Bayonetta
Sexy, schlagfertig und unverschämt
Wenn man die Qualität eines japanischen Action-Spiels an der Arroganz ihrer Entwickler ablesen kann, dürfte Bayonetta den Erzrivalen Devil May Cry um Längen schlagen. Die überhebliche und flapsige Antwort des Game Directors und Devil May Cry-Erfinders Hideki Kamiya zur Ankündigung von Bayonetta klingelt mir noch immer in den Ohren.
Danach gefragt, wo denn nun die Unterschiede zwischen Devil May Cry und Bayonetta liegen würden, gab es dann nur ein: „Man spielt eine Frau“, gefolgt von gehässigem Gelächter. Den Witz der Antwort habe ich auf jeden Fall bis heute nicht verstanden, dafür wurde bei der GC-Präsentation deutlich, was das Team von Platinum Games mit ihrer Action-Adventure-Variante anstellen möchte.
Auch, wenn ich es dem überheblichen Entwickler nicht gerade gönne, konnte die holde Hexen-Lady sofort überzeugen. Als sie mit wackelndem Arsch zum ersten Mal in eine typische Devil May Cry Landschaft trat, dachte ich noch an eine schlechte Kopie. Als die ungewöhnliche Heldin dann aber zu Kämpfen anfing, blieb mir das dreckige Grinsen im Halse stecken. Obwohl mir der seltsame Japano-Rock im Hintergrund und das Auftreten der ungewöhnlichen Hauptfigur auf den Keks geht, muss ich zugeben, dass die Kämpfe im Devil May Cry-Stil schon jetzt ihresgleichen suchen.
In einer lieblichen Gartenanlage ging es dann auch sofort ans Eingemachte. Zur Geschichte gab es vorab nur wenig Informationen. Scheinbar ist Bayonetta eine Hexe, die gegen böse Engel antritt. Ihr eigenes rüpelhaftes Auftreten, das mich ein wenig an ihren Schöpfer erinnert, passt so gar nicht zum üblichen Bild einer Weltenretterin. Auch die Bösewichter mit ihren weißen Federschwingen und einem leuchtenden Heiligenschein wollen irgendwie nicht so richtig in die üblichen Klischees hineinpassen.
Um den Sex-Faktor zu erhöhen, ist die gute Frau nur mit ihren eigenen Haaren bekleidet. Das magische Gestrüpp legt sich schmiegsam um ihren Körper und wird bei Spezialangriffen in riesige Waffen geformt. Die Dame entkleidet sich dabei bis auf ein paar Strähnen über der Scham und den Brüsten. Ein ganz besonderer Moment, in dem man sich einen Langhaarschneider herbeiwünscht.
Doch genug von der dreckigen Fantasie eines gestressten Spielejournalisten. Viel wichtiger ist das ungewöhnliche Waffensystem, das die Action auf einen ganz neue Ebene befördert. Da wären zum einen die Fußknarren, die gezielte Tritte in mächtige Fernkampfattacken verwandeln, und die bereits erwähnten Spezialattacken des Haupthaars, das sich beim Angriff schon mal in einen drei Meter großen Fuß, eine Guillotine, eine eiserne Jungfrau oder in einen Grabstein verwandeln.
Mit geschickten Kombos und Tastenkombinationen werden so brutale Schlagfolgen ausgelegt, die das himmlische Volk auf den Boden der Tatsachen zurückholen und es auf ganz unterschiedliche Art und Weise um die Ecke bringt. Besonders effektiv ist aber die feindliche Artillerie, die in Form von himmlischen Posaunen das aufgeregte Flattervieh gleich Reihenweise auf den Boden der Tatsachen zurückholt.
Um Spieltiefe und Taktikumfang weiter zu erhöhen, können die Waffen on the fly gewechselt werden. Während Ihr also eine Kombo mit den Fußkanonen einleitet, könnt Ihr mit einem Knopfdruck zu einem mächtigen Katanaschwert greifen und den Gegner in handliche Sushi-Stücke verarbeiten. Ein „kleiner“ Zwischenboss markierte kurz drauf das Ende des ersten Demo-Levels.