Borderlands: The Pre-Sequel - Borderlands kehrt zurück
Zumindest ein bisschen.
Die Borderlands-Macher von Gearbox Software haben zurzeit alle Hände voll mit Battleborn und anderen neuen Titeln zu tun, da scheinen für einen dritten Teil der seit 2009 erfolgreichen Shoot and Loot-Reihe einfach keine Kapazitäten mehr frei zu sein. Um die Fans aber nicht allzu sehr zu verprellen, und sicherlich auch um das lukrative Franchise nicht zu lange ungemolken zu lassen, springt 2K Australia in die Bresche und beschert euch im Oktober einen Nachschlag. Mehr Borderlands verspricht Gearbox-Boss Randy Pitchford, dessen Studio eng mit den Australiern zusammenarbeitet, aber die Aufsicht über das Projekt genau im Auge behält. Wir haben ein paar Runden gespielt und können direkt schon mal bestätigen: Ja, es ist mehr Borderlands. Mit absurd vielen Waffen und Beutestücken, der bekannten Cell-Shading Optik und den ausgeklügelten Rollenspielelementen. Und ein paar neue Charaktere und Spielmechaniken gibt es gleich mit dazu.
Schauplatz des Abenteuers, das zeitlich zwischen den beiden Borderlands-Teilen angesiedelt ist, was den ungewöhnlichen Titel „Pre-Sequel" erklärt, ist diesmal nicht der postapokalyptische Planet Pandora, sondern der Mond Elpis. Ihr steht mit eurem Charakter auf der Seite eines gewissen Jack, der das Ziel hat, die Basis des Hyperion-Konzerns zu übernehmen und eine Roboter-Armee aufzubauen. Jack? Doch nicht Handsome Jack, der Antagonist und ruchlose Despot aus Borderlands 2? Und genau um den hassenswerten Fiesling geht es im „Pre-Sequel", und ihr lernt im Verlauf nicht nur die Entstehungsgeschichte des kommenden Diktators kennen, sondern unterstützt diesen auch tatkräftig auf seinem Weg zur absoluten Macht.
Ein erster Blick auf den Bildschirm und ihr fühlt euch direkt zu Hause: Grafisch wird absolut nicht experimentiert und die angepasste Unreal Engine 3, die bereits die Cartoon-Optik in Borderlands 2 lieferte, kommt unverändert zum Einsatz. Die Anzeigen auf dem Bildschirm, die ungastlichen Landschaften, die in Horden auftretenden Gegner und alle Nase lang eine neue Waffe: Die ersten Schritte auf Elpis erscheinen erschreckend bekannt. Aber die Zusammenarbeit von Gearbox und 2K Australia hält ein paar sanfte Innovationen für euch parat. Zum einen wäre da die mondbedingt fehlende Anziehungskraft des Trabanten. Ihr rennt nicht, ihr hüpft und springt über das trostlose Gestein und überwindet mühelos Abgründe. Nutzt ihr dazu noch die auf dem Boden strategisch verteilten Sprungplatten und euren Jetpack, könnt ihr leicht in Schwindel erregende Höhen aufsteigen und Ziele in höchsten Etagen erreichen. Nützlich ist eure Schwerelosigkeit im Kampf: Aus sicherer Entfernung oder im Gleiten Monster und Soldaten auf Korn nehmen, oder mit einem heftigen „Butt-Slam", also mit dem Hinterteil zuerst landen, lichtet ihr schnell die Reihen der zähen Widersacher. Das ist auch bitter nötig, denn schwer bewaffnete Hyperion-Soldaten und eine Vielzahl mutierte Mond-Monster machen euch das Leben schwer. Besonders die Kraggons, mit Eis- oder Feuerelementkräften ausgestattete Viecher, greifen in großer Anzahl und besonders gerne von Hinten an. Die größeren Exemplare stecken ordentlich Schaden ein und teilen sich unter Beschuss dann auch noch in zwei kleinere Varianten. Aber wenn es in diesem Spiel an irgendwas nicht mangelt, sind es Waffen und Munition.
Mangel herrscht allerdings an Sauerstoff, der zweiten auffälligen spieltechnischen Neuerung des Mond-Szenarios. Die überlebensnotwendige Atemluft - die gleichzeitig auch als Energie für das Jetpack benötigt wird - müsst ihr in O2-Zonen regelmäßig auffüllen, sonst geht eurem Charakter schnell die Puste aus. Dazu aktiviert ihr in der Umgebung verteilte Maschinen und schafft euch so einen örtlich begrenzten Rückzugsort zum Durchatmen. Auch besiegte Gegner hinterlassen immer ein paar Moleküle, welche den stetig sinkenden Vorrat auffüllen. Trotzdem solltet ihr immer einen Blick auf die stetig herunterzählende Anzeige am unteren Bildschirmrand haben, damit euch in den turbulenten Feuergefechten nicht auf einmal der Erstickungstod ereilt. Zwar lässt sich die Menge des Sauerstoffvorrats durch Buffs steigern, aber das spielerische Druckmittel sorgt dauerhaft für ein Gefühl der Bedrohung. Allerdings benötigen auch einige der Gegner das kostbare Gut: Ein strategischer Treffer auf den Helm der Fieslinge, unterbricht deren Sauerstoffversorgung und setzt so den stärksten Kontrahenten schnell außer Gefecht.
Hinzugekommen sind mit Lasern und kryogenischen Waffen zwei neue Klassen. Mit einer Kryo-Granate könnt ihr beispielsweise ganze Gegnergruppen einfrieren und ein platzierter Schuss zerschlägt die in Eis verwandelten Bösewichte in kleine Stücke. Auch neu: Da es zu dem Zeitpunkt der Story noch kein Eridium gab, musste ein Ersatz für die wertvolle Währung her. Im „Pre-Sequel" übernehmen das die „Moonstones", die ihr immer wieder mal in der Beute oder in abgestürzten Meteoren findet. Sammeln lohnt sich, damit ihr euch die richtig guten Sachen leisten könnt.
Bei der Auswahl des Spielcharakters kommen Borderlands-Veteranen auf ihre Kosten: Vier neue Figuren, jede mit einer eigenen Klasse, stehen euch zur Verfügung und alle sind irgendwie gute alte Bekannte. Waren aber bislang nicht spielbar:
Wilhelm The Enforcer: Einer der Zwischenbosse aus Borderlands 2,Wilhelm gehört der Commando-Klasse an und setzt auf seine beiden Drohnen mit den Namen Wolf und Saint. Wolf greift Gegner an und Saint heilt und bufft den Charakter. Investiert ihr die erworbenen Punkte in seinen Talentbaum wird aus dem zu diesem Zeitpunkt noch recht menschlichen Wilhelm, ein waffenstarrender Cyborg mit synthetischen Körperteilen und einer Laser-Kanone auf der Schulter.
Athena The Gladiator: Erster Auftritt in dem Borderlands-Zusatzinhalt „The Secret Armory of General Knoxx". Athena nutzt Kinetic Aspis und kann mit ihrem Schild Angriffsenergie absorbieren und auf die Gegner zurück werfen oder heftig mit ihrem Schwert austeilen. Steigert ihr ihre Fähigkeiten bekommt ihr einen nahezu unüberwindlichen „Tank", der mit ihrem Schild im „Captain Amerika"-Stil ganze Gruppen ausknockt.
Nisha The Lawbringer: Die kaltherzige Nisha kennt ihr vielleicht noch aus Borderlands 2, als Sheriff von Lynchwood und Geliebte von Handsome Jack. Mal sehen, wie es zu dieser unheiligen Allianz kommen konnte. Füttert ihr das Cowgirl mit Fähigkeitspunkten, könnt ihr mit ihrem Skill „Showdown" automatisch auf Gegner zielen und einen richtigen Kugelhagel loslassen. Ein agiler und tödlicher Charakter.
Claptrap the Fragtrap:Eigentlich hat Handsome Jack ja die Zerstörung aller Claptraps angeordnet. Irgendwie ist wohl einer entkommen und ihr könnt euch mit dem Roboter in den Kampf stürzen. Über welche Fähigkeiten ihr dann verfügen könnt, ist allerdings bislang noch nicht bekannt.
Shoot and Loot wie gehabt: Mehr Borderlands hat Randy Pitchford versprochen und nach unserer Proberunde auf dem Pandora-Trabanten kann ich bestätigen: Ja, es ist mehr Borderlands. Und das ist jetzt wirklich keine Kritik. Es wird reichlich geballert, Waffen und Beute findet man im Überfluss, die vier neuen Charaktere lassen sich innerhalb ihres verzweigten Talentbaums zu schlagkräftigen Helden aufrüsten. Die fehlende Gravitation und das sanfte Druckmittel Sauerstoffzufuhr erweitern die Spielmechanik ohne gewollt zu wirken und den Spielspaß auszubremsen. Ein Fanservice, der konsequenterweise auch nur für die Plattformen PC, Xbox 360 und PS3 erscheint und somit die vorhandene Nutzerbasis bedient. Ob auch die aktuelle Konsolengeneration irgendwann einmal bedacht wird, steht noch in Pandoras Sternen. Mit dabei ist der spaßige Mehrspielermodus, bei dem mit vier Spielern online, oder auch zu zweit im Split-Screen und zwei weiteren Online-Spielern, gemeinsam kräftig geballert und Beute gemacht werden darf. Borderlands halt.