Blazing Angels II: Secret Missions of WWII
Vor Ort: Rumänische Überraschung
Hämisch grinst mich das Schild „Welcome in Romania“ an, während ich vergeblich zusammen mit meiner Freundin auf das Gepäck am internationalen Flughafen von Bukarest warte. Auf dem Weg in den Urlaub planen wir einen Abstecher zu dem exotischen Entwicklerteam von Ubisoft Rumänien zu machen, doch schon die Ankunft stellt uns vor ein großes Problem. Ganz entsprechend meinen schlimmsten Vorurteilen drängen sich die Passagiere von drei Flugzeugen an einem quietschenden Band und jagen ihre verschwundenen Koffer. Meine Freundin schimpft nur „Typisch Rumänien, was für ein Chaos!“.
Eine halbe Stunde später sitze ich mit 20 weiteren Passagieren in der „Lost & Found“ Abteilung und frage mich, wie das „Found“ bei diesem Durcheinander funktionieren soll. Die Dame am Schalter erweist sich zum Glück als durchaus kompetent und findet nach quälenden 15 Minuten unser Gepäck im System. Nicht etwa die wilden Zustände am Bukarester Flughafen waren Schuld an dem Verlust, sondern die schusselige holländische Fluggesellschaft, die scheinbar regelmäßig vergisst, die Koffer bei Anschlussflügen mitzunehmen. Soviel zum Thema Vorurteile.
Nachdem wir dann in einer Nacht und Nebel Aktion unser Gepäck wieder in unsere Arme schließen durften, befinden wir uns am nächsten Morgen auf dem Weg zu den Schöpfern von Silent Hunter 3 & 4 und Blazing Angels. Ohne Straßenschilder und Fahrbahnmarkierungen entpuppt sich die Fahrt mit unserem Mietwagen als harte Arbeit. Schlaglöcher und der dichte Verkehr machen die wenigen Kilometer zu einem Höllenritt. Auch das triste Bürogebäude, indem sich Hunderte Entwickler den Platz teilen, erfüllt meine Erwartungen an Rumänien. Im Hinterhof steht verrosteter Metallschrott in der Betonwüste.
Dem ganzen Komplex lastet der verfallene Charme des Kommunismus an, der hervorragend in dieses widersprüchliche Land passt. Am Eingang werden wir vom PR-Sprecher Andrei Costin abgeholt, der uns gleich noch eine Führung verpasst. Ohne Fahrstuhl klettern wir bis in den obersten Stock, wo die Entwicklungsabteilung von Blazing Angels 2 sitzt. Dort nimmt uns der Kreativdirektor Ioan Palalau und Game Designer Bogdan Bridinel in Empfang und wir können endlich ein Blick auf Blazing Angels 2 werfen.
Gleiche Engine, neues Gameplay
Auch wenn der erste Teil beileibe kein schlechtes Spiel war, blieben die Wertungen deutlich hinter den Erwartungen zurück. Zu wenig Abwechslung und mittelmäßige Technik lautet das einhellige Urteil der Presse. Darauf angesprochen macht Ioan klar, “Wir wissen, dass die Presse nicht ganz zufrieden mit dem ersten Teil war, doch die Verkaufszahlen und die begeisterten Zuschriften der Spieler sprechen eine andere Sprache.“ Trotzdem wurde beim zweiten Teil das komplette Spiel umgekrempelt und die Geschichte in die Welt der Fiktion verlegt.
Ganz in der Tradition von Klassikern wie Secret Weapons of the Luftwaffe dreht sich bei Blazing Angels 2 alles um geheime Projekte, ungewöhnliche Flugzeuge und zum Teil nie eingesetzte Waffen. Mal muss man einen U-Boot-Flugzeugträger der Japaner versenken, der vor San Francisco Kamikaze Bomber ausspuckt. Mal ein geheimes Tesla-Projekt der Nazis in den Alpen vernichten. Die Missionen sehen schon auf dem Papier deutlich abwechslungsreicher aus als die doch recht abgenutzten Szenarien des ersten Teils.
Um uns einen Überblick über die neuen Waffen zu geben, klickt Ioan fröhlich durch die Menüs und erklärt uns die neuen Abwehrsysteme. Normalerweise endet ein Dogfight unter Propellermaschinen in einem ständigen Kreisen, um sich hinter die feindliche Maschine zu setzen. Diese oft langwierige Patt-Situation versucht das Team mit am Heck angebrachten Waffen und Ausrüstungsteilen zu durchbrechen. Neben diversen Schusswaffen, wie einer Schrotflinten-artigen Abwehrmine und einfachen Maschinengewehren, gibt es auch ein extrem starkes Blitzgerät, um die anderen Piloten zu blenden sowie eine spezielle Rauchgranate, die den Motor der Gegner abwürgt. In einer ersten Mission zeigt uns Ioan gleich die Auswirkungen dieser weitreichenden Änderung.