Borderlands: The Underdome
BadAss mit Mad Moxxi
Mad Moxxi ist eine Frau ganz nach meinem Geschmack: Kein liebes Hausmütterchen, das mir die Pantoffeln bringt oder mir jeden Abend ein schickes Abendessen zaubert, sondern ein echtes Miststück, das mit seinen engen Lederdress und seinem angemalten Gesicht die Männer gleich reihenweise in ihren Bann zieht. Und wie es sich für eine echte Verrückte gehört, hat sie die ersten drei Ehemänner schon verbraucht. Opfer Nummer 1 hat den Fehler gemacht, Moxxi zu betrügen und sich dabei eine ungesunde Kugel eingefangen, der Zweite wollte die Femme Fatal zu einem Spielzeug umfunktionieren und wurde dafür von einem Auto erschlagen. Nur Nummer 3, Waffenhändler Marcus, hat es geschafft, die Ehe zu überleben. Wie, bleibt sein düsteres Geheimnis.
Nun ist die durchgeknallte Underdome-Königin auf der Suche nach einem vierten Gatten und lädt Abenteurer von ganz Pandora ein, sich durch drei knallharte Arena-Kämpfe zu schlagen. Der zweite Borderlands-DLC bewegt sich dabei auf den Spuren des Firefight-Modus von Halo ODST. Zusammen mit bis zu drei Kameraden müsst ihr, angefeuert durch die witzigen Sprüche von Moxxi, Welle um Welle unterschiedlichster Gegner überleben. Nahkämpfer, Fernkämpfer, Elitekrieger, Bosse. Alles, was das Ballerherz begehrt. Nach jeder Runde bekommt ihr Munition und Lebensenergie-Pakete zugeworfen. Fünf Wellen ergeben eine Runde und auf der ersten Karte müsst ihr fünf davon überleben, um einen Bonus zu kassieren. So weit, so spaßig.
Doch das Ganze hat einen Haken: Ihr ergattert bei den hunderten Gegnern weder Loot noch Erfahrungspunkte. Nur, wenn ihr eine Runde beendet, wirft euch Moxxi ein paar Schießprügel zu, die aber selten wirklich gut sind. Erfahrungspunkte gibt es lediglich durch ein paar ausufernde Quests, die von euch den Sieg in allen drei Arenen verlangen. Eine äußerst magere Belohnung für locker 5-6 Stunden Dauer-Action. Vor allem Spieler, die noch nicht Level 50 erreicht haben, werden es sich zweimal überlegen, ob sie in das bockschwere Add-On viele fordernde Stunden investieren oder lieber in der Kampagne Erfahrung sammeln.
Immerhin setzt Gearbox wie beim Firefight-Modus auf Modifikatoren, die das Spielgeschehen nach der ersten Runde ganz schön in Schwung bringen. So werdet ihr zum Beispiel ohne Schutzschild in das Gefecht geworfen, müsst flinkere und deutlich treffsicherere Gegner bekämpfen. Wirklich haarig sind Upgrades für bestimmte Waffentypen oder eure Elementar-Kanonen. Besitzt ihr die entsprechende Zimmerflak, freut ihr euch über mehr Schaden. Habt ihr dagegen zum Beispiel kein vernünftiges Scharfschützengewehr in eurem Arsenal, werdet ihr von den beinharten Angreifer zu Skag-Futter verarbeitet.
Ohne ein paar CoOp-Partner ist aber spätestens im härtesten Level Schluss. Ihr müsst satte 20 Runden überleben, ohne dass euch ein Freund kurz vor dem Ableben wieder auf die Beine hilft. Eine nahezu unlösbare Aufgabe. Überhaupt entfaltet sich erst mit ein paar Freunden die wahre Qualität von Mad Moxxi's Underdome Riot. Im Team mit einem Soldaten, Berserker oder einer blitzschnellen Sirene, macht das Dauerschnetzeln gleich doppelt so viel Spaß. Wer stirbt, muss erst mal auf die Strafbank und darf aus einem Käfig weitersnipern, während seine Kollegen versuchen, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Nach der Welle wird er dann wiederbelebt.
Bei den Arenen setzt Gearbox auf geschicktes Modell-Recycling. Jedes Areal setzt sich aus verschiedenen Kulissen der Kampagne zusammen. Gleichzeitig sorgt das unterschiedliche Level-Design für abwechslungsreiche Herausforderungen. Im Anfänger-Level Hell-Burbia gibt es jede Menge Deckung und Verstecke.
Ihr findet Bestandteile von Dr. Zeds Zombie Island, verrostete Bruchbuden und natürlich eine stattliche Bühne für den Auftritt der Bosse. Die Angelic Ruins setzen dagegen auf eine riesige zerklüftete Freifläche mit Alien-Architektur. Und last but not least setzt das schwerste Areal, The Gully, auf extreme Höheunterschiede und jede Menge Scharfschützenpositionen. Als kleines Bonbon führt Mad Moxxi's Underdome Riot noch eine Spielerbank ein, in der ihr eure Gegenstände zwischenlagern könnt. Ihr müsst dazu per Schnellreise aber den Underdome besuchen und dort die Ware beim Claptrap-Kassierer abgeben. Trotzdem eine äußerst praktische Einrichtung, die vor allem beim Item-Jägern für Begeisterung sorgen wird. Im Gegenzug gibt es bis auf einen eher unspektakulären Boss keine neuen Gegner-Typen. Wie gewohnt, müsst ihr euch durch diverse Skags, Crimson Lance Soldaten und Banditen kämpfen. Schade.
So genial Mad Moxxi und ihre abwechslungsreichen Arenen auch sind, ohne einen größeren Erfahrungspunkte-Boost und bessere Waffen-Drops verliert das Spiel einen Teil seiner Faszination. Die Ego-Shooter-Mechanik ist zwar gut genug, um im Team eine Menge Spaß zu bringen, aber gerade Low-Level-Spieler sind besser damit beraten, erst einmal ihren Charakter auf Vordermann zu bringen, bevor sie sich in den Underdome wagen. Für Level-50-Charaktere, die eine neue Herausforderung suchen, ist das DLC dagegen gut geeignet.
Bockschwer und gerade im härtesten Level mit satten 20 Runden, also umgerechnet ca. 5-6 Stunden Hardcore-Gameplay, eine echte Mammut-Aufgabe, bekommt man jede Menge anspruchsvollen Ballerspaß für sein Geld. Nur schade, dass Gearbox keine neuen Gegner eingebaut hat. Unterm Strich ist damit der zweite DLC meiner Meinung nach einen Tick schlechter als Dr. Zed's Insel der Zombies. Trotzdem ist der Underdome gerade für eingespielte High-Level-Teams ein Muss. Für das nächste Mal wünsche ich mir aber wieder eine Kampagnen-Erweiterung, damit meine Sirene endlich Level 50 erreicht.
Borderlands: Mad Moxxi's Underdome Riot ist als DLC für Xbox 360 und PS3 erhältlich. Der Preis beträgt ca. 10 Euro. Die PC-Fassung wird etwas später veröffentlicht.