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Black Mirror 3

Wisst ihr noch, was damals passierte?

Wenn ich einigen dieser Rätsel jenseits des teilweise wirklich grenzwertigen Härtegrades nicht unbedingt hoch anrechne, ist ihr konservativer Ansatz. Es läuft halt auf die Kombination von Objekten mit weiteren Objekten der Landschaft hinaus. Über die letzten zwanzig Jahre gab es immer wieder Spiele wie das bis heute geliebte Day of the Tentacle, die einen wie auch immer gearteten Twist suchten und gelegentlich fanden.

Black Mirror 3 ist keines dieser Spiele. Ist das schlimm? Nicht wirklich, aber fehlt damit am Ende auch der große, geniale Ansatzpunkt, der Lobeshymnen verursachen wurde. Black Mirror 3 bekommt stattdessen ein ehrliches und anerkennendes Schulterklopfen. Gut gemacht, aber nicht brilliant.

Was jedoch einheitlich bitter aufstößt, sind die Animationen und die sehr nach 2005 wirkenden Charaktermodelle. Gerade der Held läuft, als könnte er sich nicht entscheiden, ob er noch dringend mal wohin müsste oder ob es dafür schon zu spät sei. Leider rennt er so gut wie nie, diese Animation wirkt weit natürlicher. Das Elend fällt halt besonders vor den hinreißenden Bildern der Umgebung auf. Diese sind schlicht ein altenglischer Traum in Realitätswut aus dem Bilderbuch, nur mit noch mehr Details. Solange sich keiner bewegt, einfach wundervoll. Und auch danach immer noch ganz nett.

Was die Dialoge angeht, erwähnte ich schon zuvor, dass sie gut geschrieben wurden – und auch zum allergrößten Teil so vertont –, nur dass irgendjemand der Meinung war, dass Blut für das "ab 16" noch nicht genug wäre, es mussten auch noch "Scheiße", "Kacke" und "Arsch" dazukommen, was vorsichtig gesagt in den meisten Situationen eher ein wenig peinlich als alles andere wirkt.

Eben so, als hätte jemand diese Wörter etwas willkürlich in den Ring geworfen, ohne das Konzept der Anwendung von Kraftausdrücken wirklich je in seinem Leben verstanden zu haben. Jedes Spiel darf von mir aus fluchen so viel es will, aber es sollte dies bitte mit Gespür für Timing tun. Ein weiterer Dämpfer für die sonst so reizvolle Stimmung. Dafür retten die Gespräche mit der Wahrsagerin eine Menge. In diesem Spiel könnt ihr nicht nur an der einen oder anderen Stelle das Zeitliche segnen, man verrät euch sogar über eine Telefonhotline, wie das genau passieren wird. Mehr oder weniger genau zumindest. Wenn es passiert, wird man sich an die Worte zurückerinnern und mehr innerlich schmunzeln als sich zu ärgern.

Eine sehr sympathische Idee, zumal auch ein Auto-Save-System den gröberen Frust verhindert. Auch sonst finden sich die üblichen Komfort-Features. Hotspots wurden bereits genannt, der Doppelklick beschleunigt die recht träge Reise über den Screen und die Handhabung des Inventars bereitet nicht die geringsten Probleme. Man merkt, dass dieses Studio nicht zum ersten Mal an einem Adventure arbeitet.

Black Mirror 3 bietet gehobene Rätsel für gehobene Ansprüche. Es geht nicht ganz zu Unrecht davon aus, dass ihr Teil 2 gespielt habt – wenn nicht, fangt damit an, ebenfalls ein sehr gutes Spiel – und wer dieses überstand, der braucht es kräftig. Und Teil 3 liefert dann. Anfänger werden gerade zum Schluss mit ihrem Schicksal und ihrer Entscheidung für dieses Spiel hadern, während dagegen nur für absolute Profis meine Zwölf-Stunden-Einschätzung gilt.

Gut für Black Mirror 3, dass praktisch alle diese Rätsel logisch und reizvoll bleiben, selbst wenn sie dem Genre nicht viel Neues hinzuzufügen haben. Es ist halt konservativ. Sei es der Look mit seinen kaum genug zu lobenden Hintergründen, seinen veralteten Charaktermodellen oder die etwas hilflose Einstreuung von Schimpfwörtern in eine sonst so fließend und packend erzählte Geschichte. Black Mirror 3 wurde nicht der nächste große Meilenstein unter den Adventures, aber sowohl ein angemessener Abschluss einer gelungenen Serie, wie auch eine verdammt harte Nuss für die Könner unter euch. Und das ist eine ganze Menge.

Black Mirror 3 ist ab sofort für den PC erhältlich. Eine Special-Edition mit allen drei Teilen gibt es auch, aber nur 3.333 Mal. Also wahrscheinlich nicht ewig.

Bugs gab es keine, aber der Avira-Gratis-Virenscanner meldete ein False Positive - ein Virus, das keines ist - , und weigerte sich, eine für den Start nötige DLL-Datei zu kopieren. Nutzt ihr diesen Scanner, dann schaltet ihn für die Installataion aus. Und besucht keine komischen Websites in dieser Zeit. Am besten gar keine.

8 / 10

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