Besser als The Batman: The Penguin Folge 1 legt einen starken Start auf WOW hin
Hey, da geht es ja um was!
Spoiler zu Folge eins von The Penguin
Während mich The Rings of Power weiterhin dezent langweilt (ich lasse euch wissen, sollte sich das ändern), habe ich mit The Penguin angefangen. Ich gebe zu, Matt Reeves’ The Batman fand ich leider sterbenslangweilig. Zwar gefielen mir insbesondere Catwoman und der Pinguin und auch die Stimmung von Gotham City war generell gut eingefangen. Aber der Detektivplot war steif und eintönig inszeniert, der Riddler-Plan zum Schluss in seiner Botschaft wirr. Ich fand den Film in erster Linie ermüdend und hatte tatsächlich wenig Lust auf The Penguin.
Jetzt, nach der ersten Folge, werde ich mein kürzlich gekündigtes WOW-Abonnement wohl doch noch ein, zwei Mal verlängern, denn diese Serie macht richtig, woran viele Spin-offs von populärem Geek-Material scheitern: Man hat sich offenbar schon vorher Gedanken darüber gemacht, welche Geschichte man erzählen und welchen Ton man anschlagen will. Das ist zumindest der Eindruck nach der ersten guten Stunde.
Besser kann das hier nicht anfangen
The Penguins Staffelpremiere ist weit entfernt vom üblichen “erst ist das passiert, dann jenes, später dies”, so vieler anderen Produktionen, das sich so häufig ganz auf die Strahlkraft einer Figur und ihrer Bedeutung im Kontext ihres erweiterten Universums verlässt. Viele der Marvel- und Disney-Serien aktuell sind offenbar nur dazu da, ein paar Leerstellen ihres Kosmos zu füllen, ganz egal, ob dort etwas Interessantes passiert oder nicht. Fast immer werfen ein paar der verzweifelte Kreative hinter den Projekten dann ein paar interessante Motive oder Themen ein. Die können die Shows aber nie retten, weil sie auf dem Weg zum Ziel – Figuren oder Weltlage für den nächsten Content in eine gewisse Position bringen! – immer nur kurz angerissen werden.
In der ersten Folge von The Penguin wird hingegen direkt klar, dass die Verantwortlichen einfach nur eine unterhaltsame Gangster-Geschichte in Gotham erzählen wollten – einfach, weil ihnen Colin Farrell in dem Pinguin-Make-up so gut gefiel. Wir sehen in Folge eins, wie Farrells Oswald Cobb als Unterboss der Falcone-Familie im Nachgang der Filmgeschehnisse einen schweren Fehler begeht. Aus einem Impuls heraus, aus Demütigung. Den Rest der Folge ist er damit beschäftigt, diesen Fehler in eine Chance zu verkehren. Ihm dabei zuzuschauen und erst gegen Ende die Form seines Plans zu erahnen, das ist schon ziemlich elegant gemacht.
Überhaupt ist es faszinierend, wie viele Nuancen Farrell von unter all dem täuschend echten Make-up noch an die Oberfläche kehrt. Als er Alberto Falcone nach dessen Respektlosigkeit kurzerhand durchlöchert, werden wir in einem erstaunlichen TV-Moment Zeuge der Stille danach. Wir spüren eins-zu-eins, wie unwirklich dieser Augenblick für den Penguin sein muss. Wir sitzen mit klingelnden Ohren daneben, als er seine Tat als vorgezogenen Treppenwitz erlebt. Es ist sein Travis-Bickle-Moment. Sein “you talkin to me?!”, nur dass er seine abschätzige Grimasse nicht allein vor dem Spiegel probt, um ein imaginiertes Gegenüber einzuschüchtern. Er richtet sie an eine Leiche, die er gerade produziert hat – bis ihn die Realität und ihn mit all der Schwere dessen, was als Nächstes kommt, fast erdrückt. “Oh, Fuck!”
Man merkt zu jeder Zeit, die Show ist fest entschlossen, früh eine gewisse Fallhöhe zu etablieren und die auch durchzuhalten. Die komplette Folge hindurch war ich nicht sicher, ob Oz seinen Teenager-Protege wider Willen, Victor, nicht doch noch entsorgen würde, sobald der sich im falschen Moment mal umdreht. Und als Carmine Falcones Tochter Sofia (fabelhaft: Cristin Milioti) aus Arkham entlassen wird, ist schnell klar, dass sie nicht ohne Grund in der Klapse für die gefährlichsten Leute des Landes saß.
Spannung! Wo kommen wir denn dahin?
Die Dinnerszene zwischen Farrell und Milioti, die auf der Suche nach ihrem Bruder ist, den der Pinguin in der Nacht zuvor erschossen hatte, war ein weiteres Highlight. Miliotis Sofia verströmt die Gefahr eines siedenden Topfes Öl, der – schon leicht kippelnd – zu nah an der Herdkante steht. Um den watschelt der Pinguin, schwer mit Schuld beladen, nur mit Mühe und Not haarscharf herum. Großartiges Zeug, was hier passiert, am Schluss mit einem Kompliment, das sich im Nachgang als Drohung herausstellt.
Natürlich: Es ist Mafia-Stoffen gewissermaßen inhärent, dass jede Unterredung zweier Figuren auch das Ende für einen der Gesprächspartner sein kann. Auch deshalb knistert hier die Luft in so gut wie jedem Dialog vor Spannung. Aber Sofias Unberechenbarkeit und Oz’ Schuld reiben sich so feste aneinander, dass es funkt. Gleichzeitig kommt man kaum umhin, Oz' fast ein wenig zu mögen.
Mir gefällt vor allem die Struktur dieser ersten Folge. Sie stellt klar die Weichen, wohin es fortan gehen soll. Wie gut alle Figuren hier ins Spiel gebracht wurden, das hat Methode, die mir Respekt abringt. Ich freue mich schon darauf, zu sehen, welch fragile Allianzen der Pinguin noch schmieden und zertrümmern wird. Aber können wir uns bitte darauf einigen, Batman komplett aus dieser Serie herauszuhalten?