Burning Crusade-Momente, die mein WoW-Leben geprägt haben
...und auf die ich mich freue, sie wiederzuerleben
Während man in den Schattenlanden derzeit auf Patch 9.1 wartet, wenden sich in der Zwischenzeit viele Spieler wieder WoW Classic zu. Dort wurde gerade in Vorbereitung auf die Erweiterung Burning Crusade (startet am 2. Juni) der Prepatch auf die Server gespielt. Burning Crusade, oder kurz BC, gilt für viele auch heute noch als die beste Erweiterung aller Zeiten (die Zeit löscht alle schlechten Erinnerungen) und da ich alt genug bin, um den echten Release vor 14 Jahre miterlebt zu haben, hab ich meine grauen Zellen etwas angestrengt, um zu prüfen, welche glorreichen Momente mir aus der Zeit noch besonders in Erinnerung geblieben sind.
Der Startschuss und Aufbruch in die Scherbenwelt (sofern man sie erreicht hat)
Bei BC denke ich als Erstes an das Entgegenfiebern des Startschusses zurück, da ich bis dahin nichts Vergleichbares erlebt habe. WoW war auf einem Höhepunkt und quasi überall vertreten: im TV, im Netz, im Freundeskreis, Werbung und so weiter. Dementsprechend groß war die Ankündigung und der Release der ersten Erweiterung. Ähnlich wie der Hype um Star Wars seiner Zeit oder die Harry Potter Bücher.
Für mich war nach drei Jahren Vanilla-Bosse umklatschen und denselben bekannten Zonen etwas Neues mehr als willkommen und so hat man im Freundeskreis und in der Gilde schon Wochen zuvor alle Infos wie ein Schwamm aufgesaugt, sich brav vier Stunden lang in die Schlange vorm Media Markt gestellt, um seine Box zu erwischen, und sich für den 16. Januar 2007 (und Folgetage) abgemeldet. Am Releasetag hatte sich ganz Eredar (einer der größten Server damals) schon Stunden vor dem Startschuss vor dem Dark Portal versammelt, um gemeinsam mit Bekannten, Freunden und Gildenkollegen im Teamspeak Mitternacht entgegenzufiebern und in die Scherbenwelt aufzubrechen.
Die letzten Sekunden waren wie an Silvester: Im Teamspeak wurde runtergezählt, der Startschuss wurde mit Energydrinks begossen, die Horde rennt zum Portal und… Disconnect! Die Server waren dem Ansturm in keinster Weise gewachsen und wie bei der ersten Runde in Takeshi's Castle wurde die Hälfte der Spieler beim Ladescreen ausgesiebt. Manche Gildenmitglieder haben zwei Stunden fluchend mit Einloggen und Transit verbracht, ich hatte Glück und bin mit der zweiten großen Welle auf die BC-Server geschwappt. Hier konnte dann selbst die hoffnungslos überfarmte Startzone (Höllenfeuerhalbinsel) die Euphorie nicht mehr bremsen - und damals gab es noch die Mob-Flag-Mechanik, man verbrachte also mühsame Stunden damit, sich die Mobs der Hauptquestreihe gegenseitig vor der Nase wegzuschnappen (Moonfire ftw).
Neue Möglichkeiten bis zum Abwinken
In Vanilla habe ich Jahre damit verbracht, alles Mögliche zu farmen (Quests, Gold, Ruf, Twinks, "Pet-Heal-Equipment" für den Hunter), doch irgendwann war man mit allem durch. Mit BC stand man plötzlich wieder vor ungeahnten Möglichkeiten. Man wurde quasi an jeder Ecke mit hunderten neuen Quests erschlagen, bei weit über ein Dutzend neuer Fraktionen wollte Ruf gefarmt und unzählige Sammelgegenstände und Mounts erbeutet werden. Dazu kamen neue seltene Gegner, Bosse, Dungeons, Schlachtzüge, Ressourcen, Berufe und so weiter. Es gab so viel zu tun, dass es schon fast in Arbeit ausartete.
Eine Erfahrung, die sich mir besonders ins Hirn gebrannt hat, war das Farmen von Blümchen und Erz auf der Hölllenfeuerhalbinsel in den ersten Tagen: Immer schön stundenlang im großen Kreis um die Zitadelle herum, dabei regelmäßig vom gigantischen Teufelshäscher überrascht werden, der einen entweder direkt in den Boden gestampft oder über die halbe Karte verfolgt hat, bis man schließlich der Ehrenfeste zu nahekam, was die dämlichen Alliwachen auf den Plan rief, die das Spielchen weiter trieben. Später, als man endlich die nötige Kohle fürs Fliegen zusammen hatte, ging's in der Regel ab zum Thron der Elemente in Nagrand, um dort die Allis zu verscheuchen und stundenlang Essenzen bei den Elementaren zu farmen... 2007 hatte ich jede Menge langweilige Nachtschichten, aber: miesen Wlan-Hot-Spot-Empfang in der hintersten Ecke eines 3m² großen, unbelüfteten Lagerräumchens - perfekt, um während der Bereitschaft die Taschen mit Essenzen zu füllen.
Frei wie ein Vogel (im wahrsten Sinne)
Ebenfalls eine weltbewegende Erfahrung in WoW war das Fliegen. Nachdem man sich mehr als zwei Jahre wie ein Käfer kriechend auf dem Boden fortbewegen musste, war der Blick von oben eine echte Offenbarung - so musste sich damals 1969 die Mondlandung angefühlt haben. Plötzlich hatte man eine ganz neue Perspektive auf die Welt und konnte kilometerweite Umwege für Quests und NPCs in wenigen Sekunden überbrücken. Ganz davon zu schweigen, wie schnell plötzlich das Blümchenpflücken und Erze klopfen ging.
Noch wichtiger: Man könnte sich - sofern man es rechtzeitig mitbekommen hat - flugs verziehen, wenn sich die bösen Allis mal wieder zu einem brandschatzenden Mob zusammengerottet und eine Treibjagd auf einsame, unschuldige, blumenpflückende Hordler veranstaltet haben. Als Druide war das Fliegen zudem gleich doppelt besonders, denn mit BC wurde die Flugform eingeführt, die dank sofortiger Verwandlung und Interaktionsmöglichkeiten in Vogelform (Blumen pflücken, Quest-Gegenstände einsammeln, NPCs ansprechen) auch noch heute die Spitze der Fortbewegung in WoW darstellt.
Das Spice Gold muss fließen
Ein ständiges Problem in Vanilla war die ewige Goldknappheit. Man verdiente nur wenige Kupfer- und Silberstücke, während die Kosten fürs Reparieren, neue Zauber, Ausrüstung und die unzähligen Tode jedes bisschen Ersparte sofort wieder zunichtemachten. Erst mit einem erfolgreichen Raid und guter Ausrüstung wurde das Farmen etwas leichter, um ein paar Gold anzuhäufen.
Mit BC hat sich die ewige Geldknappheit zum Gegenteil verändert. Ja, man brauchte anfangs 6.200 Gold fürs Fliegen und noch ein paar Tausend mehr für neue Zauber und Items - das hatte man am besten schon als Vorbereitung in Vanilla gesammelt -, doch es kam bei weitem mehr Geld in die Tasche als man für die notwendigsten Dinge ausgab.
Das lag nicht nur daran, dass Quests und NPCs mehr Gold abwarfen, sondern auch an den gefragten neuen Ressourcen und den vielen seltenen und epischen World Drops, die man teuer handeln konnte. Außerdem eröffneten sich mit dem neuen Beruf des Juwelenschleifers ganz neue Wirtschaftszweige: Heute bekommt man Gems für ein paar Gold im AH und "Juwe" als Beruf ist kaum noch etwas wert, doch zu BC-Zeiten war man damit der King.
Neue Schauplätze für PVP
Als PvP-Server erster Stunde war auf Eredar immer etwas geboten, auch wenn es beim damaligen Allianz-/Horde-Verhältnis von 70:30 nur eine Frage der Zeit war, bis man von den fiesen Allis überrannt wurde. Abseits der Schlachtfelder war vor allem Open PvP in Form von "Tarrens Mill vs. Southshore" als groß angelegte Schlacht geboten, doch mit BC haben sich viele neue Kampfzonen in der Spielwelt ergeben: Die Festungen auf der Höllenfeuerhalbinsel, in Nagrand der Thron der Elemente (wo Essenzen gefarmt wurden) sowie Halaa und rund um die Horde- und Alli-Base, die Manaschmiede Duro vor der Festung der Stürme, die Türme in der Knochenwüste und so weiter.
Dank dem Hinzustoßen der Blutelfen zur Horde hat man auf Eredar zudem eine Erfahrung gemacht, in deren Genuss man nur äußerst selten kam: Gewinnen. Plötzlich hatte sich das Verhältnis so drastisch verändert, dass nicht hinter jede Ecke ein Alli-Raid lauerte und man in Schlachtfeldern wie dem "Auge des Sturms" voller Besatzung und nicht mit fünf Mann weniger startete.
Rabenfürst Anzu farmen
Mit Patch 2.2 haben Druiden ein besonderes Zuckerl bekommen, denn im Zuge der epischen Flugform-Questreihe bekam man als einzige Klasse den "mit Essenz erfüllten Mondstein" in die Finger und war damit in der Lage, den Rabengott Anzu in den Sethekkhallen auf heroischem Schwierigkeitsgrad zu beschwören. Selbiger hatte eine minimale Chance als Mount zu droppen, was bei vielen Spielern Begehrlichkeit weckte. Somit war man als Druide ziemlich gefragt und zugleich dazu verflucht, die Sethekkhallen bis zum Abwinken zu farmen (heroische Dungeons konnte man nur einmal pro Tag clearen).
Da ich den Piepmatz unbedingt selbst haben wollte, hab' ich meine (un)freiwillige Dungeon-Gruppe zum täglichen farmen verpflichtet gebeten. Anfangs war die Begeisterung noch verhältnismäßig groß, doch nach zwei erfolglosen Monaten schlug das in viel Gejammer um - half ihnen alles nichts, da mussten sie durch. 64 Trys hat es schließlich gebraucht, bis ich voller Stolz im Schritttempo triumphierend und von neidvollen Blicken verwöhnt auf der Terrasse des Lichts in Shattrath auf meiner Angeberrunde gekreist bin... und hunderte mehr, bis der Rest der Truppe (s)einen Vogel hatte.
Die epische Story
Nicht, dass Vanilla keine tolle Geschichte rund um MC, BWL, AQ und Naxx gestickt hätte, doch die Story von BC war noch einmal von einer ganz anderen Welt - im wahrsten Sinne, denn während man die Bösewichter auf und von Azeroth umhackte, hörte man von den vielen außerweltlichen Bedrohungen bestenfalls nur von NPCs oder bekam ein paar vage Hinweise in grauen Büchern. Man wusste, dass es diese Gefahren gab, doch sie waren nirgends im Spiel präsent.
Mit dem Zugang zur Scherbenwelt konnte man endlich einer dieser Welten und ihren Gefahren direkt entgegentreten. Egal ob Karazhan, Höhle des Schlangenschreins, Festung der Stürme, der schwarze Tempel oder Sonnenbrunnenplateau, sie zählen auch heute noch zu den besten Schlachtzügen - insbesondere Kara und BT - weil sowohl die Geschichte drumherum gut erzählt als auch die Schlachtzugsinstanz toll und herausfordernd designt waren. Zudem hatte man als Spieler viel Zeit und die nötige Geduld, um jede Ecke und jeden Aspekt zu erkunden... Updates kamen noch nicht so regelmäßig.
Das waren ein paar der Momente, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Vielleicht könnt ihr ja noch ein paar beisteuern, damit ich mich nicht alleine so alt fühlen muss. Da der Start von WoW Burning Crusade auch nicht mehr fern ist, bin ich schon mal gespannt, was sich von den erlebten Momenten erneut aufzeigen wird und welche neuen Erlebnisse dazukommen.