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Bladestorm: The Hundred Years' War

Der Hundertjährige Krieg - Best of.

Die Kampagne setzt sich aus festgelegten Storymissionen und Dutzenden Nebenaufträgen zusammen, die aber nicht dynamisch verlaufen. Es ist also unmöglich, die Geschichte zu verändern oder auch nur bei einer Entscheidungsschlacht auf der anderen Seite zu kämpfen. Ein zweiter oder gar ein dritter Durchgang ist dadurch deutlich weniger attraktiv, auch wenn es viele hilfreiche Gegenstände und spezielle Kämpfer zu entdecken gibt.

Um dem Titel noch etwas mehr Tiefe zu verliehen, hat Koei ihm einen umfangreichen Rollenspielmodus verpasst. So ist es möglich, sowohl Eure Truppen als auch deren Anführer nach oben zu leveln. Neben besseren Fähigkeiten wird so die Verteidigung gestärkt, die Besatzungsstärke erhöht und Sonderfunktionen integriert. Für besiegte Gegner und eingenommene Stellungen gibt es neben Gold auch zusätzliche Einheitentypen und eine bessere Panzerung für Eure Hauptfigur. Ehrgeizige Feldherren können sich danach stundenlang in den Ausrüstungs- und Status-Menüs herumtreiben, um Ihre Angriffskraft zu maximieren.

Fast wie in einem Rollenspiel könnt Ihr die Hauptfigur ausstaffieren.

Auf dem Schlachtfeld müsst Ihr aber trotzdem ständig auf der Hut sein, um Euren Feldherren nicht zu verlieren. Dabei kann es sehr hilfreich sein, gemeinsam mit Computer-gesteuerten Truppen vorzurücken. Falls Ihr aber doch mal umzingelt werdet, ruft Ihr per Knopfdruck vorher in der Taverne rekrutierte Unterstützungseinheiten herbei. Das Gameplay fühlt sich dabei deutlich indirekter an als bei den Vorgängern. Dadurch wird die taktische Komponente deutlich erhöht, richtiges Metzel-Feeling kommt aber nicht auf.

Neben diesem ganz persönlichem Minuspunkt gibt es auch noch ein paar weitere Unzulänglichkeiten, die dem Titel wertvolle Punkte kosten. So ist es während den Missionen nicht möglich zu speichern, Waffen kann man nur in der Söldner-Taverne aufrüsten und Fähigkeiten dagegen nur direkt vor dem Kampf. Manchmal hat man das Gefühl, dass sich Koei bei der Komplexität etwas übernommen hat. Auch das Fehlen eines optionalen Action-Modus, in dem Ihr selbst die Klinge schwingt, dürfte viele Fans der Serie vor den Kopf stoßen. Mit dem eigentlichen Dynasty Warriors-"Einer gegen Alle"-Spielgefühl hat Bladestorm kaum noch etwas zu tun.

Mit den Katapulten könnt Ihr selbst gewaltige Formationen aufbrechen.

Zum Glück wurde zumindest grafisch die dringend benötigte Generalüberholung durchgeführt. Statt einer modifizierten PS2-Engine gibt es diesmal echte Next-Generation-Grafik ohne Nebel oder sonstige Sperenzien. Die Figuren sind detailliert, die Animationen geschmeidig und die Landschaften prächtig. Kein Vergleich zu modernen Shootern, aber ein gewaltiger Schritt nach vorne - von dem übrigens auch das nächste Dynasty Warriors profitieren wird.

Mit dem neuen Szenario, der frischen Technik und dem deutlich taktischen Einschlag könnte Bladestorm diesmal auch westliche Spieler begeistern. Leider fehlt im Gegenzug dieses Gefühl von Stärke und Macht, wenn man sich als einsamer Kämpfer durch die Gegnerhorden kämpft. Es war genau diese Portion Wahnsinn, die einen Teil der Faszination von Dynasty Warriors ausmachte und die ich nun schmerzlich vermisse.

Unterm Strich ist Bladestorm das deutlich stimmigere Spiel, doch gerade für den kurzen Adenalinschub zwischendurch ist es vollkommen ungeeignet. Damit verliert der Titel für mich trotz der verständlichen Geschichte, den prächtigen Zwischensequenzen und dem gelungenen Spielsystem an Reiz. Während ich ein Dynasty Warriors immer mal wieder hervor hole, um mich richtig ab zu reagieren, werde ich das Schlachtfeld des Hundertjährigen Krieges nicht noch einmal betreten. Wem das Gemetzel bisher zu hektisch war, könnte hier aber endlich seine Erfüllung gefunden haben: Endlich gibt es eine verständliche Geschichte und anspruchsvolle Schlachten.

6 / 10

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