
Wer nun denkt, dass der Titel wegen des seltsamen Balancing keinen Spaß macht, täuscht sich. Selbst in diesem unfertigen Zustand versprüht der Titel einen unbeschwerten Spielwitz, der im Vergleich zu den vielen „ernsten“ Shootern da draußen sehr erholsam wirkt. Spätestens wenn Ihr mit zwei Kollegen auf den Tragflächen einen Infanteristen mit einem Flugzeug „überfliegt“, werdet Ihr Euch das Grinsen nicht verkneifen können.
Trotzdem muss DICE bis zum Release noch eine Menge am Balancing arbeiten. Im jetzigen Zustand wirkt der Titel unausgewogen, zeigt aber schon ein paar erstklassige Ansätze. Neben der schicken Grafik ist es vor allem die individuelle Ausstattung der Charaktere, die eine Menge Spielspaß verbreitet. Ihr könnt stundenlang ausprobieren und Euch selbst Ziele setzen. Gerade weil der Titel auch noch kostenlos ist, wird er auf jeden Fall seine Fangemeinde finden.
Gestandene Shooter-Profis können mit Heroes endlich etwas abspannen und auf der Jagd nach der Weltspitze eine Pause einlegen. Die Hauptzielgruppe sind allerdings Gelegenheitsspieler, die sich bei anderen Titeln im wahrsten Sinne überrollt fühlen. Hier könnt Ihr endlich mal 5 Minuten durch die Gegen springen, ohne dass Euch ein Pro-Gamer gleich mit dem Scharfschützengewehr ein Auge ausschießt.
Battlefield: Heroes erscheint im 3. Quartal 2008 für den PC.