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Brink

Apokalyptisch gut?

Richtig spannend wurde es dann, als sich Splash Damages Chef Paul Wedgewood endlich ins Kampfgeschehen stürzte. Gezeigt wurden zwei neue Abschnitte samt passender Missionsstruktur. Jeder Level besitzt vorher festgelegte Ziele, die wir diesmal aus der Rebellen-Perspektive gezeigt bekamen. Im Security-Tower müssen die Freiheitskämpfer erst die Sicherheitsanlagen umgehen, dann den Safe des Oberwärters knacken, einen Piloten befreien und ihm anschließend zur Flucht aus dem Gefängniskomplex verhelfen.

Die einzelnen Aufgaben werden vom System danach dynamisch in Submissionen unterteilt. Seid ihr zu Beginn ein Soldat, müsst ihr zum Beispiel einen Operative beim Hacken beschützen, einen Kommandoposten einnehmen oder einen Kran in die Luft sprengen. Als Wedgewood die Rolle eines Operatives übernimmt, wird es anspruchsvoll. Seine Aufgabe: Hinter die feindlichen Linien gelangen und Chaos stiften. Dank agilem Körper und dem SMART-Bewegungssystem springt er über Kisten, Rohre und Aufbauten auf eine höhere Ebene und fällt den Feinden so in den Rücken.

Diese komplexen Aktionen scheinen einfach von der Hand zu gehen. Fadenkreuz auf das Ziel ausrichten und auf Knopfdruck bewegt sich die Figur an den gewünschten Ort. Und selbst Nahkampfattacken soll man damit zielgenau anbringen können. Mit SMART gelangt ihr so blitzschnell über Deckung hinweg und zum Beispiel unter Röhren hindurch. Die Level wurden dabei so designt, dass es immer mehrere Wege gibt und ihr bei jedem Durchgang eine andere Taktik verwenden könnt. Wenn es wirklich so gut klappt wie es aussieht, dürften sich die Gefechte deutlich dynamischer gestalten als bei anderen Shootern.

Wedgwood nutzt seine Position und schnappt sich die Uniform eines toten Gegners. Er erreicht damit die Front und kann sich die Ziele praktisch aussuchen. Untermalt von einer brachialen Soundkulisse, jagt seine Maschinenpistole Kugel um Kugel in die gepanzerten Kämpfer und offenbart dabei einen kleinen, aber entscheidenden Haken: Momentan gibt es praktisch kein Trefferfeedback. „Mist, wir haben gehofft, dass ihr es nicht bemerkt", scherzt Mister Splash Damage. „Spätestens zur E3 wird es aber komplett drin sein.“ Leider etwas zu spät für diese Präsentation. 30 Journalisten haben schon den Rotstift gezückt und kritzeln mit säuerlicher Miene ein dickes Minus in ihre Notizbücher.

Brink - Trailer

Auch die zweite Mission, die Sprengung eines Fusionsreaktors, begeistert durch ihre spielerische Vielfalt und die todschick gestalteten Gebäude. Das Team schleicht sich durch Lüftungsschächte, räuchert Wachposten aus und pflanzt am Ende eine dicke Sprengladung am Reaktor. Der Detailgrad der Umgebung kann dabei zwar nicht ganz mit einem RAGE mithalten, doch Splash Damage holt Erstaunliches aus der id-Tech-4-Engine heraus.

Außerdem verriet uns Wedgewood im anschließenden Q&A noch ein paar wichtige Details: Ja, die Gegner werden auch im Einzelspielermodus respawnen und so eine konstante Bedrohung generieren.Euren Computer-Kameraden müsst ihr keine Befehle erteilen, sie sollen sich genauso wie menschliche Mitspieler verhalten. Selbst Partien mit sieben KI-Kollegen und acht KI-Gegnern fühlen sich so wie Multiplayer-Gefechte an – menschliche Mitspieler können jederzeit einsteigen. Das Ziel: Auch unbedarfte Offline-Spieler an die packenden Internet-Schlachten heranführen. Base-Camping wird durch unzerstörbare Geschütze verhindert und wenn alles glatt läuft, gibt es vielleicht sogar einen Map-Editor.

So langsam muss uns Splash Damage mal endlich an den Controller lassen. Denn so gut das Ganze auch aussieht, der komplette Titel steht und fällt mit der Spielbarkeit. Ist SMART wirklich so intelligent wie der Name vermuten lässt? Gelingt der fließende Übergang zwischen Online- und Offline? Macht die KI einen guten Job, um auch Offline-Spieler zu überzeugen? Überfordert einen vielleicht das dynamische Missionssystem? Fragen über Fragen, die sich auch nach der zehnten Präsentation nicht beantworten lassen. Man muss Brink einfach ausführlich antesten, um das Zusammenspiel aus den vielen innovativen Spielelementen zu verstehen.

Und genau dieser Kommunikationsbedarf bereitet mir momentan noch etwas Sorgen. Wenn selbst gestandene Spieleredakteure das meiner Meinung nach geniale Spielsystem nach einer Stunde nicht begreifen, wie soll man es denn Otto-Normal-Spielern vermitteln? Brink passt momentan in keine Schublade, was Fluch und Segen zugleich ist. Zum einen hebt es sich dadurch deutlich von der Konkurrenz ab und kann durch viele frische Ideen glänzen. Zum anderen fällt es schwer, die Ausrichtung des Spiel auf den ersten Blick zu erkennen. Ein Betatest oder eine Demo werden damit zur Pflicht. Trotzdem freue ich mich auf die gamescom, wenn ich endlich selbst Hand anlege. Ich halte euch, wie immer, auf dem Laufenden und berichte euch, ob der Titel hält, was er so vollmundig verspricht.

Brink erscheint im Winter 2010 für Xbox 360, PS3 und PC.

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