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Bayonetta

LSD-Trip und nackte Haut

In der Theorie sind die Level zu 360 Grad begehbar. An einigen Stellen kommt das auch aktiv zum Einsatz, wird jedoch stets vom Spiel vorgegeben. In einem Abschnitt läuft man beispielsweise an Häuserwänden entlang, ein paar Meter weiter blubbert die heiße, tödliche Lava vor sich hin, Funken entweichen in die Luft und obendrein lauern diverse Feinde im Gebiet.

Bayonetta hüpft von Haus zu Haus, von Stein zu Stein. Dabei brechen Gebäude zusammen, reißen sie im schlimmsten Fall mit in die Tiefe. Diese Möglichkeiten dienen keineswegs nur als optisches Gimmick. Es ist zwingend nötig, um an den entsprechenden Positionen überhaupt voranzukommen.

Die Skurillitäten hören selbst in den normalen Kämpfen nicht auf, sofern man bei Bayonetta überhaupt das Wort „normal“ in den Mund nehmen kann. Immer wieder hat man die Möglichkeit, Spezialattacken und Folterangriffe einzusetzen. Es kommt öfter vor, dass sich Bayonettas Haare beispielsweise in ein riesiges, zähnefletschendes Monster verwandeln und einen Gegner regelrecht zerfleischen.

Während ihre Haare so herumwirbeln, steht die gute Dame praktisch nackt in der Gegend. Lediglich ein paar Haarfetzen bedecken noch ihre intimsten Stellen. In besonders lasziven Momenten, etwa wenn sie die Beine entsprechend weit spreizt, schießt das Spiel übrigens selbstständig Fotos. Natürlich nur als Erinnerung an die schönen Auseinandersetzungen. Wozu auch sonst?

Bayonetta - Story-Trailer

Die Folterangriffe umfassen scharfe, spitze und insbesondere tödliche Gerätschaften, die von Bayonetta herbeigezaubert und teils als Finisher genutzt werden. Zum Beispiel ein riesiges Rad mit spitzen Zacken, das sich wild drehend in einen Widersacher bohrt, ihm jegliches Blut aus dem Körper matscht und nichts Lebendiges von selbigem übrig lässt. Oder aber die Guillotine, mit der die bösen Engelchen ganz flott einen Kopf kürzer gemacht werden.

Und da wäre dann noch die Eiserne Jungfrau. Bayonetta befördert einen der Kontrahenten mit einem beherzten Tritt hinein und knallt umgehend die Tür hinzu. Zu der Chance auf eine lebendige Flucht kommt es für den Schergen jedoch nicht, da sich, wie es sich für Eiserne Jungfrauen nun gehört, an der Innenseite spitze Pfeiler befinden. Akupunktur für Fortgeschrittene und besonders cool inszeniert. Es geht eben nichts über Stil beim Auseinandernehmen der Fieslinge.

Während Hexchen ordentlich austeilt, greift sie auf ein umfangreiches Bewegungsrepertoire zurück. Unzählige Moves stehen zur Verfügung. Nette Idee: Während des Ladevorgangs zwischen den einzelnen Abschnitten sieht man eine Auflistung sämtlicher Kombos und ist in der Lage, sie nach Lust und Laune auszuprobieren. Die Akrobatik kann sich definitiv sehen lassen. Bayonetta macht Überschläge, wirbelt das Schwert durch Luft und Feind und schickt gleich noch ein paar Kugeln auf die Fieslinge. Ständig blitzt etwas auf, Gegner fliegen herum, geschwungene Waffen ziehen sichtbare Spuren hinter sich her. Und all das geschieht teilweise so rasend schnell, das keine Atempause bleibt. Unterbrochen wird man selbst vom Waffenwechsel nicht. Der geht nahtlos durch die Betätigung des linken Triggers in Sekundenbruchteilen über die Bühne.

Überall wird geschnetzelt.

Frische Prügelinstrumente besorgt man sich einfach von den getöteten Widersachern. Die Gerätschaften sind allerdings nicht bis zum Spielende einsetzbar. Einige bieten lediglich eine begrenzte Haltbarkeit, andere wiederum sind in puncto Energie beziehungsweise Munition limitiert.

Sollte es mal brenzlig werden, hilft die „Witch Time“ weiter. Das kleine Hilfsmittelchen friert die Zeit um Bayonetta herum ein. Ausgelöst wird dieser Effekt, indem die Hexe im letzten Moment einen Backflip macht, also einem Schlag ausweicht. Der Bildschirm schimmert dann kurzzeitig in blauer Farbe und die Welt erstarrt. Das dient nicht etwa dazu, um sich aus dem Staub zu machen. Man haut einfach munter weiter drauf und erfreut sich an den in diesen Sekunden wehrlosen Opfern. Und das immer und immer wieder. Weil es einfach Spaß macht, sich so herrlich verrückt auszutoben.

Es fällt mir schwer, Bayonetta wirklich richtig einzuschätzen. Man merkt dem Spiel seine Wurzeln immer wieder an, Devil May Cry-Erfinder Hideki Kamiya sei Dank. In den gespielten Abschnitten macht das Geschnetzel auch wirklich Spaß, obwohl ich vermutlich nur an der Oberfläche der möglichen Kombos und Aktionen gekratzt habe. Meine größte Befürchtung ist aber, dass mir das Gedudel im Hintergrund irgendwann gewaltig auf den Keks gehen wird.

Bayonneta ist jedenfalls kein Spiel, das man einem Epileptiker empfehlen sollte. Wer Spiele á la Devil May Cry mag, muss Bayonetta aber im Blickfeld behalten.

Bayonetta erscheint voraussichtlich im Herbst für Xbox 360 und PlayStation 3.

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