Blood Bowl

Der Blitz auf der Xbox 360 sieht ein wenig anderes aus, da man Einsehen mit den Unzulänglichkeiten einer 1:1-RTS Umsetzung hatte. Denkt hier lieber an Fußball-Spiele, in denen Ihr per Tastendruck zu dem nächsten Spieler schaltet und diesen dann direkt steuert. Ihr könnt Euch sicher gut vorstellen, wie dass aussieht, genauer kann ich dazu leider nicht werden. Die 360-Version wurde nicht gezeigt. Genauso wenig wie die Ausgaben für PSP und DS, die vollständig ohne Blitz auskommen werden und ganz in Runden ziehen.

Des Entwicklers Ambitionen gehen scheinbar aber weit über die reine Umsetzung des Spielgeschehens hinaus. Blood Bowl-Ligen und -Turniere finden sich überall auf der Welt und es wäre doch eine Schande, wenn sich so etwas nicht hier wiederfinden würde. Schnelle Spiele zu zweit oder online sind dabei das Kleinste und Selbstverständliche. Der nächste Schritt werden die Turniere sein, gefolgt von Planungen für ganze Ligen, durch die Ihr Euer Team zu ewigem Ruhm oder unermesslicher Schande führt.

Damit bei einem solchen Event nicht alle mit der gleichen Skaven-Truppe aufkreuzen, hilft Euch ein recht übersichtlicher, aber dem ersten Anschein nach leistungsfähiger Editor, Farben und Formen Eurer Schützlinge nach eigenen Wünschen bis hin zum Wappen anzupassen. Ein wenig Arbeit müsst Ihr investieren, aber was ist das schon im Vergleich zum Anmalen der Zinnfiguren damals.

Für reine Solokämpfer wird eine umfangreiche Kampagne geboten, die Euch einmal durch die Warhammer-Welt zu immer größeren Events führt. Dabei müsst Ihr auch hier Euer Team bei Laune halten, Star Player engagieren, mit verletzen Spielern auskommen und die Finanzen in Schuss halten. Selbst Cheerleader wurden nicht vergessen. Was wäre auch ein Skaven-Team ohne die Anfeuerungen leicht bekleideter Rattenwesen…

Die Verliebtheit in das Szenario ist einer der schönsten Aspekte, die auch auf den ersten Blick auffallen. Es sieht sofort wie Blood Bowl aus. Fröhlich, bunt, brutal. Ob sich auch die Werbebanner für Bloodweiser, Orcidas und McMurtys wiederfinden, lies sich nicht erkennen, ansonsten fand die Umsetzung der Optik in engster Abstimmung mit Games Workshop statt. Bis hin zu surrealen Details. O-Ton: „Wir schickten unsere Designentwürfe für die Orks zu Games Workshop ein und sie kamen postwendend zurück mit einem Kommentar: Orks haben keine Nippel.“

Alle Rassen, die derzeit die Brettwelt von Blood Bowl unsicher machen, werden hier jedoch keinen Einzug finden. Mit den Chaos-Beastmen findet sich wenigstens ein echtes Exoten-Team, ansonsten sind mit Zwergen, Elfen, Menschen, Orks und Goblins eher die Mainstreams vertreten. Da aber Download-Inhalte auf der Liste bei Cyanide stehen, solltet Ihr Norse, Vampire und Nekromanten noch nicht abschreiben.

Einen wichtigen Aspekt konnte ich mir leider nicht ganz so genau anschauen beziehungsweise nicht ausreichend genug: Die KI der computergesteuerten Spieler. Gerade beim Blitz-Modus der 360-Umsetzung muss ich mich auch auf meine Mitspieler verlassen können, denn ein von Orks umstellter Goblin-Blitzer ist schnell ein in die Geschichte eingegangene Goblin-Blitzer. Und sollten die Orks nicht in der Lage sein, einen Solo-Läufer einzukreisen, stimmt auch etwas nicht. Die Ki lässt ein Sportspiel zu Größe aufsteigen oder zu einem reinen Zweispieler-Gelegenheitsprodukt verkommen. Es sah gut aus. Aber wie kann man das schon nach nur einer Stunde wirklich einschätzen?

Ich behalte das mal im Hinterkopf und gehe jetzt zur Lobeshymne über. Eine echte Umsetzung des Spiels, das ich kenne und liebe, war das Letzte, womit ich auf dem Weg zu Cyanide rechnete. Dort dann auf ein ambitionierte, detailgetreue und liebevolle Adaption zu treffen, kommt einem positiven Schock so nahe, wie es geht.

Natürlich kommt hier Nerd-Ware auf uns zu. Runden- oder auch echtzeitbasierte Sporttaktik dürfte sich wohl kaum als GTA IV–Killer etablieren. Aber für alle unter Euch, die schon mal einen Goblin zum Fieldgoal warfen oder einen Schiedsrichter foulten: Die Chancen stehen sehr gut, dass im Winter 2008 Eure Saison würdig startet!