Caligo Chaser
7 Stunden?!
Sieben Stunden? Ich spiele das seit sieben Stunden?! Und ich bin noch nicht mal halb durch. Kinder, wie die Zeit verfliegt, wenn man levelt. Das Leveln ist eine wundervolle Erfindung des Spieldesigns. Am Ende des Tages hat man was geschafft. Wenn auch nicht viele Questen gelöst wurden, oder man sonst nicht viel weiter kam, wenigstens ist die eigene Spielfigur ein wenig besser und die Zeit war nicht umsonst. Jede kleine Busfahrt lässt sich so sinnfrei und doch erfüllt nutzen.
Genau in diese Kerbe zielt dieses Action-RPG und zelebriert es mit seiner Welt aus einer kleinen Stadt und drei erstaunlich großen Arealen mit einigen wenigen NPCs und absurd vielen Monstern. Erstere geben euch kleine Aufträge, die euch sogar relativ nett in kleine Geschichten verpackt gereicht werden. So fällt nicht ganz so sehr auf, dass es am Ende immer auf Hinrennen und Monstertöten hinausläuft. Eine der ersten Hauptquesten, die euch lange verfolgt, hat sogar einen fast schon aktuellen Zeitbezug: Ein gieriger Banker zieht euch ab, und bis die Schulden bezahlt sind, vergeht viel Zeit.
In dieser sammelt ihr nicht nur Erfahrung und viele Aufgaben, sondern auch Ausrüstung en gros. Aufwertbare Rüstungen und Waffen, Zauber und Items für alle Lebenslagen. Aber nicht nur der Umfang, die Itemwut und die Masse an hübsch designten Monster beeindruckt, Caligo Chaser kriegt eine Sache richtig hin, die ich bei Spielen dieser Art nach gut einem Dutzend Versuchen schon beinahe abgeschrieben hatte. Viele Games üben immer noch damit, links ein virtuelles Pad auf die Reihe zu bekommen, aber nur wenigen gelingt das so elegant wie Caligo Chaser. Es steuert sich beinahe sogar besser als ein reales Steuerkreuz, da es auf dem Screen nicht den natürlichen Daumenabrieb gibt. Sollte das etwa die Zukunft und das Ende der Nintendo-Daumen-Krankheit sein?
Das Kampfsystem an sich gehört nicht unbedingt zu den großen Taktikern, sondern schon beinahe eher in die Ecke der Golden-Axes dieser Welt. Das Kombosystem reduziert sich auf ein Minimum, die Zauber sind mehr taktischer Bonus und der aufladbare Spezialschlag sorgt für Abwechslung, aber nicht für Tiefgang. Wenn es sich nicht so elegant und flüssig spielen würde, könnte das hier Gefahr laufen, langweilig zu sein. Gut zwei Dutzend Gegnertypen in verschiedenen Ausführungen plus ein paar Bosse und eine gute Variation in den Spielwelten – Wüsten, Wälder oder Friedhöfe, nichts zu Ungewöhnliches dabei – wollen erkundet werden.
Beim Aufbau seiner Welt kommt Caligo Chaser der Natur der Plattform entgegen, indem ihr auf den drei großen Karten jeden Punkt per Fingerdruck erreichen könnt und so unnötige Wege zum Ziel der nächsten Quest außen vor bleiben. Gespeichert wird allerdings nur in der Stadt. Habt ihr erst einmal eine Kampfrunde gestartet, läuft diese durch vier oder fünf kleine Areale, die erst beendet werden müssen, bevor es zurückgeht. Spezielle Items erlauben allerdings die Rückkehr zwischendurch, sodass man im Notfall die bis dahin gesammelten Punkte doch noch retten kann.
Was den kleinen RPG-Prügler von wahrer Größe und Perfektion abhält, ist der auf Dauer einmütige Ablauf. Sprecht in der Stadt mit allen Leuten, sammelt die Questen und arbeitet euch danach durch die entsprechenden Areale. Und wieder von vorn. Die Bosskämpfe und ein paar der etwas längeren Questen lockern das auf, der Eindruck von im Hintergrund lauernder Monotonie, die gelegentlich ihren hässlichen Kopf vorstreckt, kann man sich trotzdem nicht ganz erwehren. Aber wenigstens ist kein Weg umsonst, bringt er doch ein paar EXPunkte.
Das ändert aber nichts an dem fantastischen Deal, den hier jeder Action-RPG-Liebhaber eingeht. 2,40 Euro sind kein Preis für so viel Spiel, das auch noch beinahe jede der vielen Stunden bestens unterhält. Und selbst der gelegentliche Hänger wird von der ewigen Sucht nach dem nächsten Level-Up, der schicken Technik oder den endlosen Items überspielt. Und dann ist da natürlich noch der endlich gelungene Beweis, dass eine gute Virtual-Stick-Steuerung in einem Spiel dieses Genres doch möglich ist. Mehr kann man für das Geld nicht verlangen oder bekommen.