Skip to main content

Bulletstorm (dt.)

Blutleer und trotzdem spaßig

Die Nano-Peitsche aktiviert aber nicht nur das Skillshot-System, sondern fungiert auch als zentrales Gameplay-Element. Auf Knopfdruck visiert sie den nächsten Gegner an und zieht ihn in eure Richtung. Steht zum Beispiel ein dicker Kaktus im Weg, wird er direkt aufgespießt. Wenn nicht, könnt ihr ihn mit einem Tritt umlenken und die Opfer so über die Brüstung befördern, als Blut-Graffiti an die nächste Betonwand schmieren oder ihm noch im Flug den Kopf wegschießen.

Das spart nicht nur Munition, sondern macht auf makabere Art und Weise auch eine Menge Spaß. Außerdem zieht ihr mit dem praktischen Stück Technik an festgelegten Stellen Maschinenteile aus dem Weg oder holt Mini-Helikopter vom Himmel. Leider lassen sich herumstehende Kisten, Bauteile und Fahrzeuge nicht durch die Luft befördern. Wirklich kreative Kills und Physik-Spielereien sind also nicht möglich.

Und auch das Skillshot-System selbst könnte noch etwas mehr Komplexität vertragen. Ihr könnt zwar zum Teil unterschiedliche Skillshots miteinander kombinieren, Bonus-Punkte gibt es aber nur, wenn ihr zum Beispiel mit einer Explosion mehrere Gegner auf einmal erwischt. Ist ein Gegner erst einmal Tod, gibt es zum Beispiel keine Extrapunkte, wenn ihr das fliegende Opfer noch in einen Ventilator stopft. Hier fehlt ganz klar ein Multiplikator wie bei Tony Hawk oder diversen Snowboard-Titeln. Und als weiterer Kritikpunkt: Es gibt keinen Koop-Modus für die Kampagne.

Die zum Teil aberwitzigen Waffen nehmt ihr erst einmal den Gegnern ab. Darunter großartige Schießprügel, die sogar dem Duke alle Ehre machen würden. Ihr schießt mit explodierenden Kanonenkugeln um euch, umwickelt die Feinde mit Ketten-Granaten und rammt sie mit einem dicken Penetrator wirbelnd an die Wand. Mit den erspielten Skillpunkten könnt ihr dann an den Droppods neben Munition auch Magazin-Erweiterungen und sogenannte Charge-Shots erstehen. Diese durchschlagkräftigen Attacken sind nicht nur bei den vielen Mini-Bossen ihr Geld wert, sondern erweitern auch die Skillshot-Pallette. So setzt die Superattacke der Schrotflinte gleich mehrere Gegner auf einmal in Brand bzw. verwandelt sie auf nahe Entfernung mit einem Schuss in Asche. Da ihr stets nur drei Waffen mitnehmen könnt, müsst ihr euer Arsenal immer wieder anpassen, um mit den extrem unterschiedlichen Feinden fertig zu werden.

Einige Gegner weichen zum Beispiel eurer Peitsche aus, ihr könnt sie also nicht einfach heranziehen und mit einem kräftigen Kick in einen Lüfter, eine Turbine oder das hungrige Maul einer fleischfressenden Pflanze befördern. Drei unterschiedliche Fraktionen liefern sich dabei auf Stygia heftige Gefechte. Ehemalige Sträflinge, die Skulls, setzen auf Nah- und Fernkämpfer, dicke Brocken und agile Scharfschützen. Die mutierten Creeps weichen dagegen blitzschnell euren Attacken aus und halten euch die ganze Zeit unter Dauerfeuer. Gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden eine echte Herausforderung.

Und last but not least trefft ihr auf die Burnouts. Fiese Monster, die ihr nur an roten Stellen an ihrem Körper verletzen könnt und die sich gleich dutzendfach auf euch stürzen. Zusammen mit dicken Endgegnern, Final-Echo-Attacken und attackierenden Kampfhubschraubern bietet euch Bulletstorm so viel Abwechslung. Kein Vergleich zu den Klon-Gefechten moderner Military-Shooter. Und überraschenderweise entpuppt sich die eigentlich simple Rache-Story durch die vielschichtigen Charaktere, die herrlich trockenen One Liner und die frischen Ideen als hervorragende Popcorn-Unterhaltung, die durch die angenehme Länge viel Gegenwert bietet.

Noch dazu ist Bulletstorm schlicht ein bildhübsches Spiel. Erstklassig designte Locations, viel Licht und eine fantastische Architektur machen den Titel zu einem der schönsten der aktuellen Konsolengeneration. Selbst Epics Metzelplatte zieht angesichts der farbensprühenden Szenarien und bombastischen Schlachtengemälde klar den Kürzeren. Sicher, die meisten Levels bieten wenig Bewegungsfreiraum und es gibt auch ein paar nervige Rail-Shooter-Sequenzen, doch dank dem Skillshot-System wird selbst in solchen Momenten ein Gefühl von Freiheit vermittelt.