Battletech 1.6, Urban Warfare und die neue Freude über Schüsse, die daneben gingen
Die neue Erweiterung ist ein wenig teuer, zeigt die Strategieperle zusammen mit Version 1.6 aber von einer neuen Seite.
Ah, endlich ein Vorwand, wieder Battletech zu spielen. Zusammen mit der kostenpflichtigen neuen Urban-Warfare-Erweiterung erschien diese Woche das Umsonst-Update 1.6, das so einiges neu und anders macht. Und tatsächlich bin ich nach einigen Stunden mit beiden fast geneigt zu sagen: 1.6 stellt für mich die größere Umwälzung dar.
Aber im Grunde stimmt es, denn wo Urban Warfare neben ECM-Mechaniken schöne neue Stadt-Maps mitbringt, in denen die Nutzung von Deckung, Höhenunterschieden und dynamischer Umgebungszerstörung schöne neue Facetten der Taktiken offenbart, ist es doch die kostenfrei im Patch hinzugekommene Stray-Shots-Mechanik, die für mich das Spiel entschiedener auffrischt, denn sie kommt in jeder einzelnen Mission und in jeder Mech-Zusammenstellung zum Tragen.
Was das ist? Nun, wie ihr sicher wisst, treffen längst nicht alle der vielen, vielen Salven, die ihr auf eure Gegner loslasst, auch ins Ziel. Projektile, die ihr Ziel verfehlten, hörten für den Spielcode bisher immer direkt auf zu existieren. Jetzt wird ihre Flugbahn weiter simuliert, weshalb es sehr unwahrscheinlich ist, dass ein Schwarm von 20 Raketen auf seinem Weg Richtung Feind nicht auch etwas Kollateralschaden anrichtet. Oder eine Menge. Folglich ertappe ich mich in 1.6 immer häufiger dabei, wie ich meine eigenen Einheiten so ausrichte, dass ich möglichst wenig geschlossene Angriffsfläche biete und gleichzeitig mehrere Mechs auf einer Linie angreifen kann. So zählt jeder einzelne Schuss.
Das erzeugt eine ganz neue Dynamik, die in jeder Schlacht deutlich zu spüren ist und sich in den neuen Stadt-Kämpfen der Urban-Warfare-Erweiterung sogar noch deutlicher auswirkt: Durch einen Sprung auf ein Hochhaus Höhenvorteile auszunutzen ist zwar sexy, dann aber mehr aus Zufall das Gebäude zu zerlegen, auf dem der Kollege steht, eher weniger. Überhaupt ist die Zerstörung im neuen Biom (nach dem man auf der Karte auch filtern darf) bedeutsamer, weil man sich durch das Sprengen eines Gebäudes schon mal neue Sichtlinien erschafft, die den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen können.
Der einzige Haken: Nachdem die Performance von Battletech mittlerweile ganz ok war, ziehen die Stadtumgebungen die Bildrate wieder massiv runter. Auf meiner GTX 1080 sind's dann eher 30fps als die sonst über 60. Nicht, dass das den Spielspaß in einem Strategiespiel wie diesem maßgeblich beeinträchtigen würde (ein bisschen aber schon, denn das Auge spielt mit). Aber man fragt sich schon, ob Harebrained Schemes die richtige Engine für dieses Spiel wählte.
Eine weitere Daseinsberechtigung erhält die Bezahlerweiterung durch die beiden neuen Elektronischen Kriegsführungsmaßnahmen. Alle Mechs in seiner Umgebung mit einer Tarnkappe zu belegen und Raketenbeschuss und indirektes Feuer abzuwehren, eröffnet tolle neue Taktiken, wenn man sich plötzlich geschlossener über eine Karte bewegt, um alle Einheiten im Einflussbereich des kleinen Raven EC-Mech zu halten. Und mit einer Sonde bringt man ein wenig Gewissheit in Gegenden, die man nicht einsehen kann. Cooles Zeug.
Weitere Elemente des Bezahl-Updates sind neue Feindfahrzeuge, zwei neue Mechs, neue Flashpoints und Encounters, weshalb das Preisschild einigen mit 20 Euro ein wenig hochgehängt vorkommen dürfte, was es vermutlich auch ist. Zusammen mit all den Änderungen aus 1.6 - und das sind einige: neues Battle+ Encounter, mehr Sternensysteme und Mech-Varianten, neue Events und zahlreiche UI-Verbesserungen und Bugfixes - fühlt sich das Spiel aber spürbar aufgefrischt an.
Ich spiele fast jede meiner Feindbegegnungen nun deutlich anders und erlebe einige sehr unvorhergesehene Momente. In einem Strategiespiel mit zunehmend schwerer ausrechenbaren Zermürbungsschlachten kommt jetzt also noch ein Element hinzu, das eure Anpassungsfähigkeit auf die Probe stellt. Auch wenn ihr die Erweiterung nicht kaufen wollt, 1.6 solltet ihr als Battletech-Fan auf jeden Fall ausprobieren. Und passt auf, wohin ihre eure Waffen haltet!
Entwickler/Publisher: Harebrained Schemes/Paradox - Erscheint für: PC - Preis: 19,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsch - Mikrotransaktionen: nein