BloodRayne: Betrayal
Die angenehme Sorte Betrug
Deren imposante Sprengkraft entfesselt ihr auf Knopfdruck und löst damit unter Umständen eine verheerende Kettenreaktion mitten im Gegnermob aus. Bewundernswert ist dabei, wie fließend alles ineinander übergeht. Schon sehr bald hat euch das nicht gerade einfache Spielchen dazu trainiert, ein Meister der Crowd-Kontrolle zu sein. Ihr fertigt Feindvampire, Klingen-Ghouls und Riesen-Blobs unter Einsatz eures kompletten Arsenals ab und reagiert während vieler Kämpfe auch noch auf Level-Gefahren wie Energiestrahlen oder herabstürzende Plattformen.
Mit dem Rückwärtssalto erreicht ihr eine höher postierte Blutsaugerin, die von oben herab ihren Kollegen mit Wurfsternen Rückendeckung gibt, stoßt euch dann mit einem vernichtenden Dropkick von ihr ab und zückt noch in der Luft Raynes Pistole, um den Feind auf der gegenüberliegenden Plattform damit zu erledigen. Das durchaus recht umfangreiche Kampfsystem wird außerdem durch ein spezielles Untoten-Talent noch interessanter: Den Dash. Dieser kurze Sprint beschleunigt Rayne stark und macht sie währenddessen beinahe allen Angriffen gegenüber immun.
Es ist im Grunde ihr Block, tut dabei allerdings weit mehr für die Dynamik der Fights und passt gut zum eleganten Kampfstil der bissigen Rothaarigen. Ihr schießt an Kanonenkugeln und Schwerthieben vorbei wie ein Schatten, wieselt euch unantastbar auf die Rückseite eines Monsterrudels oder gewinnt damit gerade genug Tempo, um einer gewaltigen Kreissäge noch zu entkommen. Mit jedem vereitelten Treffer schießt außerdem euer Punktezähler gewaltig in die Höhe, der Score-Fanaten für Schnelligkeit und Effizienz belohnt. Bei meinen ersten Durchläufen habe ich in fast allen Leveln die niedrigste Note, "Wurmfutter", erhalten. Für Punktejäger herrscht also viel Luft nach oben.
Einzig die Steuerung, die dem 2D-Naturell des Spieles gemäß oft sehr exakte Eingaben verlangt, nervte mich in der vorliegenden Xbox-360-Fassung hin und wieder. Doch dafür, dass Microsoft nicht in der Lage ist, seinem Controller ein anständiges Steuerkreuz zu verpassen, kann WayForward eher wenig. Wer kann, spielt es halt mit einem Arcade-Stick, einem der soliden Street-Fighter-IV-Controller oder gleich auf der PlayStation 3.
Denn spielen, das sollten Fans klassischer 2D-Hauer BloodRayne: Betrayal, wie es bisher scheint, in jedem Fall. Das Spiel glänzt in seinen Kerndisziplinen Kampf und Grafik und schafft es sogar, die Talente seiner Protagonistin auf clevere Weise in den Level-Aufbau einfließen zu lassen. Das eine oder andere Mal erlebte ich einen netten Aha-Moment, als ich etwa merkte, wozu eine bestimmte Waffe sonst noch so gut sein kann. Wenn das Spiel diese Gangart von vorne bis hinten durchhält, ein sicherer Hit.
Fragt sich nur wann er denn nun herauskommen soll? Bisher steht immer noch grob der "Sommer 2011" im Raum, dabei scheint der Titel schon so gut wie fertig zu sein. Vermutlich will Majesco nicht riskieren, dass der aufwendig und liebevoll produzierte Titel im Summer of Arcade auf Xbox Live untergeht. Und das ist wahrscheinlich auch besser so: Denn je erfolgreicher dieses Spiel wird, desto mehr Material ähnlicher Gattung können wir in Zukunft erwarten. Daran kann dann auch BloodRayne 4: Die Alien-Nazikriegerinnen der Area 52 nichts mehr ändern.
BloodRayne: Betrayal erscheint in diesem Sommer für Xbox 360 und PlayStation 3.