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Buzz! Brain Bender

Recht nett

Man kann es sich bildlich vorstellen. Der Ort: Irgendwo auf der Welt, das strategische Hauptquartier zur Planung der PSP-Entwicklungen, von mir persönlich kurz und mit nur einem Minimum an Spucke aussprechbar HPPSPE genannt. Das Thema: Platz 1 der Nintendo DS–Charts seit Anbeginn der Zeit. Dort hat es sich Kawashimas Hirntraining bequem gemacht und scheffelt Millionen, während es ganze Bevölkerungsschichten vor geistiger Stagnation bewahrt.

„So was brauchen wir auch!“ muss der Schlachtruf gewesen sein. Dumm nur, dass weder Mind Quiz noch Hot Brain ein ernsthaftes Gegengewicht zur geistigen Revolution auf dem DS schaffen konnten. Also versucht man es bei Sony selbst und schickt einen großen Namen ins Rennen. Und dass dieser eigentlich für etwas ganz anderes steht, nämlich fröhliches Ratevergnügen in geselliger Runde, ließ man kleinlaut unter den Tisch fallen. Zusammen mit den Buzzern.

Was bleibt, präsentiert sich im eher schmucklosen Laborgrau der zahlreich vertretenen Hirn-Schnellstarter dieser Welt. Im nüchternen Hauptmenü wählt Ihr aus den vier Kategorien Wahrnehmung, Gedächtnis, Analyse und Rechnen die generelle Richtung und anschließend eines der vier in jeder Gruppe gebotenen Spielchen. Solltet Ihr auf Bahnbrechendes hoffen, was alle bisherigen Denk-Jogging-Spiele in den Schatten stellt, werdet Ihr eher enttäuscht sein.

Alle 16 Spielchen, jedes in drei Schwierigkeitsgraden abrufbar, dauern eine Minute, in der Ihr kleine Rechenaufgaben löst, Dominosteine im Geiste zusammenfügt, die Anzahl zweier Gruppen von Fischen vergleicht oder Formen und Farben erkennt. Je mehr richtige Antworten Ihr in den 60 Sekunden geben könnt, desto höher fällt der in Kilojoule gemessene Score aus. Ob diese Zahl irgendetwas mit der tatsächlichen, im Gehirn beanspruchten Energie zu tun hat, lassen wir jetzt mal außen vor.

Drei fünftel Kuchen plus vier fünftel Kuchen ergibt… Magenverstimmung.

Da die PSP nun einmal nicht mit einem Touchscreen und Stylus gesegnet wurde, half man sich bei Buzz! Brain Bender so gut es ging mit den vier Tasten. Alle Spiele reduzieren sich auf vier mögliche Antworten, die graphisch mit einer Ausnahme von Zahlen als kleine Bildchen dargestellt werden - etwas, was mich bei dem Bildermemory häufiger zu einer falschen Antwort verleitete. Während Ihr einen Delfin-, Affen- und Löwenkopf recht gut auseinander halten könnt, wie auch Zahlen und Pluszeichen, geriet die Darstellung der gesuchten Puzzleteile eines hellblauen Gegenstand vor Wasser dann doch arg klein. So klein, dass es weniger mit merken zu tun hat, als mehr mit raten, welcher unscharfe Blob denn wohl der Gesuchte ist.

Mit dieser einen Ausnahme darf sich Buzz! Brain Bender aber absoluter Übersichtlichkeit rühmen und nur im Falles des Memorys dürft Ihr ein schlechtes Abschneiden beim großen Test darauf schieben. Eine zufällige Auswahl an vier Spielen, jeweils eins aus jeder Gruppe, misst Eure Gesamtgehirnenergie und meine reichte zumindest schon mal, um ein Fernlenkauto zu betreiben.

Sollte Euch das nach einer Weile langweilen, mischen die Herausforderungen noch einmal alles ein wenig auf. Ca. 20 Tests verschiedenster Zusammensetzungen, Spieldauern und Schwierigkeitsgrade erfordern stellenweise höchste Konzentration, um Medaillen für besondere Leistungen zu erhaschen. Und diese Trophäenjagd macht Buzz!: Brain Bender auch reizvoll. Zumindest für alle, die gerne eine komplette Sammlung virtueller Anerkennung sehen. Wie ich. Oberflächlich, ich weiß.

Welcher Pirat kommt an den Schatz? Nehmt euch alle Zeit der Welt, aber nicht mehr als 3 Sekunden.

Das Gute im Multiplayer wird es sein, dass Ihr keine zweite PSP braucht. Das Schlechte daran, dass Ihr eben keine zweite PSP braucht. Ihr spielt eine Runde und reicht dann die Konsole weiter. Ein Spiel und eine PSP genügen für mehrere Spieler, was immer ein positives Licht wirft, schon allein aus Kostengründen. Andererseits liegt eine echte Stärke des Buzz!-Franchise in dem Spaß, dass alle gleichzeitig versuchen sich zu überbieten, immer einen Blick auf die Zähler der anderen. Das fällt hier natürlich flach.

Eine Schwäche aller Buzz!, wenn auch eine unumgängliche und letztlich ein wenig von Eurem Geschmack abhängige, blieb erhalten. Der nervige kleine Knödel von einem Moderator. Buzz! halt. Seine Sprüche sitzen zu 40 Prozent gar nicht mal schlecht und lassen schmunzeln, nur scheint er in der Preview-Version für jedes Spiel gerade mal drei davon auf Lager zu haben. Und alles über zweimaliges Hören hinaus sorgt hier kaum für Lächeln, sondern zum Blick ins Options-Menü, wo sich Buzz! Gesprächigkeit denn jetzt abwürgen lässt.

Es steht für Professor Kawashima kaum zu fürchten, dass hier mit Buzz! die alles aus dem Feld schlagende Killerkonkurrenz aufgebaut wird. Ideenreichtum, Herausforderung und Abwechslung der 16 Spiele liegen stimmig auf hohem Niveau, nur das wirklich Besondere, das herausragende Feature fehlt. Buzz Auftritt in der Welt der harten Denker gibt sich grundsolide, ja beinahe konservativ. Trotzdem und auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob Euer Gehirn durch regelmäßigen Konsum größer, schneller oder besser wird: Spaß dürfte es bei Buzz! Brain Brender wohl haben.

Buzz! Brain Bender wird ab November für die PSP erhältlich sein.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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