Borderlands: Handsome Collection - Schick, aber im 4er-Splitscreen wird's eng
Andererseits: Wer hat schon mehr als 50 Zoll?
Die Lücke zwischen 30 und 60 rüttelfesten Bildern pro Sekunde mag je nach persönlicher Überzeugung mehr oder weniger stark ins Gewicht fallen, aber gut und problemlos spielbar ist prinzipiell zunächst beides. Geht es dann unter die 20-FPS-Marke, braucht man entweder Leidensfähigkeit ("Ey, Stalker läuft mit einer Radeon 9700 prima, guck doch selber...") oder einfach Genügsamkeit. Die für PS4 und Xbox One erscheinende Borderlands-Handsome-Collection lässt euch all diese Abstufungen durchleben, wie zwei Stunden mit der PS4-Fassung zeigen.
Marodiert ihr allein durch die pulpigen Vulkan- und Mondlandschaften, unterscheiden sich die neuen Konsolenversionen nur noch durch fehlende Optionen zur erweiterten Kantenglättung vom PC, der Borderlands 2 und The Pre-Sequel seit jeher in 1080p und 60 Bildern darstellt. Und so hübsch, wie es die Systemausstattung zulässt. Wer dort spielt, braucht keine Handsome-Collection, aber ich denke, das wusstet ihr auch vorher, nicht? Die ausprobierte PS4-Version sieht wunderbar scharf aus, wie man es von einem technisch keine allzu großen Purzelbäume schlagenden und comichaft überpinselten Spiel eben erwarten darf. Mehr gibt's darüber kaum zu sagen, ohne dass irgendwer ein "Laaaangweilig" seufzt.
Tritt ein Offline-Mitspieler eurer Runde bei, halbiert er nicht nur den Sitzplatz auf der Couch (wollte erst "Sitzplatz" weglassen, da mich die Vorstellung, wie jemand eine Couch zerteilt, sehr amüsierte), sondern auch die Bildrate. Die 60 Frames sinken auf 30. Verständlich, muss eben so einiges doppelt berechnet werden. Neu in der Handsome-Collection ist der Vier-Spieler-Splitscreen-Modus, und eingespannt in diese Last sieht es nicht so aus, als hätte der Spielfluss noch einen besonders festen Stand.
Deutlich unter 20 Frames waren es, würde ich schätzen, als wir zu viert im Pre-Sequel die Hauptmission mit der KI und dem Skipper erledigten. Das Zielen buckelt vor einer ordentlichen Verzögerung, das Prinzip "Draufhalten und Hurra, triffst eh immer was" gerät unter diesen Voraussetzungen selbst in einem Spiel wie Borderlands zur größeren Probe, als es der Fall sein dürfte. Ein reiner Shooter wäre in dieser Form raus. Der Fairness halber: Ich habe andere Kollegen von angenehmen 30 Frames im Vier-Spieler-Modus reden hören, was je nach Abschnitt durchaus zutreffen kann. Falls sie wirklich irgendwo da draußen lauerten, diese 30 kleinen Kerle, liefen wir uns an diesem Tag nicht über den Weg. Vielleicht später irgendwann.
Sollte also jemand oberhalb der 60-Zoll-TV-Diagonale protzen und/oder eine Vierteilung des Bildes als genießbar einstufen: Wird vermutlich nicht immer reibungslos, aber dafür gibt's Bier als Ausgleich. Das lässt sich online nur schwer teilen. Man kann es ins Mikro des Headsets kippen und hoffen, am anderen Leitungsende spritze es heraus wie aus einer undichten Zapfanlage. Auch dieses Bild amüsierte mich gerade. Bier ist jedenfalls nie verkehrt, und wie viel davon im Vierer-Splitscreen die Dämme zum Brechen bringt, das hängt von Borderlands: Handsome Collection ab, um hier wenig elegant den Bogen zu kriegen.
"Dein Ticket, deine App" steht in der U-Bahn, aber wieso schreibt da eigentlich niemand, dass Borderlands 1 nicht beiliegt? Was der Fall ist. Sehen wir es so: Diese Neuauflage dreht sich nun einmal um Handsome Jack, einen in Grundzügen von einem Auftritt des Schauspielers Nathan Fillion (Firefly, Castle, Super - Shut up, Crime) inspirierten Antagonisten, bei dem ich wetten würde, dass er mittlerweile in vielen "Die-besten-Videospielbösewichte"-Top-Ten-Listen auftaucht. Für mein Humorempfinden hat er sich das auch verdient, endlos mäandernd durch die Täler des Unsinns.
Das erste Borderlands hatte kein solches Kaliber auf dem Weg zur letzten Schatzkammer Pandoras, zu keinem Zeitpunkt. Es ist rückblickend ein nettes, kleines, beschauliches Abenteuer, eine Blaupause, oder in all den kargen Schluchten vielleicht eher eine Graupause (oh Mann, sorry...) Damals ein guter Einstand, von dem man sich fragte, wieso vorher noch niemand auf diese Idee kam, aber recht langweilig angesichts dessen, wozu es in den Folgejahren ausgebaut wurde. Man könnte sagen, Borderlands 1 hat sich selbst im Schatten der Nachfolger abgeschafft, die so viel besser sind, dass ich nie wieder eine Rückkehr zu den Ursprüngen plante.
Obwohl die verquatschte Handschrift beim Wechsel von Gearbox (Teil 2) zu 2K Australia (Pre-Sequel) etwas verwischt wurde, stecken da immer noch genug Punchlines drin. In den Gesprächen, den Audiologs, den Items, der Art, wie man sich als Spieler einer scheinbar nutzlosen Waffe nähert, sie aufhebt und dann merkt: Jau, sie verlangsamt meine Bewegungen zwar um 80 Prozent, aber sie ist superschnell und schreit (!) beim Abfeuern, statt, na ja, zu klingen wie eine Schusswaffe.
Wegen solcher Dinge und unzähliger Stunden mit Freunden, mit denen ich seit über fünf Jahren jeden Teil und nahezu jeden DLC spiele, wird Borderlands immer einen Platz bei mir haben. Es ist ein brutales Spiel, in dem man Menschen und Maschinen tötet, immerzu, weil man es muss und auch ein bisschen genießt, ohne dass dieses Verhalten der Spielwelt zuwiderläuft. Eine ganz eigen die Stühle platzierende Endzeitparty, die sich trotz Klamauks und Hanswursterei niemals so übertrieben vertrottelt oder gar peinlich anfühlt, wie es Furzwitze vermuten lassen.
Nimmt man die selbstverständlichen Aufhübschungen für Xbox One und PS4 sowie die komplett enthaltene DLC-Palette für beide Teile hinzu: Wie fühlt ihr euch bei dem Gedanken, das alles Ende März auf den aktuellen Konsolen erleben zu können?