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Bomberman Land

Im Land der traurigen Bomben

Ich hab mal nachgeguckt, aber es stimmt. Schon mein ganzes Konsolenleben lang, also von 1990 an, begleitet mich ein wasserköpfiger, stummer Bombenleger in weißem Spandex.

Das klingt nicht sonderlich sympathisch, täuscht jedoch. Denn seit seinem ersten Erscheinen sorgt er dafür, dass in meiner heiligen Halle, auch Wohnzimmer genannt, in regelmäßigen Abständen helle Aufregung herrscht. Drei weitere Freunde, vier Pads, ein paar Getränke und Bomberman - schon ist der Abend rundum gelungen.

Es spielt dabei keine große Rolle, welche Version im Laufwerk steckt. Sei es das Original, die folgenden 93er oder 94er, die 16-Bit-Versionen, der Gamecube-Ableger, als Live-Arcade Download oder eben jetzt auf der Wii im Bomberman Land. Gebt uns einen Screen mit einem Labyrinth, Hindernissen, ein paar Extras und schon ist der Abend gerettet.

Es ist rar, dass ein Spiel nach so vielen Jahren immer noch so unverbrauchten Fun bietet. Spontane Bündnisse, die drei Bomben später verglühen, Schadenfreude über eine gelungene Rache, Ärger über diese eine Bombe, die man gerade mal wieder übersehen hat. Pure, ehrliche Emotionen. Unverfälscht, unverwässert, unerreicht.

Cheerful White sollte das Gleiche machen wie ich, wenn er nicht getroffen werden will: Gelangweilt weg gehen.

Das alles findet Ihr auch wieder bei Bomberman Land und zwar unter dem Menüpunkt Battle-Modus. Ein nettes Update eines Multiplayer-Urvaters, das zwar nicht viel anders macht als früher, dafür letztlich aber auch nicht weniger Laune bringt. Sechs Spielvarianten, etwa ein Dutzend Arenen, jede Menge Items. Immer noch ein absoluter Kracher nach all den Jahren. Aber wehe, Ihr wählt den anderen Modus, den Story-Modus. Hinter dem unschuldigen Wort lauert mal wieder die dunkle Seite von Bomberman, die anscheinend einmal jede Generation von Konsolen heimsucht.

Auf dem N64 plagte uns Bomberman 64, die Xbox 360 wurde von Bomberman Act Zero gestraft und die Wii trifft es mit Land. Bei jedem dieser Auftritte wird Euch sofort und in der Regel auch sehr schmerzhaft vor Augen geführt, dass die Grundidee von Bomberman vielleicht eine der Besten in der Geschichte des spielerischen Gegeneinanders war, es aber offensichtlich keine vernünftige Möglichkeit gibt, darauf aufzubauen und sie sinnvoll über das Design des einzelnen Battlescreens hinaus zu tragen.

So etwas müsst Ihr Euch lange, lange, lange Zeit angucken. Es lässt sich nicht wegdrücken. Das reine Elend.

Vor allem sollte Hudson langsam verstehen, dass der „Charakter“ Bomberman eigentlich keinen Charakter im eigentlichen Sinne besitzt. Er hat keine Persönlichkeit, wir wissen nichts über ihn und eigentlich soll das auch so bleiben, wenn wir ihn weiterhin an jeder Ecke des Labyrinths ohne Reue sprengen wollen. Er eignet sich in keiner Weise für endlose Zwischenszenen, die von Euch Emotionen verlangen, die von nirgendwoher kommen können. Und das dann auch noch in Filmchen verpackt, die sich nicht abbrechen lassen. Und wirklich enervierend endlos sind!

Inhaltlich geht es um irgendwas mit einem Vergnügungspark, den der weiße Bomberman aufsucht und dort… keine Ahnung, es war so bedeutungslos, dass ich es am Ende der einschläfernden Szene bereits vergessen hatte. Ignoriert den trüben Versuch eines Handlungsaufbaus einfach und freut Euch auf eine weitere trübe Wii-Minispielesammlung, die inhaltlich mit Bomberman so viel zu tun hat wie Bombenwerfen mit Ostereiersuchen.