Bulletstorm (dt.)

Leider macht euch genau hier die deutsche Zensur zumindest teilweise einen Strich durch die Rechnung. Die Skillshots bleiben zwar alle erhalten, doch ohne Blut und Splattereffekte als Trefferfeedback verlieren die Gefechte an Substanz. Es macht zwar auch ohne fliegende Körperteile eine Menge Spaß, aber mit den Einschnitten wirkt das übertriebene Spielgeschehen seltsam blutleer.

Immerhin könnt ihr scheinbar auch den Online-Multiplayer mit PEGI-Kollegen bestreiten. Aktuell konnte ich zwar auf der PS3 noch keine Mitspieler finden, doch auf der Xbox wird schon fröhlich losgeballert. Die nette, aber keineswegs bahnbrechende Horde-Variante Anarchy ist bei Bulletstorm zwar nicht spielentscheidend, bietet euch aber auch nach dem Vollenden der Kampagne einen spaßigen Zeitvertreib.

Gemeinsam mit bis zu drei menschlichen Mitspielern müsst ihr dabei Welle um Welle von Gegnern überleben. Doch statt einfach nur alle Feinde um die Ecke zu bringen, gilt es hier auch eine bestimmte Zielpunktzahl zu erreichen. Immer wieder werden einzelne Gegner markiert und mit einer speziellen Teamchallenge belegt. Zum Beispiel müsst ihr einen Gegner in die Luft treten, während ein anderer Spieler ihn mit Blei vollpumpt. Dafür gibt es Extra-Punkte, die in späteren Abschnitten über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Im Gegensatz zum Einzelspieler-Modus könnt ihr nicht nur die Magazin- und Charge-Kapazität erweitern, sondern auch die Durchschlagskraft der Waffen, das Nachladen der Peitsche - in der Kampagne könnt ihr sie ununterbrochen einsetzen -, die Geschwindigkeit und die Panzerung eurer Spielfigur. Zwischen den Runden könnt ihr außerdem eine zusätzliche Knarre auswählen, um deutlich mehr Punkte abzusahnen. In den verfügbaren Arenen gibt es neben diversen Elektroschock- und Stacheldraht-Wänden auch große Ventilatoren und fiese Lava-Bassins für entsprechend stilvolle Kills. Ohne die entsprechenden Effekte leidet in der deutschen Version natürlich auch hier ein wenig die Atmosphäre.

Alternativ könnt ihr einzelne Level der Kampagne auch noch einmal im Echoes-Modus nachspielen. Euer Ziel: In der kürzesten Zeit die meisten Punkte erreichen und euch im Leaderboard langsam nach oben arbeiten. Wer Spaß an der Punkte-Jagd hat, kann mit dieser Variante Wochen verbringen. Anstatt die Gegner einfach aus dem Weg zu räumen, muss man hier wirklich ganz genau überlegen, wie und in welcher Reihenfolge man jeden einzelnen Feind um die Ecke bringt. Gerade Kombinationsangriffe und das Ausnutzen der im Level verteilten Mordinstrumente spielen hier eine entscheidende Bedeutung. Aus dem hirnlosen Geballer wird so fast ein Knobelspiel, dass aber auch jede Menge Fingerfertigkeit verlangt. Großartig.

Ach ja: Die beiden Konsolen-Fassungen sehen fantastisch aus und liegen meiner Meinung nach gleichauf. Unser Kollege von Digital Foundry hatte auf der PS3 bei ein paar Leveln Streaming-Probleme, bei mir lief es aber anstandslos. Die PC-Fassung habe ich leider noch nicht in die Finger bekommen, aber auch hier sieht alles nach einer gelungenen Umsetzung aus.

Was bleibt, ist ein spielerisch immer noch überzeugendes Abenteuer, dass aber durch die Schnitte nicht nur viel Atmosphäre, sondern auch ein paar spielerische Feinheiten und einen Teil seiner Identität verliert. Trotzdem ist die Kampagne wegen des Humors, den bombastischen Szenarien und der ideenreichen Action für Fans des Genres auch in der deutschen Fassung eine Offenbarung. Kein Level gleicht dem anderen, die Grafik ist erstklassig, dutzende Gegnertypen, witzige Waffen und viele kleine Gameplay-Details sorgen für Abwechslung. Endlich mal keine graubraunen Filter, bierernsten Charaktere und dröge Terroristenjagd.

Bulletstorm ist Spaß pur und den können noch nicht mal die unnötigen Schnitte vollkommen vertreiben. Okay, beim nächsten Mal wünsche ich mir ein komplexeres Kombo-System, ein paar nette Physik-Spielereien, einen richtigen Koop-Modus und vielleicht etwas größere Level. Viel mehr gibt es aber nicht auszusetzen. Deshalb gibt es trotz der Verunstaltung eine 8 - weniger geht einfach nicht. Wer im Ausland zugreift, darf gern noch einen Zähler hinzuaddieren.