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Blades of Time - Test

Mit einem Lispeln und einem Bikini in das Drachenland... Klingt seltsamer als es ist

Warum. Wieso. Weshalb. In Frageform gepackt alles komplett legitime Gedanken, die jedem kommen, der die Packung zu Blades of Time in der Hand hält. Halb nackte, generische Fantasy-Braut mit generischen Schwertern in Pose, die sagt "Ich will, aber nicht dich!" Muss wohl für den einen oder anderen Nerd reichen.

Die Rückseite zeigt weitere Generika in Vollendung, die zehn Minuten nach dem Start einen neuen Höhepunkt erreicht. Das hier spielt in den "Drachenlanden". Die Drachenlande? Ehrlich? Sicher? Ich frag ja nur, weil ich das mit 13 schon ein wenig zu klischeehaft empfunden hätte. Aber gut, ist euer Spiel, weitermachen bitte. So weit ich es den entweder inkohärenten oder wirklich nur belanglos bruchstückhaften Resten einer gleichzeitig unnötig komplizierten und völlig abgedroschenen Handlung entnehmen konnte, sucht die zu steuernde Unterbekleidete Schätze. Eine Art noch anzüglichere Lara Croft mit Lolita-Zügen also. Dazu kommt, dass die Welt untergeht oder so. Das Übliche halt.

Was umso mehr erstaunt, ist, dass ständig geredet wird. Außerhalb des Kampfes gibt es kaum eine Minute, in der ihr einfach die recht beengten Areale der Drachenlande erkundet, immer hat einer was zu erzählen. Sehr oft die Heroine selbst und zu sich, was sie mit einer wundervollen Stimme tut. Wenn jemand lispelt, dann ist das halt so. Kann ja keiner was für. Aber Sprecher für ein Spiel sollte dann nicht die erste Jobwahl sein. Oder vielleicht doch. Dieser kleine Sprachfehler gibt jedenfalls deutlich mehr an Persönlichkeit als aller Inhalt der Worte oder das knappe Dress.

Das alles ist natürlich nicht das Herz des Ganzen, auch nicht der an sinnlosen, mitunter fehlplatzierten Effekten überbordende Look, der die Engine gelegentlich in die Knie zwingt und das Cell-Shading des indirekt-direkten Vorgängers X-Blades über Bord warf. Die Umgebungen - Wüste, Ruinen, Dschungel, Dschungelruinen, Himmelsgärten, das Übliche, aber wohlsortiert - schwanken zwischen ansehlich bis immer noch ok, was keine so schlechte Quote darstellt. Kann jedenfalls nicht sagen, dass ich mich in einem der Settings wirklich unwohl gefühlt hätte. Etwas verwirrt vielleicht von Zeit zu Zeit, aber sonst schon ok.

Auch das sich wie eine Notlösung anfühlende Shootern, erreichbar über Tasten, die kein Mensch für einen Shooter nutzen würde, sollte man eher mit Nachsicht behandeln. Oder herzhaft verfluchen, wenn man zu Beginn versucht, fliegende Feinde damit zu erwischen. Lieber treibe ich Karawanen durch Nadelöhre. Das Elend erledigt sich zum Glück ab Stage 3 oder so, ab hier katapultiert ihr euch zu Fliege-Dämonen und hackt sie klein. Womit wir endlich beim besten Teil von Blades of Time angelangt wären.

Das Herz ist der Kampf dieses Hack´n´Slays und das wie gesagt per Schwert. Habt ihr euch durch die ersten zwei Level geschleppt, euch zu Anfang noch gefragt, ob das jetzt alles ist, was ihr an schwächlichen Hieben ausführen dürft, wird es mit jedem Upgrade deutlich besser. Kräftigere Waffen sind eine Sache, Spezialangriffe eine andere. Raumgreifende Feuer- und Eis-Attacken, Wirbelwinde und mehr an Magie sowie ein paar nette Kombos, alles, was man so braucht, um das maue Schwertprügeln in wuchtig fühlbare Attacken zu verwandeln. Elegante Beweglichkeit, gefördert durch einen eleganten Slide-Ausweich-Move, kombiniert mit den schnellen Schwertstreichen ergibt jetzt keinen God-of-War-Killer, aber trotzdem ein sehr befriedigendes Erlebnis, das euch stellenweise mit erstaunlicher Leichtigkeit von Kampf zu Kampf durch befremdliche Story-Abschnitte trägt.

Keine Sorge, es gibt auch in der Hitze des Kampfes Momente, in denen Blades of Time sich auf beinahe bizarre Weise selbst ein Bein stellt. Einige Feinde sind unverwundbar, solange ihr nicht eure Fertigkeit zur Zeitmanipulation einsetzt. Greift an, auch wenn es nichts bringt, dann spult für ein paar Sekunden zurück. Statt jetzt einfach zurückgesetzt zu werden, gibt es zwei Realitäten. In einer greift euer früheres Ich wie zuvor den Feind an, während ihr frei seid zu tun, was ihr wollt. Angriff, wenn ihr gewinnen wollt. Das Ganze lässt sich vielfach wiederholen, sodass ein halbes Dutzend luftiger Barbarinnen über das Feld tanzen können. Es fühlt sich immer seltsam an, immer irgendwie umständlich, aber es funktioniert mehr oder weniger. Im Kampf.

In den Rätseln dagegen werdet ihr fluchen. Dieses Zeit-Chaos richtig zu timen, um mit mehreren Figuren im richtigen Augenblick auf mehreren Druckplatten zu stehen, um dann mit der letzten temporalen Inkarnation auch noch etwas einzusammeln oder durch ein geschlossenes Tor zu hüpfen, wird euch an diese Mechaniken so weit gewöhnen, dass ihr gewöhnt sein werdet, nicht daran gewöhnt zu sein. Irgendwann klappt es, aber für ein Rätsel, dessen Lösung man eigentlich ziemlich schnell erkannt hat, sollte es nicht so lange dauern es auch auszuführen. Es gibt Rätsel, die die Zeitthematik nur kurz streifen und die Schatten in der Wüste so zu nutzen, dass die Heldin keine Leder-Bikini-Panzer-Tanlines abbekommt, gehört zu den besseren Augenblicken, in denen ihr kein Schwert schwingt.

Blades of Time - Trailer

Auch reizvoll fielen einige der Bosskämpfe aus. Hier müsst ihr oft auch die Zeit manipulieren. Da ihr nur zurück könnt, heißt das, aber dass ihr genau planen müsst, was ihr damit anfangen möchtet, denn schon verursachter Schaden am Gegner wird auch zurückgesetzt. Die richtige Balance aus koordinierten Angriffen auf mehreren temporalen Ebenen zu finden macht Spaß und ist erstaunlich herausfordernd. Wiederum, sobald die Schwerter sprechen, hat Blades of Time wirklich seine Momente.

Reicht das, um die weiträumig verteilten Reste einer belanglosen Story, die hübsch generischen Umgebungen, die seltsamen Schwächen in einzelnen Grafik-, Sound- und Steuerungsbereichen vergessen zu machen? Wo es doch nur etwa 25 Euro kostet? Ehrlich gesagt, ja, zumindest zu einem Teil. Diese Schwertschnetzeleien, insbesondere im Falle einiger der späteren Bosse und auch ein paar der Rätsel machten wirklich das, was man im Action-Adventure-Genre mit dem Wort Spaß verbindet. Verschmerzt irgendwie die ersten zwei Stunden, beißt euch durch und ihr werdet nicht unbedingt Diamanten im Dreck, aber doch zumindest ganz ordentliche Unterhaltung finden.

Das klingt jetzt nur bedingt enthusiastisch und ist auch so gemeint, es beantwortet nicht meine Eingangsfrage, warum dieses Produkt überhaupt existieren muss, aber es sorgte zumindest dafür, dass ich mich nicht ärgerte - nicht nur wenigstens -, sondern stellenweise sogar ordentlich unterhalten wurde. Der Preis jedoch gibt keinen Bonus. Download-Titel sind dafür heutzutage zu hochwertig und günstig, als dass ich Blades of Time diesen gegenüber den Vorzug geben würde. Und trotzdem, das hier ist Durchschnitt mit einem kleinen Sympathiebonus. Ich weiß, kann man sich nicht viel für kaufen, aber irgendwie muss ich ordentlichen Kampf und liebenswertes Lispeln ja würdigen.

5 / 10

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