Blade Kitten
Gestutzte Krallen
In den meisten Fällen ist ein weit geöffneter Mund beim Spielen ein sicheres Zeichen für einen epischen Moment wie beispielsweise die Wendung in der Geschichte von BioShock, bei der sicherlich vielen von euch die Kinnlade auf den Teppich knallte. Nach den ersten 20 Sekunden mit Blade Kitten hatte ich ungefähr den gleichen Ausdruck wie vor drei Jahren während meinem Unterwasserabenteuer. Doch aus einem komplett anderen Grund.
Nicht mal eine halbe Minute nimmt sich das Intro Zeit, um die Handlung zu erläutern, sondern schmeißt euch die Geschehnisse so schnell um die Ohren, dass ihr nicht anders könnt, als euch zu wundern. Dabei ist die Handlung recht simpel und dient als Vorgeschichte zum gleichnamigen Comic, von dem ich ehrlich gesagt noch nie zuvor gehört habe. Die Kopfgeldjägerin Kit soll ihre Zielperson auf einem fremden Planeten ausfindig machen und wird bei der Landung sofort von einer Rivalin bestohlen, die zudem ihr Schiff in die Luft sprengt. Das Ganze passiert ohne jegliche Erklärung in der Zeitspanne einer Werbeeinblendung mit dem Schnitttempo von „Ein Quantum Trost".
Bei euch türmen sich die Fragezeichen? Gut, so erging es mir zu Beginn ebenfalls. Leider verstärkte der Titel nach diesem Fiasko meinen ersten Eindruck. In Blade Kitten steuert ihr das Catgirl Kit durch zweidimensionale Areale auf dem Weg zum Ausgang. Bereits bei den ersten Bewegungen ärgert man sich über die schwammige Steuerung.
Die gesamte Welt fühlt sich wie ein riesiger Eisblock an, da Kit auf jedem Untergrund stets rutscht, sobald ihr stehen bleibt oder die Richtung ändern wollt. Leider hören die Probleme hier nicht auf. Im Kampf gegen die immer gleichen Feinde verwendet ihr ein schwebendes Schwert, mit dem ihr entweder zu einem kurzen oder langen Hieb ausholt. Variationen im Kampfsystem sucht ihr vergebens und hämmert stets auf dieselbe Taste, bis sich nichts mehr auf dem Bildschirm bewegt.
Blocken verkümmert zu einer unnötigen Tätigkeit und durch die sich stetig regenerierende Lebensenergie sterbt ihr äußerst selten. Selbst die beiden Bosskämpfe in den insgesamt 13 Kapiteln überfordern keinen Grundschüler. Allgemein wirkt das gesamte Spiel sehr monoton und bis auf die gelegentlichen Fallen oder eine Reitsequenz auf einem Monster bleibt das Gameplay abwechslungsarm.
Und trotz dieser vernichtend klingenden Worte hatte ich letztendlich viel Spaß mit Blade Kitten. Denn einen wichtigen Aspekt haben die Entwickler gemeistert: Das Leveldesign glänzt mit einem Haufen optionaler Gegenstände, die es in den weit verwinkelten Höhlen zu finden gilt. Dazu klettert ihr an glatten Untergründen sogar senkrecht nach oben und hangelt euch über riesige Abgründe. Es bereitete mir eine kindische Freude, in den weit verzweigten Bereichen sämtliche glänzenden Objekte aufzuspüren, dabei brüchige Wände zu zertrümmern und geheime Portale zu entdecken.
Zwar blieben die zahlreichen Fehler in meinem Hinterkopf weiterhin verankert, doch nachdem ich mich mit der Steuerung abfand und die Kämpfe schlichtweg ignorierte, stimmulierte die Suche nach den knapp 200 gut versteckten Fundsachen einen gewissen Bereich in meinem Gehirn, der für so etwas anfällig ist. Zudem locken Gesundheitsupgrades, neue Outfits sowie bessere Waffen, die ihr mit dem gefundenen Kleingeld erwerbt, das sich überall in der Welt beziehungsweise in den verborgenen Truhen befindet.
Ein weiteres Lob geht an die Designer. Die knallbunten Charaktere und vielen Kleinigkeiten am Wegrand sehen zauberhaft aus und überzeugen besonders Freunde von abgedrehten Mangas. Bloß die sich ständig wiederholende Musik in den einzelnen Bereichen strapaziert die Nerven, je nachdem wie lange ihr euch in den Gebieten aufhaltet. Während ich bestimmte Themen fröhlich mitpfiff, drehte ich bei anderen Melodien die Lautstärke schnell hinunter.
Blade Kitten ist das perfekte Beispiel für ein zweischneidiges Schwert, das genau wie mich viele Spieler in den ersten Minuten verschreckt, bevor die Sammelwut zuschlägt und einen nicht mehr loslässt. Die Steuerung ist gewöhnungsbedürftig und Kit reagiert meist nicht so genau, wie man es von ihr erwartet. Mit ein wenig Eingewöhungszeit ist aber auch dies kein Problem mehr.
Eine Empfehlung fällt in diesem Fall nicht leicht. Erwartet ihr nach den ersten Bildern einen knackigen Sidescroller, in dem ihr euch mit verschiedenen Angriffskombinationen durch Horden von Feinden kämpft, findet ihr mit Blade Kitten auf keinen Fall euer Glück.
Steht ihr hingegen auf gelungenes Cell-Shading, das mit seinen knatschbunten Farben sowie den schön gezeichneten Arealen positiv hervortritt, und liebt es, in weitläufigen Umgebungen nach geheimen Schätzen zu suchen, ist Blade Kitten sicherlich einen Blick wert. Trotzdem ist das Gesamtpaket mit einer Prise Vorsicht zu genießen. Die viel zu einfachen Gefechte und das eintönige Gameplay rücken Blade Kitten in Verbindung mit einer kurzen Spielzeit von drei bis vier Stunden für knappe 15€ ins Mittelmaß.
Blade Kitten steht ab sofort für 1.200 Microsoft Punkte auf Xbox Live, für 14,99€ im PSN oder für 11,99€ auf Steam zum Download bereit.