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Burnout Paradise Remastered (Switch) - Test: Immer unterwegs. Auch unterwegs

Ich habe Avril Lavigne verdrängt ...

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Im Handheldmodus ab und zu etwas zu verschwommen, dafür fast immer schön flüssig - ein Klassiker unter den Fun-Racern endlich für unterwegs.

Ich habe Hardrock und Metal in den meisten ihrer Spielweisen zwar mittlerweile gründlich abgehört, Paradise City von Guns'n'Roses wird aber wohl nie seine Wirkung bei mir verfehlen. Deshalb ist es fast immer ein Ereignis, Burnout Paradise zu starten, wozu ich wegen der jüngsten Remaster-Welle zum Glück mal wieder ausgiebig Gelegenheit hatte. Endlich wieder dieses konkurrenzlos gute Geschwindigkeitsgefühl mit seinem unverbindlich-eingängigen Fahrverhalten und den Jumpscare-Crash-Sequenzen, die einem jede Farbe aus dem Gesicht pressen. Keine Ahnung, warum mich immer wieder überrascht, wie gut dieses Spiel doch war beziehungsweise ist.

Ok, dass Avril Lavignes Girlfriend auch auf dem Soundtrack ist, muss ich ebenso verdrängt haben, wie die erste halbe Stunde dieses altehrwürdigen Ausnahmespiels, die sich mit ihren überbordenden und nicht wegdrückbaren Tutorial-Videos wie ein ganzer Nachmittag anfühlt. Unfassbar nervig, aber nur eines von beiden belästigt den Spieler mehr als einmal. Beinahe schade, dass es nicht die Tutorials sind. Aber egal, Burnout Paradise ist jetzt auf der Switch und ich war durchaus gespannt, wie sich der Arcade-Racer im Hosentaschenformat schlagen würde.

Hat sich gut gehalten, vor allem auf dem kleinen Screen, sieht das Spiel optisch noch verhältnismäßig zeitgemäß aus.

Kurzum: Nicht überragend, aber gut genug, um auch heute noch fast genau so viel Spaß zu machen wie 2008. Der Formfaktor nagt definitiv ein wenig am Spielgenuss, wenn ihr nur im Handheld-Modus spielen wollt: Auf der kleinen Diagonalen und in der dynamisch rauf und runter skalierenden Auflösung verschwimmen weit entfernte Fahrzeuge und anderweitige Hindernisse so mit der Hintergrundgrafik, dass man sie mitunter schwerer kommen sieht, als man sollte. Das ist ein klarer, nicht wegzudiskutierender Nachteil. Mich hindert das wegen meiner vorhandenen Streckenkenntnis dieser menschenverlassenen Open-World-Stadt nicht ganz so sehr. Aber Stellen, die ich mit arg zusammengekniffenen Augen spielte und den einen oder anderen Frontal-Unfall mit Positionsverlust hatte der kleine Switch-Screen definitiv zur Folge.

Trotzdem Hut ab, dass die Entwickler auch im Handheld-Modus auf 60fps abzielten, denn die hält das Spiel tatsächlich die meiste Zeit, wenn auch nicht immer. Einige kurze Einbrüche an gut besuchten Kreuzungen habe ich erlebt, wenn Karosserien und Funken noch und nöcher die Luft füllen. Alles in allem performt das hier schon respektabel und bleibt immer sehr gut kontrollierbar. Auf dem großen Bildschirm präsentiert sich Burnout Paradise dann, wie man sich daran erinnert und macht auch heute noch direkt Lust, zum Controller zu greifen, ein paar der Supersprünge zu versuchen und durch versteckte Werbetafeln zu krachen.

Der Moment, in dem plötzlich das Kaltgertränk zur Nase rauskommt...

Als ich einst anfing, Paradise zu spielen, schienen mir die offene Stadt, das ungezwungene Herumdüsen und das Hier-und-da-spontane-Rennen-an-Kreuzungen-starten noch gewöhnungsbedürftig. Irgendwann machte es aber klick und ich begriff die laxe Struktur als fortwährendes, "ach, bleib' doch noch ein bisschen". Ich kenne wenige Rennspiele, die derart wenig Downtime haben. Fahren, fahren, fahren - und dass das Physikmodell so eingängig und vergebend ist, ist Teil des Plans. Als säße man in Criterions Rennwagen, während die Entwickler die Fernbedienung für die Zentralverriegelung haben. Aussteigen ist so schnell nicht.

Die einzige unangenehme Tatsache, über die wir noch sprechen müssten, ist der Preis. Mit 50 Euro für ein ordentlich, aber auch nicht komplett zeitgemäß überarbeitetes Spiel von vor zwölf Jahren verlangt EA auf der Switch für die schwächste Version das mit Abstand meiste Geld. Burnout rettet sich in der Gewissheit, dass es auf der Switch bis aufs Weitere das beste Arcade-Rennspiel dieser Dimensionen ist, sofern es kein Kart-Racer sein soll. Aber das Herausragend, das Martin in seinem Burnout Paradise Remastered Test für PS4 und Xbox One vergab, ist damit nicht mehr drin. Vor allem nicht, wenn das gleiche Spiel zeitgleich auf Steam für 4,99 Euro veröffentlicht wird.

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Zwölf Jahre nach dem ersten Release von Burnout Paradise hat der Titel trotzdem nur wenig von seinem Reiz verloren. Alleine wie mit Freunden fährt es sich in dieser Stadt wunderbar rasant und anarchisch. Zusammen die Crashes zu suchen, anstatt sie zu meiden, sich um Streckenetikette nicht zu scheren und im faszinierenden Geschwindigkeitsgefühl aufzugehen, das ist es, was Burnout so besonders machte - und was es zu so einer Tragödie macht, dass es um diese Reihe heute so schlecht bestellt ist. Burnout war nie ein Kassenschlager und die Misserfolge der letzten Need for Speeds machen eine baldige Rückkehr dieser Serie auch nicht gerade wahrscheinlicher. Dann wiederum, EA legt auch Skate nach lauten Rufen aus der Fangemeinde mit einem Sequel neu auf. Ich würde sagen, fangt mal an zu schreien. Vielleicht, indem ihr euch schleunigst Burnout Paradise Remastered kauft, es muss ja nicht die Switch-Version für 50 Euro sein.

Und Avril Lavigne? Die schmeißt ihr im Soundtrack-Menü einfach aus der Song-Rotation!


Entwickler/Publisher: Criterion/EA - Erscheint für: Switch, PC, PS4 und Xbox One auch als Remaster erhältlich - Preis: ca. 50 Euro (Switch), 4,99 Euro auf Steam - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsch - Mikrotransaktionen: nein - Getestete Version: Switch

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