Berücksichtigung des Suchtpotentials bei Freigaben 'derzeit nicht leistbar'
'Die Studienlage ist sehr dürftig'
Gestern trafen sich in Hannover mehrere Experten zu einem Informationsaustausch über das "Abhängigkeits- und Suchtpotenzial von Computerspielen".
Auf der von Niedersachsens Sozial- und Familienministerin Mechthild Ross-Luttmann und vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration durchgeführten Veranstaltung sprach unter anderem auch Christian Pfeiffer, Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen.
Seine Forderungen hinsichtlich der Berücksichtigung des Suchtpotentials bei Altersfreigaben für Spielen wurden laut einer Meldung der dpa jedoch eher kritisch aufgenommen. Aufgrund mangelnder Kritierien sei ein solches Vorhaben "derzeit nicht leistbar", heißt es.
"Die Studienlage in Deutschland ist sehr dürftig", so Rainer Thomasius vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Es sei weiterhin unklar, welche genauen Folgen die exzessive Nutzung von Spielen tatsächlich habe.
Ross-Luttmann machte unterdessen klar, dass es wichtig sei, "den Konsum von nicht für Minderjährige freigegebenen Spielen und Videos durch Kinder und Jugendliche wirksam zu erschweren und auch tatsächlich einzudämmen". Nach Ansicht von Klaus Schäfer, Abteilungsleiter im nordrhein-westfälischen Familienministerium wäre dazu bei "Online-Spielen zukünftig eine Alterskennzeichnung durch die Länder" nötig.
Die Anfang des Jahres im Landkreis Gifhorn durchgeführten Testkäufe zeigten laut Ross-Luttmann positive Auswirkungen. Die ertappten Geschäfte hätten sich einsichtig gezeigt und angekündigt, ihr Personal diesbezüglich besonders zu schulen.
Im gleichen Atemzug wies Ross-Luttmann nochmals darauf hin, dass die Nichtbeachtung der Altersgrenzen kein Kavaliersdelikt sei. Insbesondere die Eltern stünden dabei in der Pflicht: "Die schärfsten Gesetze der Welt sind nutzlos, wenn Eltern nicht wissen, was in Kinder- und Jugendzimmern abgeht und was in ihren Kindern vorgeht", sagte sie.