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Bayonetta and Vanquish 10th Anniversary Bundle - Test: Zwei für die Ewigkeit

Remasters ohne großen Schnickschnack, die man trotzdem haben muss.

Eurogamer.de - Herausragend Badge
Die zwei Zacken der Krone moderner Action-Unterhaltung, endlich auch auf aktuellen Konsolen: Keine perfekten Ports, aber zeitlose Klassiker.

Keine Ahnung, was da so lange gedauert hat. Aber nachdem SEGA sich vor mittlerweile drei Jahren die Arbeit gemacht hatte, diese beiden Platinum-Games-Klassiker der PS360-Ära auf den PC zu bringen - lest dazu auch unseren Bayonetta (PC) Test -, dürfen nun endlich auch PS4- und Xbox-One-User mal ran. Und das ist eigentlich das einzige wirklich Schlechte, was mir zu diesem Bundle einfällt, das man nun für 40 Euro (oder einzeln für je 25) kaufen kann: Dass es zu lange gedauert hat.

Es handelt sich nicht einmal um Remakes, sondern eher um das, was man wohl ein Remaster nennen würde. Vanquish peilt nun 60 statt der damaligen 30fps an, Bayonetta liefert seine 60 nun so gut wie komplett durchgängig, und in der Auflösung wird mit 1440p etwas deutlich Höheres geboten als das, was damals aus dem Videokabel kam. Abgesehen davon wurde nicht so viel gemacht. Im Vergleich zur PC-Ausgabe fehlt sogar das eine oder andere Feature. Bayonettas Kanten werden auf Konsole nicht mit MSAA geglättet, Ambient Occlusion Effekte fehlen hier ebenso wie in Mikamis Sci-Fi-Shooter und überhaupt wurden weder Texturen noch Spielobjekte durch zeitgemäßere oder wirklich überarbeitete Versionen ausgetauscht. Diese Spiele sehen exakt so aus wie damals, nur eben deutlich sauberer und flüssiger.

Digital Foundry hat dazu einige anschauliche Analysen angestellt, die ihr euch hier anschauen könnt.

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Aber gut, im Grunde ist das genau die Situation, die ich mir hierfür gewünscht und vorgestellt hatte. Okay, hübschere Zwischensequenzen, vor allem für Vanquish, dessen vorberechnete In-Engine-Sequenzen niedrig aufgelöst und grobschlächtig wirken, wären nett gewesen und hier und da wackelt auch die Bildrate je nach Konsole mal mehr, mal weniger. Auf der Xbox One S sind die 60fps spürbar ein wenig zu hoch gegriffen, so oft wie das Spiel darunter herumlungert. Die Lage bessert sich mit jeder Sprosse, die man die Plattformleiter emporklettert: Der PS4 gelingt es deutlich besser, die magischen 60 zu halten, der Pro sogar meistens, während die One X das Spiel mehr oder weniger mit links wuppt. Bayonetta hatte unterdessen auf keiner Plattform ernsthafte Schwierigkeiten damit, zielte aber auch schon damals auf 60fps.

Was zählt: Auch wenn diese Version nicht auf allen Plattformen perfekt läuft und es durchaus vorstellbar ist, dass man sie noch schöner hinbekommen könnte: Sie laufen deutlich besser als damals, als man ihnen verfiel, und spielerisch haben sie sich ohnehin bestens gehalten. Ergo erhalten beide von mir eine unbedingte Kaufempfehlung - vor allem für Spieler, die beide Titel noch nicht kennen.

Diese beiden Spiele sind fantastisch gealtert. Die echten Remakes können wir also auf das Ende der nächsten Generation vertagen.

Ich persönlich habe eine besondere Schwäche für Vanquish, auch wenn ich weiß, dass Bayonetta deutlich mehr Fans haben dürfte. Warum, ist auch klar. Damals war es eine grandiose Wachablösung für ein Devil May Cry, dem sichtlich die Ideen und auch der jugendliche Schwung abhanden gekommen waren. Bayonetta kam mehr oder weniger aus dem Nichts und war die in jeder Hinsicht entfesselte, wunderbar technische Sexy-Stiefmutter-Version von Dante. Kein Wunder, dass sich Devil May Cry 5 bei allen Qualitäten erstmal wieder an den Eskapaden der stilvollen Hexe messen lassen musste. Freunde Stil- und Score-getriebener Third-Person-Action mit einem Kampfsystem zum Niederknien, kamen in den letzten zehn Jahren hieran einfach nicht vorbei.

Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb mir Vanquish mehr am Herzen liegt: Der Underdog-Status. Third-Person-Shooter gab und gibt es wie Sand am Meer, Vanquish traute sich, etwas entschieden Riskantes und Japanisches zu wagen - und ging damit gnadenlos unter. Dabei gelang Shinji Mikami mit einer geradezu betreten machenden Leichtigkeit das 3D-Contra, das Konami nie auf die Kette bekommen sollte. Ein furioser, schamlos arcadiger Krawallmarsch an der Innenseite einer zylindrischen Raumstation entlang. Eine irrwitzige Action-Abrissbirne, die mit viel Gewalt zwischen ultraschneller Raketenrucksack-Schlitterei und Superzeitlupen hin- und herschwang und dabei gängige Deckungs-Shooter-Konventionen einriss.

Durchpusten - und dann um die Ecke wie ein Geschoss.

Den Kopf zog man immer nur zum Durchpusten und Abchecken der Situation kurz ein, bevor man sich wieder um die Deckung warf, um sich wie eine unsachgemäße benutzte Silvesterrakete - nur gefährlicher - den Boden entlang in Richtung Feind schießen zu lassen. Der Spieler selbst wird gewissermaßen zum Projektil - und wenn das nicht wahnsinnig cool ist, dann weiß ich gar nichts mehr. Eingehendere Gedanken zum Spiel, könnt ihr meinem Vanquish Test von damals entnehmen. Aber es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn ich sage, dass meine Liebe zu diesem Spiel in den vergangenen zehn Jahren nur noch gewachsen ist.


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Also ja: Das wenig überraschende Urteil über diesen Doppelpack zweier konkurrenzlos guter und herrlich unverdünnter Actionspiele, wie sie heute nur noch wenige machen, fällt eindeutig aus: Wer diese Bildungslücke noch schließen muss, hat die kommenden zwei Wochenenden nichts besseres vor und weiß dann endlich auch, weshalb alle immer von diesen Spielen schwärmen. Der Rest von euch ... weiß eh schon bescheid und darf sich dieses Bundle gerne als definitive Konsolen-Version auch noch einmal ins Regal stellen.


Mehr Infos, Neuigkeiten und Artikel zu Action-Adventures und Shootern lest ihr hinter den Links.


Entwickler/Publisher: Platinum Games/SEGA - Erscheint für: PS4, Xbox One - Preis: ca. 40 Euro - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsch - Mikrotransaktionen: nein - Getestete Version: PS4 Pro

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