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Bioshock Infinite von A bis Z

Noch einen Monat schlafen.

Als BioShock Infinite Mitte letzten Jahres zunächst auf Februar verschoben wurde und ab Sommer einige wichtige Leute Entwickler Irrational Games verließen, konnte man die nächste Verspätung schon riechen. Zwar rückte das Spiel im Dezember 2012 nur einen weiteren Monat nach hinten, aber ein bisschen Sorge hatte man schon, dass dieses Spiel, das einem in seinen Trailern in den vergangenen Jahren schon so manche Gänsehaut beschert hatte, schwerwiegende Probleme haben könnte. Jetzt ist es auf den Tag genau noch einen Monat hin, bis wir wissen, was Sache ist.

Wir haben deshalb für euch noch einmal zusammengetragen, was wir bisher von dem Titel wissen. Lest im folgenden unser A bis Z zu BioShock Infinite. Wenn euch der Sinn nach einem traditionelleren Ausblick auf das Spiel steht, wendet ihr euch am besten an unsere Vorschau vom Dezember, die auf einer Hands-On-Sitzung mit einer weit fortgeschrittenen Fassung basiert.

A wie "American Exceptionalism"

Drehte sich in Rapture vor einigen Jahren noch alles um den Objektivismus, stützen die Gründer von Irrationals neuester Fantasten-Stadt, Columbia, ihr Werden und Walten, auf die Theorie des American Exceptionalism. Der besagt, dass die Vereinigten Staaten eine Sonderstellung unter den restlichen Industrienationen einnähmen. Ursprünglich war das auch mal durchaus wertfrei gemeint und mit Blick darauf gefasst, dass auf Amerika eine ganze Reihe weltgeschichtlich einzigartiger Faktoren zutreffen, die sich sonst nirgends finden. In Columbia schlägt der Glaube an diese Ausnahmestellung aber in ein gefährliches Sendungsbewusstsein um, was bereits ein Jahr nach dem Start Columbias verhängnisvolle Folgen haben sollte.

All der Pomp gilt dem 'Propheten' Comstock.

B wie "Booker DeWitt"

Booker DeWitt ist der von Voice-Acting-Shooting-Star Troy Baker (Catherine, The Last of Us) gesprochene Protagonist des Spiels. Als ehemaliger Pinkerton-Agent ist er auf grobe Aufgaben abonniert, aber man wird das Gefühl nicht los, das auch er nicht unantastbar ist: Den Auftrag, Elizabeth aus Columbia zu befreien und nach New York zu bringen, nimmt er ganz offensichtlich nicht aus freien Stücken an.

C wie "Columbia"

1893 vorgestellt und schließlich 1900 gestartet sollte Columbia die Pracht Amerikas fliegend um die Welt tragen. Zu dumm, dass mit Zachary Hale Comstock ein Ultra-Nationalist auf der Kommandobrücke der aus neoklassischen Gebäuden bestehenden Prunkstadt sitzt. Nach einem internationalen Zwischenfall sagen sich die USA von Columbia los und die Stadt verschwindet in die Wolken. Wie genau sich das Konstrukt zu einer Zeit in der Luft hält, in der es noch nicht einmal Flugzeuge gibt, hat Irrational bislang noch nicht verraten. Vielleicht bleibt es auch die Sorte Spiel-Magie, die man für ein so spektakuläres Szenario einfach gerne in Kauf nimmt.

D wie "Die Stimme des Volkes"

Auch wenn "die Gründer" um den religiös verehrten Comstock den Bewohnern der Stadt anderes vorgaukeln: In Columbia ist gar nichts in Ordnung. Ihr Nationalismus und der unumwundene Rassismus und Fremdenhass sorgten beinahe zwangsläufig für eine Gegenbewegung, die als Vox Populi um die schwarze Daisy Fitzroy zunächst friedfertig, später aber immer gewalttätiger gegen das Regime aufbegehrte. Will man die offensichtlichen Parallelen zum ersten BioShock auf die Charaktere verlängern, ist Fitzroy für Comstock das, was Atlas für Andrew Ryan war. Ob das bedeutet, dass sie euch zwangsläufig kurz vor Schluss in den Rücken fällt, stellt sich noch heraus. Fest steht schon jetzt, dass Fitzroy und Booker zwar gegen denselben Feind kämpfen, die Vox Populi aber auch eigene, nicht unbedingt gesunde Pläne für Elizabeth haben.

E wie "Elizabeth"

Wenn man in einem Satz auf den Punkt bringen müsste, worum es in BioShock Infinite geht, sähe der so aus: Es geht darum, herauszufinden, wer oder was Elizabeth ist. Es macht ein bisschen nervös, dass für dieses Spiel so viel davon abhängt, ob die Auflösung des Mysteriums um dieses möglicherweise magische Kellerkind befriedigend daherkommt.

Unschuldig und doch schlagfertig: Elizabeth.

F wie "Father Comstock"

Eigentlich Zachary Hale Comstock ist der Anführer von Columbia dank einiger mythisch verschwurbelter Prophezeiungen, die unglücklicherweise ins Schwarze trafen, mittlerweile zu einem beinahe gottgleich verehrten Propheten aufgestiegen. In Columbia kann man keinen Stein werfen, ohne eine Statue von ihm oder Bleiglasfenster mit seinem Antlitz zu treffen. Vor dem Hintergrund, dass der Herr mit dem netten weißen Bart sich nicht ohne Stolz als Held der "Schlacht von Wounded Knee" bezeichnen lässt, ganz schön bitter. Diesem realen Massaker fielen 1890 rund 300 Lakota-Indianer zum Opfer, zwei Drittel davon Frauen und Kinder.

G wie "Geheimnisse"

Neben den großen Enthüllungen im Rahmen der Handlung, die hoffentlich halten, was die ausgefeilte Spielfiktion verspricht, bietet BioShock Infinite auch im Kleinen einiges zu entdecken. Matroshka-artig verschachtelte Rätsel-im-Rätsel und versteckte Bereiche stellen sicher, dass ihr euch auf der interaktiven Seite nicht allein um Kräfte und Gefechtsführung Gedanken macht.

H wie "Handyman"

Als retrofuturistischer Sechs-Millionen-Dollar-Mann ist die Marke Handyman eigentlich damit verbunden, Behinderten ihre Arme und Beine zurückzugeben. Sie sind also nicht als Kampfmaschinen erdacht, auch wenn sie im Spiel als Gegnertyp herhalten müssen. Ihre riesenhafte Erscheinung ist dabei tatsächlich eine unerwünschte Nebenerscheinung: Die dampfmaschinenartigen Gelenke und Hydrauliken sind einfach nicht in kleinerer Form herzustellen. In einer frühen und sehr eindringlichen Spielszene wird ein derart "verbesserter" Mensch auf einem Jahrmarkt in Columbia präsentiert. Die Scham steht dem unglücklichen und verängstigten Metallfrankenstein ins Gesicht geschrieben.

I wie "Internationaler Zwischenfall"

Der Traum der USA, Columbia als Botschafter des Landes auf eine Tournee durch diverse Hauptstädte um Welt zu schicken, wird über Peking zur Katastrophe. Während des Boxeraufstands 1901 eröffnen die verblendeten Ultra-Nationalisten, die am Ruder des fliegenden Ungetüms sitzen, das Feuer auf chinesische Zivilisten. Bis dahin ging der Rest der Welt eigentlich davon aus, dass Columbia in friedfertiger Mission unterwegs sei. Die zahllosen mächtigen Waffen sprachen eine andere Sprache. Den USA geht die Hutschnur und sagt sich von dem selbst geschaffenen Monster los. Die Stadt verschwindet daraufhin bis auf Weiteres, um nur hier und da wieder aufzutauchen.

J wie "Jesus-Komplex"

Siehe Father Comstock, auch wenn man das Gefühl bekommt, dass der Herr noch einige Schrauben mehr locker hat.

K wie "Kräfte"

Die größte Schnittmenge Infinites mit dem ersten BioShock liegt in den Kräften, die ihr mit der linken Hand wirkt und euren Feinden so etwa einen Schwarm Krähen, Feuer oder Elektrizität um die Ohren werft. Übrigens dürfen alle "Vigors" auch als Fallen platziert werden.

Matroshka-artig verschachtelte Rätsel-im-Rätsel und versteckte Bereiche stellen sicher, dass ihr euch auf der interaktiven Seite nicht allein um Kräfte und Gefechtsführung Gedanken macht.

Art-Desgin und Ton des Abenteuers heben sich deutlich vom Vorgänger ab.

L wie "Leuchtturm"

Das Spiel beginnt gleich mit einem schönen Déjà-vu an den ersten Teil, wenn ihr es wieder einmal mit einer echten Leuchte zu tun bekommt.

M wie "Magie"

Oder doch nicht? BioShock, der Erste, machte seinerzeit deutlich mehr Anstalten, den Erwerb der Kräfte als wissenschaftlichen Fortschritt zu erklären. Im Fall von Elizabeths speziellen Fähigkeiten fällt dies jedoch bedeutend schwerer.

N wie "Nahverkehr"

Die fliegenden Inseln Columbias sind durch ein frei hängendes Schienensystem verbunden, das vornehmlich Frachtwaggons von einem zum anderen Bezirk transportiert: die Skylines. Doch auch Booker und Elizabeth können sich mit ihren Sky-Hooks daran hängen. Ein leuchtender Punkt signalisiert, wo ihr euch einklinkt und wo ihr landen könnt. Per vorwärts / rückwärts steuert ihr die Geschwindigkeit, während ihr auf Tastendruck zur Schiene für die Gegenrichtung wechselt. Es ist ein intuitives, schnelles System, das sicher nicht ohne Absicht an eine Achterbahnfahrt erinnert.

O wie "Our voice will be heard"

Zu Deutsch "Unsere Stimme wird gehört werden" und gewissermaßen der Wahlspruch der Rebellen von Vox Populi. Die Bestimmtheit des Slogans kommt nicht von ungefähr, in dem blutigen Konflikt fallen mittlerweile auch die Zivilisten Columbias wie die Fliegen. So gefährlich und widerlich-rückwärtsgerichtet Comstocks Weltanschauung auch ist: VP sind schon lange nicht mehr "die Guten".

P wie "Pinkerton"

Booker DeWitt ist ehemaliger Agent dieser privaten und bundesweit agierenden Detektei, die sich und seine Mannen seit 1850 für beinahe jedweden Auftrag anheuern ließ. Der Gründer Alan Pinkerton will einst einen Mordanschlag auf Abraham Lincoln vereitelt haben und war in den Folgejahren auch teilweise für dessen Sicherheit zuständig. Unrühmlicher waren allerdings die Gelegenheiten, zu denen Pinkertons als Streikbrecher in Gewerkschaften eingeschleust wurden. 1892 kam es bei einem solchen Auftrag sogar zu tödlichen Ausschreitungen. Die Firma gibt es übrigens immer noch. Vermutlich hat sich ihr Einsatzbereich aber etwas gewandelt.

Q wie "Quasselstrippen"

Wie schon in BioShock zeichnet wirklich so ziemlich jeder Bürger von Rang und Namen seine Gedanken in Form von Audiologs auf. Wäre ja auch schade, wenn wir Spieler nichts zum Suchen hätten.

R wie "Risse"

Elizabeths zentrale Fähigkeit kommt in den Rissen zum Tragen. Irgendetwas scheint mit dem Raum-Zeit-Gefüge in und um Columbia nicht zu stimmen. Gegenstände, Gebäude, Anlagen erscheinen durchsichtig schimmernd in der Gegend und können auf euer Geheiß von der jungen Frau in die Realität gezogen werden. Oft öffnet sie auf diese Weise auch Fenster in die Zukunft oder weit entfernte Orte.

S wie "Songbird"

Elizabeths enormer Bewacher hat Züge von den Big Daddys des ersten Teils, ist allerdings deutlich mächtiger und bedrohlicher. Der riesige, mechanische Vogel wacht mit Argusaugen über seine Schutzbefohlene und nimmt, wenn es denn nötig ist, ganze Gebäude auseinander, um zu ihr zu gelangen. Ihre Beziehung ist allerdings deutlich ambivalenter, war Songbird doch lange Jahre Elizabeths einzige "Bezugsperson".

T wie "Termindruck"

Nach einem so prägenden Spiel wie dem ersten Bioshock ist der Druck auf Irrational Games besonders hoch. Nachdem man gut zweieinhalb Jahre nach der Veröffentlichung des Vorgängers schwieg, und dann ab August 2010 die Werbetrommel rührte, war es lange ruhig, bevor das Spiel zuletzt mehrfach deutlich verschoben wurde.

Von den Skylines vollführt ihr dynamische Positionswechsel.

U wie "Unbarmherzig"

Um das Erbe des klassisch-schweren Quasi-Vorgängers System Shock 2 zu ehren, integrierte Irrational Games einen "1999 Modus" mit einem besonders hohen Schwierigkeitsgrad und irreversiblen Entscheidungen. Wie genau das aussieht, sehen wir im März. Den harten Kern der Shooter-Fans wird es freuen und ein weiterer namhafter Titel, der den Spielern optional eine höhere Herausforderung bietet, ist in jedem Fall zu begrüßen.

V wie "Verbundenheit"

Dafür, dass einige zur Ankündigung in dem Titel eine aufgeblasene Eskort-Mission befürchteten, scheint KI-Begleiterin Elizabeth verdammt clever und unaufdringlich. Sie ist nie im Weg und genau so sehr narratives Element wie spielerisches. In den ersten angespielten Szenen macht die geheimnisvolle Gefangene einen einen sympathischen und beschützenswerten Eindruck. Die persönlichen Momente, die sie und Booker teilen, überzeugten mit einer menschlichen Wärme, die nur wenige Spiele aufzubringen in der Lage sind.

W wie "Weltausstellung Chicago"

In der Spielfiktion wird im Jahr 1893 wird auf der Chicagoer Weltausstellung von Zachary Hale Comstock eine Stadt vorgestellt, die sich mit mithilfe von Reaktoren und gigantischen Ballons selbst in der Luft hält: Columbia. Diese Weltausstellung gab es sogar wirklich. Allerdings wurden auf dem realen Event deutlich banalere Dinge der Öffentlichkeit präsentiert, zum Beispiel der Vorläufer des Reißverschlusses, die Geschirrspülmaschine und das Riesenrad.

X wie "Xenophobie"

Abscheu und Unverständnis fremden Kulturen gegenüber und eine ungesunde White-Pride-Attitüde macht Columbia zum Problem für alle, die anders sind. Ressentiments und Rassismus stilisieren die Gründer sogar zu Freizeitvergnügen hoch. Für moderne Augen ist es wirklich hart und unbequem anzusehen, wie sich die "Columbianer" im Fremdenhass ergehen.

Y wie "Yps mit Gimmick"?

Nach einer Stadt unter Wasser im ersten BioShock geht es nun in die Wolken, was den Eindruck erwecken könnte, Irrational Games spezialisiere sich auf Locations mit Gimmick und mache es sich so ein wenig einfach bei der Weltengestaltung. Tatsächlich verfliegt dieses Gefühl aber, sobald man die ersten Schritte in Columbia tut. Mehr noch als Rapture ist Columbia ein beinahe logisch und denkbar aufgebautes Szenario, in dem noch dazu das Leben blüht. Vom Meer bis zum Himmel ist es gedanklich zwar nur ein kurzer Schritt, für den sich ein gewiefter Spieldesigner nicht allzu sehr verrenken muss. Trotzdem ist diese Welt rund und fein ausgearbeitet wie wenige andere.

Z wie "Zeppeline"

Da der Titel 1912, und damit lange vor dem Hindenburg-Desaster spielt, freut euch in BioShock Infinite auf noch mit Wasserstoff gefüllte Zeppeline, die lichterloh in Flammen aufgehen.

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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BioShock Infinite

PS3, Xbox 360, PC, Mac

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