Brink
Frisch, fromm, fröhlich, frei
Richtig interessant wird das Gameplay aber erst durch die Perks und Ausrüstungsgegenstände. Mein Liebling während der viel zu kurzen Anspielzeit: Die Selbst-Wiederbeleben-Spritze. Das nützliche Utensil kann alle zwei Minuten eingesetzt werden. So könnt ihr euch als Sanitäter direkt an der Front von den Toten zurückholen und gleich hinterher euer gesamtes Team. Insbesondere wenn die Gegner schon weitergezogen sind, eine äußerst hinterhältige Taktik.
Das in der letzten Version noch monierte Treffer-Feedback wurde inzwischen übrigens komplett eingebaut. Es wird aktuell zwar noch nicht ganz Modern-Warfare-Niveau erreicht, aber kleine Animationen teilen euch stets mit, ob ihr trefft oder nicht. Auch klingen die Waffen deutlich satter, bellen richtig, wenn man auf Dauerfeuer stellt. Endlich hat man das Gefühl, eine dicke Wumme in der Hand zu halten und keine Wasserspritzpistole. Ein tödliches Mordinstrument und keine Gotcha-Knarre.
Das eher unrealistische Design der Schießprügel ist zwar nicht jedermanns Sache, doch die Erweiterungsmöglichkeiten sind beeindruckend. Mit wenigen Handgriffen, einem erweiterten Magazin, einer Mündungsbremse und einer Vollautomatik-Funktion verwandelt ihr eine schnöde 08/15-Knarre in eine waschechte Maschinenpistole.
Einen noch besseren Eindruck hinterlässt dagegen die Grafik. Das Spiel läuft zwar noch nicht hundertprozentig flüssig, dafür ist der Detailgrad beeindruckend, die Animationen erstklassig und das Design immer noch eine Pracht. Der überzogene, fast comicartige Look ist zwar bis zu einem gewissen Punkt Geschmackssache, trotzdem wirkt das Spiel wie aus einem Guss und bis zum letzten Menüpunkt nahezu perfekt ausgearbeitet.
Nur was die KI angeht, bleiben noch jede Menge Fragezeichen. Der Ablauf ist wirklich extrem komplex und damit für den Computer entsprechend anspruchsvoll. Macht Brink mit Bots also wirklich Spaß? Man darf nicht vergessen, dass die komplette Einzelspieler-Erfahrung auf die KI-Kämpfer setzt. Sowohl auf der eigenen als auch auf der gegnerischen Seite. Ihr könnt zwar jederzeit menschliche Mitspieler dazuholen, doch dazu muss man wohl oder übel online spielen.
Auch was die Qualität der Geschichte angeht, bin ich mir noch nicht ganz sicher. Es gibt zwar vor und während den Partien kurze Zwischensequenzen, doch im Multiplayer-Gewitter kann das zarte Story-Pflänzchen auch schnell wieder verwelken. So sehr ich mich also auf die Mehrspieler-Gefechte freue, so sehr bezweifle ich, dass Offline- beziehungsweise Einzelspieler mit Brink viel Spaß haben werden.
Rein konzeptionell war ich ja schon recht früh von Brink angetan. Der frische, gewagte Ansatz, die Einzel- und Mehrspielererfahrung miteinander zu verknüpfen, der Grafikstil und das intelligente Bewegungssystem machte zumindest auf dem Papier jede Menge Sinn. Doch das war alles reine Spekulation. Ohne selbst Hand anzulegen konnte und wollte ich keine finale Einschätzung abgeben. Nun, nach einer Stunde wahnwitziger Multiplayer-Gefechte kann ich den Release nicht mehr abwarten. Ich bin mir zwar noch immer nicht sicher, ob das Spiel auch offline funktioniert, doch gemeinsam mit einem netten Team werde ich den Spaß meines Lebens haben.
Hoffen wir nur, dass Splash Damage die letzten technischen Mängel in den Griff bekommt, genug Content zum Launch liefert und die KI nicht versemmelt. Brink wird zwar auch dann nicht die beste Shooter-Einzelspielererfahrung 2011, aber vielleicht genau der richtige Anreiz für Offline-Spieler sich in den Online-Dschungel zu wagen. Der ist zwar hart und ungerecht, macht aber aller Wahrscheinlichkeit nach bei Brink jede Menge Spaß.
Brink erscheint Anfang 2011 für PC, Xbox 360 und PS3.