Beat Cop - Test
Polizei-Simulator 1988
Mein Bild von US-Polizisten ist geprägt von 80er-Jahre-Serien und -Filmen. Ich denke an Miami Vice, an den späten Columbo und an die unfähigen, bösen Gesetzeshüter aus dem A-Team. Amerikanische Polizisten essen nach diesem Duktus Donuts, sie sind einfache Leute mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn und wenn ihnen etwas nicht passt, lassen sie auch schon mal Fäuste sprechen. Einen eben solchen Polizisten verkörpert ihr in Beat Cop. Beat, das ist im US-Polizeijargon so etwas wie das Revier eines Polizisten, die Gegend, die er kontrolliert. Hier kennt er seine Pappenheimer, ist per Du mit dem Hot-Dog-Mann und gibt acht, dass die Mafia beim örtlichen Italiener nicht zu zudringlich wird - wohlwissend, dass er allein gegen die organisierte Kriminalität nichts ausrichten kann. Das Klischee über amerikanische Polizisten will es, dass sie nach langem aufopferungsvollen Dienst, an ihrem vorletzten Arbeitstag vor der Rente hinterrücks erschossen werden und dass ihr Partner sich dann auf einen desillusionierten Rachefeldzug begibt. Genau das ist es, was euch passiert. Eben jener Beamte, der euch einarbeitet, Fat Mike, wird abgeknallt und ihr müsst nun herausfinden, wer das war und denjenigen zur Rechenschaft ziehen.
Wenn ihr nun denkt, ihr zückt einfach eure Knarre und knallt die Gangster New Yorks auf offener Straße ab, liegt ihr aber falsch. Stattdessen schreibt ihr Strafzettel und zwar so viele wie der Boss es von euch verlangt. Alternativ könnt ihr euch von den Fahrzeughaltern auch bestechen lassen und so nebenbei ein bisschen Schwarzgeld verdienen. Dann erfüllt ihr aber möglicherweise eure Quote nicht, weshalb es Ärger vom Chef gibt. Und weniger Gehalt, denn ihr werdet aus irgendeinem Grund nach einem Provisionsmodell bezahlt. Arbeitet ihr gut, verdient ihr gut. Zwischendurch könnt ihr ein paar Taschendiebe fangen und so finanzielle Boni verdienen, zudem verdingt ihr euch als unfreiwilliger Mittelsmann zwischen der italienischen Mafia und dem, was die Entwickler von Beat Cop als Abziehbild einer schwarzen Gang verstehen.
Euer Alter Ego, der Name ist übrigens Jack Kelly, ist dabei selbst ab und an rassistischen Kommentaren ausgesetzt. Der Nachname Kelly identifiziert ihn als Sohn irischer Einwanderer und Katholiken - darauf hacken die NPCs im Spiel gerne rum. Hin und wieder dürft ihr Entscheidungen treffen, etwa, ob ihr eine Prostituierte für Geschlechtsverkehr bezahlen wollt oder nicht. Kelly hat aber auch ein Eigenleben, das dem eingangs erwähnten US-Polizisten-Gerechtigkeitssinn sehr entspricht. Wenn Kelly also den Säufer zusammentritt, der seine Nichte vermöbelt, ist er in den offiziellen Polizeipapieren nur die Treppe runtergefallen. Diese Ausprägung von Polizeigewalt soll Kelly wohl irgendwie sympathisch machen - in der Praxis hinterlässt sie allerdings das Gefühl, dass ihr nur dann Entscheidungen treffen dürft, wenn sie für den weiteren Spielverlauf keine allzu große Rolle spielen. Das ist eine vertane Chance, denn der pixelige Kelly hätte sich ideal auch als Spielfigur angeboten, die ihr selbst ausgestalten könnt. Guter oder böser Cop eben. Aber nein, Kelly ist in seinen Verhaltensmustern ziemlich festgefahren, ein bisschen wie Judge Dredd - Polizist, Staatsanwalt, Richter und Strafvollzugsbeamter in einer Person.
Nun könnten Atmosphäre und Gameplay dieses Spiel wirklich retten. Es sieht hübsch aus, die Musik wummert in besten 80er-Synthesizer-Tönen vor sich hin, aber dann erlebt ihr in dieser stylischen Umgebung eben den bereits erwähnten Arbeitsalltag eines US-Polizisten. Hin und wieder knackt das Funkgerät, dann müsst ihr von A nach B laufen und einen NPC anklicken. Das hält euch vielleicht kurzfristig davon ab, einen Strafzettel zu schreiben, für euren Spielfortschritt ist es aber nicht wirklich gefährlich. Wenn ihr versagt, dann liegt das leider in Teilen an der kruden Steuerung. Mit einem einfachen Klick lauft ihr nämlich unsagbar langsam, mit einem Doppelklick rennt ihr zwar, seid aber sehr schnell mit eurer Ausdauer am Ende. Und, das ist das Beste: Bevor ihr weiterlaufen könnt, bleibt ihr dann auch noch kurz stehen. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, aber es fühlt sich unnatürlich an und stört.
Ebendiese Probleme werden mehr je länger das Spiel dauert. Beinahe hat man das Gefühl, das Spiel zerbricht an seiner Dauer. Beat Cop ist unterteilt in Tage. Und was am ersten Tag noch wie ein interessantes Szenario wirkt, entpuppt sich nach dem dritten oder vierten Tag als undurchdacht. Man denkt stets, dass hinter der Spielmechanik noch mehr stecken muss, irgendeine Tiefe, aber sie kommt einfach nicht. Und so dürften nur die wenigsten Spieler Lust haben, die eigentlich ganz interessante Geschichte des Spiels zu Ende zu erleben - zumal die satirisch aufgegriffenen Rassismen der 80er Jahre nie wirklich gebrochen werden. Klar, das Spiel reproduziert die 80er, aber es glorifiziert sie eben auch, ohne auch nur ein offenes, kritisches Wort zu verlieren. Ab etwa dem fünften Iren-Witz machte mir das keinen Spaß mehr.
Beat Cop ist ein Spiel, das ich wirklich mögen wollte. Aber es ging einfach nicht. Ich mag den Stil, den Sound, die Grafik, teilweise sogar die Dialoge, aber all das kann mich nicht über die spielerischen Schwächen hinwegtäuschen. Da mag man sagen, dass das Spiel eine perfekte Umsetzung durchschnittlicher 80er-Jahre-Krimis ist, da mag man Jack Kelly noch so authentisch finden. Unterm Strich hat Beat Cop einfach keinen Spaß gemacht. Anders gehen könnte es Leuten, die auf Arbeitssimulationen stehen und solche, die sich gern in Spiele hineinarbeiten, um dann zu "arbeiten". Weil sie es können, nicht weil das Spiel eine Motivation geben würde. Die mag es geben. Ich gehöre nicht dazu.
Entwickler/Publisher: Pixel Crow/11 bit studios - Erscheint für: PC - Preis:14,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: PC - Sprache: englisch - Mikrotransaktionen: Nein