Skip to main content

Borderlands

500.000 Waffen für ein Halleluja

Gut, dass Entwickler Randy Pitchfork sich einen Mitarbeiter geschnappt hat, um die erste Ausfahrt im Koop-Modus zu bestreiten. Dieser nimmt auf der Überlandfahrt die Position des Schützen ein und berharkt attackierende Piraten und Raubtiere mit dem Bord-MG. Wer sich über die Unfähigkeit des Kollegen ärgert, kann quasi im fliegenden Wechsel per Knopfdruck die Plätze tauschen und dem Partner mal zeigen wo der Hammer hängt.

Die Optik dieser Fahrsequenzen fällt angesichts der kargen Landschaft zwar nicht sonderlich detailliert aus, dafür begeistert die schicke Fahrphysik der skurrilen Wüstenbuggys. Gelingt es beispielsweise eine Granate unter einem Gegner zu platzieren, wird dieser stilecht aus der Bahn geworfen und zum Teil sogar auf den Rücken gekippt. In der anschließenden Wüstenbasis der Piraten gab es im Anschluss zünftige Feuergefechte, die den Ego-Shooter-Ansatz des Spiels in den Vordergrund rückten. Doch während bei Call of Duty und Co. bei einem Abschuss höchstens mal eine andere Waffe rausspringt, gilt es bei Borderlands - wie in einem guten Action-Rollenspiel - die Leichen zu plündern. So bekommt man noch während der Missionen neue Spielzeuge und wird wie bei Diablo vom Sammelfieber gepackt.

Natürlich hat Randy den Sprengstoff klar gemacht und ist mit seinem Mitarbeiter in Richtung Nest abmarschiert. Doch vor Ort angekommen findet die Hauptfigur einen anderen Söldner, der schwer verletzt von einem großen Fehler redet. In einer herzzerreißenden Zwischensequenz stirbt der Gute und ein Kameraschwenk zeigt uns, was er gemeint hat.

So krallen sich die Räuber fremde Fahrzeuge.

Das Nest ist nicht etwa ein schlichtes Loch im Boden oder versteckt in einer der Canyon-Auswüchse, sondern ein ekelerregender, vierbeiniger Titan, aus dessen Hohlraum gespicktem Rücken die Raubtiere marodierend durch die Ödnis ziehen. Der Boden bebt bei jedem Schritt des Kolosses. Sprachlos sitzt die versammelte Journallie vor diesem schrecklich-schönen Monstrum, als Randy Pitchfork theatralisch die Szenerie beendet und sich grinsend den Fragen der Presse-Meute stellt.

Gleich zu Beginn des kurzen Interviews stellt er klar, dass man das Spiel mit bis zu vier Leuten über Xbox Live im Koop spielen kann. Auf unsere Frage, warum sie Borderlands als reinen Ego-Shooter vorstellen, antwortet Randy: „Das Spiel ist im Kern ein reiner Egoshooter. Wir versuchen aber genau wie unsere Kollegen von Bethesda (Fallout 3), die Grenzen des Genres auszuloten und das Spielerlebnis zu intensivieren. Wir wollen damit keine Rollenspieler erreichen, die wollen sowieso nicht so viel Action.“

In der Piraten-Basis gibt es heiße Gefechte.

Noch einmal auf die Waffen angesprochen, erklärt Randy, dass dahinter ein Algorithmus steckt, der selbst Extras wie angebrachte Klingen und Zielfernrohre integrieren kann. Bei der Engine konnte uns der eloquente Firmenboss hingegen nicht sonderlich überraschen. Schon wie bei Hells Highway setzt Gearbox natürlich auf die Unreal Engine 3. Man muss dem Spiel aber einräumen, dass es wirklich einen ganz eigenen Grafikstil besitzt, der sich deutlich von den üblichen Verdächtigen unterscheidet.

Vielleicht ist ja die Monokultur auf die Dauer doch nicht so schlecht.

Schön, dass Gearbox auch etwas anderes als Add-Ons und Zweite Weltkriegs-Shooter hinbekommt. Der vor Kreativität nur so strotzende Genre-Mix begeisterte vor allem mit dem beliebten Sammelfeature. Damit könnte es dem Titel gelingen, die Spannung eines Ego-Shooters mit einem Anreiz-Parts eines Rollenspiels zu verbinden. Beim Szenario bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob es auch bei der breiten Masse ankommt, doch zumindest mit dem genialen Koop-Modus hat sich Randy eine dickes Lob verdient. Zusammen mit ein paar anderen Titeln wie Fallout 3 und Mass Effect könnte Borderlands das Shooter-Genre wirklich revolutionieren. Zumindest atmosphärisch ist der neue Blickwinkel für Rollenspiele extrem interessant, hoffen wir, dass bei Borderlands auch der Rest passt.

Wahrscheinlich kann man schon ab 2008 auf der Xbox 360, dem PC und der PS3 die weiten Ebenen von Pandora erkunden und das Schicksal eines ganzen Planeten bestimmen.

Schon gelesen?