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Blacksite

Unfinished Beauty

Zurück in der Gegenwart: Im zweiten Level muss das Team in Nevada einem Hinweis auf außerirdische Aktivitäten nachgehen. Das angesagte Ausflugsziel für Aliens beherbergt die berühmt berüchtigte Area 51, die übrigens aus dem Spieltitel gestrichen wurde. Laut Midway spräche man in Europa ohnehin nur von „Blacksite“, der Zusatz „Area 51“ würde somit überflüssig. Immerhin nicht die schlechteste Erklärung, klingt aber trotzdem suspekt. Wieder im Spiel fällt uns sofort die – gegenüber dem Nahost-Szenario – vollständig andere Beleuchtung ins Auge. Dies ist nicht etwa ein Fehler der Entwickler, sondern ein bewusster Eingriff, um dem ähnlichen, aber eben amerikanischen, Wüstengelände seinen eigenen Anstrich zu verpassen. Während im Irak die brütende Sonne Land und Leute in fast schon zu realistisches Licht hüllt, wirkt das amerikanische Szenario wie direkt aus einem Science-Fiction-Streifen der sechziger Jahre.

Neben jeder Menge Kakteen und Felsformationen erwartet uns in Nevada auch ein schickes UFO-Diner, an dem wir doch gleich mal das Squad-Kommando ausprobieren. Einfach die blinkende Tür anvisieren und abdrücken, schon bewegt sich Euer Kollege auf die Tür zu und öffnet sie mit einer individuellen Animation. Benutzt er im Irak meist einen Tritt, wird diesmal das Fenster eingeschlagen und einfach durchgegriffen. Auf der anderen Seite erwartet Euch ein typisch amerikanischer Trailer-Park, in dem recht untypische Aliens herumlungern. Eines der hundeartigen Viecher mit dem riesigen Gebiss versucht gerade einen Cola-Automaten zu knacken.

Wie schon in der Demo werden neue Gegner nicht einfach nur stumm in die Level geworfen, sondern auch kurz vorgestellt. Am lebenden Objekt könnt Ihr dann auch gleich die Trefferzonen ausprobieren. Ein paar Schuss in die großen Glubschaugen und die hässlichen Teile sind Geschichte. Am Ende des Trailer-Parks hat sich in einer Wellblech-Halle ein echter Hinterwäldler verschanzt, der natürlich auch in der Armee gedient hat. Zu einem Gespräch bleibt kaum Zeit, dann ist der Abschnitt nach einem kurzen Kampf urplötzlich zu Ende.

Nur mit einem Armeezug bekommt dieses Ungeziefer platt.

Da uns nach dem vielen Gelaufe die Füße weh tun, wird es Zeit, sich mit einem Hubschrauber in die Luft zu schwingen. Einen Zeitsprung später sitzen wir in einem Black Hawk, der gemeinsam mit einem ganzen Infanteriezug die Area 51 stürmen soll. Leider werden die Bodenfahrzeuge von dem Wrack eines Tanklasters aufgehalten. Als ein paar Soldaten die Trümmer untersuchen, brechen gewaltige Würmer aus dem Boden und spucken Feuer. Gut, dass wir eine Bord-MG zur Hand haben und die ekligen Viecher mit einigen gut gezielten Treffern schnell in die ewigen Jagdgründe schicken können.

Ein paar Kurven weiter sitzt die Mama der Weichtiere auf einer Brücke und blockiert die Weiterfahrt. Während ihre Kindchen vielleicht fünf Meter lang sind, erreicht sie locker die Größe eines kleinen Bürogebäudes. Außerdem räumen ihre Arme in Sekundenschnelle jedes Bodenfahrzeug aus dem Weg. In festgelegten Bahnen kreist euer Pilot um das Monster, während Ihr eine Salve nach der anderen anbringt. Nach einer gefühlten Ewigkeit gibt das Vieh dann endlich den Geist auf, rutscht von der Brücke und hinterläßt einen hässlichen Fettfleck auf dem Talboden. Harvey erklärt uns, dass wir nicht nur im Hubschrauber, sondern auch in anderen Militärfahrzeugen Platz nehmen können. Ihr dürft Euch also auf eine knackige Action-Mischung gefasst machen.

Die Xbox-Live-demo wirkte dank Regen deutlich atmosphärischer.

Nachdem das Ungeziefer beseitigt wurde, stoppt ein Luftabwehrposten der Aliens das Fortkommen. Also flink unseren Helden abgesetzt und mit geballter Feuerkraft das Lager ausradieren. Ähnlich wie bei Ghost Recon Advanced Warfighter bekommt man an dieser Stelle Luftunterstützung. Euer Kollege im Helikopter sitzt nämlich nun am Abzug der Bleispritze und beharkt von Euch ausgewählte Ziele. Auch an dieser Stelle wird klar, dass die Levels für die Präsentation überhastet zusammengebaut wurden. Euer Schutzengel schaltet zugewiesene Opfer nämlich nur mit drei trockenen Treffern aus. Harvey Smith betont, dass man im fertigen Spiel mehr Dramatik einbauen werde. So waren ursprünglich aufspritzender Sand und Fehlschüssen geplant, die es aber leider nicht in die Preview-Version geschafft haben. Die Säuberung der Anlage ist durch die Hilfe des Hubschraubers in wenigen Minuten erledigt und der Event damit für uns beendet.

Die Luftunterstützung macht selbst aus dem hartnäckigsten Alien Hackfleisch.

Es ist wirklich schade, dass es von den vielen guten Ideen, die Harvey Smith in dieses Projekt einbauen möchte, noch so wenig zu sehen gab. Da der Mann eine beeindruckendes Line-Up vorweisen kann, mache ich mir keine Sorgen, dass er die selbst gesteckten Ziele erreicht. Trotzdem wäre es schön gewesen mehr gezeigt zu bekommen, als eine gelungene Grafik, eine hervorragende Atmosphäre und eine intuitive Squad-Steuerung. Midway sollte dem Team genug Zeit geben, um ihre Vision umzusetzen, damit der Titel im harten Weihnachtsprogramm nicht untergeht. Auch wird sich zeigen, ob die Kritik an der amerikanischen Regierung den Launch überlebt.

Bisher begeistert Blacksite als imposanter Action-Titel, der Fans von Taktik-Shootern und Science-Fiction-Szenarios gleichermaßen glücklich machen dürfte. Ob es dem namhaften Team aber am Ende gelingt, zumindest erzählerisch Neuland zu betreten, ist in diesem Zustand noch nicht abzusehen. Da kann man nur hoffen, dass die ungewöhnliche Heirat zwischen einem Shooter und einem politischem Statement nicht in einer bösen Scheidung endet.

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