Blood Bowl
Ich seh Dich in der Liga, Elfen-Lover!
Schaltet ihr dagegen auf den Echtzeitmodus, der mit seinem gemäßigten Tempo genau die gleichen Abläufe und Möglichkeiten bietet, nur halt ohne Pausen und mit Echtzeit-üblichen Steuerungsmustern, hapert es mitunter. Es kam gelegentlich vor, dass mein Spieler einen Verteidiger passieren konnte, ohne dass dieser großartig reagierte. Einmal brach eine ganze Gruppe gegnerischer Orks plötzlich seitlich in Richtung Aus weg. Dazu kommt noch, dass das Zufallselement der Würfelwürfe beim Ablauf in Echtzeit einfach zu undurchsichtig bleibt. Macht in Ruhe betrachtet alles Sinn, nur wundert ihr euch dank jahrzehntelanger Echtzeitkonditionierung im Stile von C & C und Co., dass Spezialaktionen nicht einfach ausgeführt werden, sondern erst mal geguckt wird, ob der Würfelwurf dahinter gelang.
Aber letztlich spielt das alles keine allzu große Rolle. Liga-Turniere gegen menschliche Spieler bilden das Kernstück von Blood Bowl und weder die KI noch die insbesondere Online praktisch komplett geschmähte Echtzeitvariante bedeuten hier allzu viel. Steigt in die Liga ein und tröstet euch in den ersten Runden damit, dass ihr beim Gegner zumindest durch das Tacklen ordentlich Schaden verursachen konntet. Es zeigte sich schnell, dass Siegen eine harte, lange Straße ist. Die meisten Onliner bei Blood Bowl erprobten wahrscheinlich seit ihren Kindheitstagen die Taktiken im Original und Gelegenheitsspieler wie mich selbst stapfen sie einfach gnadenlos in den Acker. Aber was interessiert die Dwarfen Wankers ein 6 zu Nix, wenn sie dabei ein halbes Dutzend Elfen ins Lazarett schickten.
Es zeigt sich schnell, dass das Liga-Spiel nicht für kurze Zeiträume ausgelegt wurde. Das Hochleveln des eigenen Teams dauert lange, bietet viele Möglichkeiten bei der Wahl der zu verbessernden Fähigkeiten und da auch die Gelder selbst für Siege nicht zu üppig fließen, dürfte es eine ganze Weile dauern, sich ein wirkliches Star-Team aufzubauen. Es wird zu einer mitunter schmerzhaft schwierigen Entscheidung, ob man einen der vielen Star-Player anheuert oder den Schiri so richtig besticht. Diese Optionen verkommen nicht zur allgegenwärtigen Selbstverständlichkeit, sondern zu einem Luxus, den man sich nur mal gönnt und dann auskostet.
Einen Mangel an Online-Ligen gibt es nicht, schließlich tummeln sich da draußen eine ganze Reihe an großen und kleinen, öffentlichen und privaten Turnieren. Nur den Weg in diejenigen zu finden, in die ihr gerne möchtet, einen Kumpel online auszumachen und ihn zum Match zu stellen, das macht sich das Spiel mit seiner verworrenen und unnötig befrachteten Menüführung deutlich schwieriger, als es sein müsste. Eine lockere Runde nur zu zweit könnt ihr euch aber auch an einem Rechner im Hotseat-Modus teilen, oder ihr schaltet schnell zwei Rechner im lokalen Netzwerk zusammen, was ja in manchen Taktiker-Kreisen eine aussterbende Kunst zu sein scheint.
Letztlich muss ich hier wohl keine Rücksicht auf Gelegenheitsspieler nehmen. Blood Bowl dürfte nur sehr wenige Gelegenheitskäufer finden, die dann von dem grausigen Tutorial und den anfangs eher undurchsichtigen Regeln und Menüs abgeschreckt werden. Der Nerd unter den Nerds, der Blood Bowl–Spieler, springt sofort in die Materie, findet sich nach zwei Runden zurecht und bekommt eine auf dem Platz perfekte Umsetzung seines Lieblingssports. Er wird auch den Kampf gegen die unspektakuläre KI eher als kleine Trainingsrunde betrachten und die Echtzeitvariante als verwerflich. Offline und allein solltet ihr hier keine Wunder erwarten.
Die echte Stärke von Blood Bowl liegt in den Online-Turnieren. Üben, kämpfen, fallen und wieder aufstehen. Erst hier zeigt sich die Stärke des vergleichsweise langsamen Hochlevelns des eigenen Teams. Mit jedem Spiel wachsen euch eure Helden mehr ans Herz, jeder Tackle am geliebten, selbst aufgebautem Star-Player schmerzt und das „nur eine Runde noch“ schlägt schnell und erbarmungslos zu. Es gibt keinen schöneren Moment in irgendeinem Spiel, als einem Team, das euch drei Mal eine blutige Nase verpasste, endlich das zu geben, was es längst verdiente. Keine Freude ist so schön wie Schadenfreude und das gilt doppelt für Blood Bowl.
Blood Bowl ist ab sofort für PC, DS und PSP zu haben. Auf letzter fehlt der Echtzeitmodus. Eine Xbox 360 – Version ist immer noch angekündigt, aber erst mal lose auf den Herbst verschoben.