Call of Duty: Black Ops 2 - Vorschau
"Wir wollen mit Menendez eine neue Ikone unter den Bösewichtern erschaffen."
Nach der Präsentation zu Call of Duty: Black Ops 2 konnte ich zusammen mit anderen Journalisten ein paar Fragen an zwei Entwickler richten. Anstatt langweilige Themen, wie das futuristische Setting oder die Geschichte von David Samuel Goyer zu diskutieren, habe ich die einzig wirklich wichtige Frage gestellt. Eine Frage, die euch allen sicherlich schlaflose Nächte bereitet und die ungelösten Rätsel der Menschheit in den Schatten stellt. Wird Zork 2 spielbar sein?
Leider keine Antwort.
Ok, vielleicht beginnen wir doch mit den zuvor erwähnten Bereichen. Auch wenn jeder CoD-Fan die ersten Informationen nach der Ankündigung zu Beginn des Monats wie ein Schwamm aufgesogen hat, hier noch einmal eine kurze Zusammenfassung. In Black Ops 2 übernehmt ihr im Jahre 2025 die Rolle von David Mason, dem Sohn des vorigen Protagonisten Alex Mason. Während ihr mit David im Krieg zwischen China und den USA gegen die Pläne des Masterminds Raul Menendez vorgeht, schwenkt die Handlung immer wieder in die 1980er zurück. Hier spielt ihr erneut Alex Mason und erhaltet einen genaueren Einblick in Rauls Motivation und wieso er zu einer solchen Gefahr heranwuchs.
Treyarch legt einen großen Wert auf diesen Charakter, der zu einer neuen Ikone unter den Spiele-Bösewichtern zählen soll. Dafür soll Autor David Samuel Goyer sorgen, der allein durch seine Schöpfung des Jokers in Christopher Nolans The Dark Knight für alle Zeiten in den Nerd-Himmel gelobt wird. Bisher bleiben nur die pompösen, wenn auch noch leeren Versprechen, da keine Szene mit Menendez gezeigt wurde. Selbst auf die Frage, mit welchem Charakter er sich am ehesten vergleichen ließe, weichten die Entwickler zurück und versicherten abermals, dass es genau wie beim Joker keine vergleichbare Figur gäbe.
Was man den anwesenden Journalisten allerdings bestätigen konnte, ist die bombastische Action, mit der auch das neuste Call of Duty wieder Maßstäbe setzen könnte. In der gezeigten Mission fährt David Mason zusammen mit der besorgten Präsidentin und ebenfalls angespannten Soldaten über den Highway von Los Angeles. Nach einem kurzen Blick ins Fenster des Fahrzeugs, das Masons Gesicht mit einem melodramatischen Effekt reflektiert, schwenkt die Kamera nach vorne auf die Straße. Ein Helikopter stürzt angeschossen zu Boden, prallt wenige Meter vom Wagen entfernt auf der Straße auf und fliegt in cineastisch beeindruckender Zack-Snyder-Slow-Motion über die Köpfe der Anwesenden hinweg.
Im Anschluss an die filmreife Einleitung spurtet Mason auf die Bruchstelle in der Brücke zu und zieht das erste Mal seine Waffe, die gleich ihren Vorteil von 13 Jahren modernerer Kriegsentwicklung zeigt. Anvisierte Feinde zeigen sich als weiße Silhouetten sogar hinter kleineren Hindernissen wie Wänden oder Autos und können dank der durchschlagskräftigen Munition sogar durch sie hinweg getroffen werden. So knipst Mason in rapider Abfolge einen Burschen nach dem anderen aus, bis er sich im letzten Moment abseilt, bevor ein erneuter Gegenangriff auf der Brücke einschlägt.
Weiter geht es im urbanen Straßenkampf, der zum ersten Mal im Call-of-Duty-Universum einen mittelschweren Mech hervorbringt. Dieser Brocken lässt sich durch normalen Beschuss natürlich nur schwer beeindrucken. Also müsst ihr hinter der Deckung auf den richtigen Zeitpunkt warten und seine schmächtigen Beine einzeln zerstören, wodurch der Schrotthaufen schließlich zusammenbricht.
Ein paar Dutzend leblose Körperhüllen später springt das Spielgeschehen zum Ende der Mission, in der David in einen Jet steigt und zwischen den zum Teil zerstörten Wolkenkratzern zur Jagd auf feindliche Flugobjekte ansetzt. Optisch und in der Position des Zuschauers wirklich berauschend, erscheint der spielerische Anteil eher gering zu sein. Zwar versicherte man mir im nachfolgenden Gespräch, dass ihr den Jet frei bewegen könnt, die Erwähnung von unsichtbaren Wänden ließ man dabei hingegen bewusst außen vor.
Mit seinem abwechslungsreichen Gameplay, dem wunderbar zerstörten Los Angeles und der pausenlosen Daueraction bietet sich dieser Level natürlich perfekt für eine erste Präsentation an, die vor allem bei jugendlichen Fans für feuchte Augen und High-Fives sorgen würde. Dass ich mich von solchen Szenen gerne einlullen lasse, möchte ich gar nicht abstreiten, doch macht sich der Kritiker in mir natürlich Sorgen um den restlichen Aufbau. Ich brauche als Zuschauer kurze Verschnaufpausen, die nicht nur aus Ladebildschirmen und Briefings bestehen sollten.
Ein erster Schritt, der mir den Weg in eine solch vielversprechende Zukunft weist, manifestiert sich in den neuen Strike-Force-Mission, die zwischen den normalen Aufträgen stattfinden und sich wie eine Runde Battlefield spielen, wenn ihr alle Position alleine übernehmen würdet. Per Knopfdruck zoomt ihr beispielsweise aus dem Körper des Fußsoldaten heraus und bedient anschließend einen Mech, befehligt Raketen-Angriffe oder gebt eurem Trupp verschiedene Kommandos. Vor jedem Strike-Force-Auftrag stehen euch mehrere Einsatzorte zur Auswahl, die nach eurer Entscheidung für immer verschwinden und später durch neue Missionen ersetzt werden.
Die Wahl der Aufgabe soll anschließend den Verlauf der Handlung beeinflussen. Ebenso hat euer Erfolg gewichtige Folgen. Sterbt ihr während des Angriffs, erhaltet ihr keinen zweiten Versuch und startet sofort mit der nächsten Hauptmission. Ein konkretes Beispiel für etwaige Folgen nannte man nicht. Hoffentlich ändert sich mehr als nur die Farbe eines Laserstrahls. Dennoch konnte ich eine gewisse Überraschung in meinen Augen nicht verbergen, da sich das gezeigte Gefecht an einem US-Hafen ziemlich stark vom sonst strikt gescripten Ablauf unterscheidet.
Leider beschränkten sich das gezeigte Material und alle weiteren Informationen auf den Einzelspieler-Modus. Zum Mehrspieler-Part wollte man bis auf die offensichtliche Unterstützung von Elite nichts verraten. Ebenso mangelte es mit neuen Ankündigungen zum Zombie-Modus, der in Black Ops 2 weiter ausgebaut werden und sogar Multiplayer-Aspekte abseits der kooperativen Untoten-Schlachterei bieten soll. Zum Ende der Präsentation erwähnte man nur einen Vier-gegen-vier-Modus. Wie dieser funktionieren soll, welche Spielvarianten es noch geben wird und ob Treyarch es mit der Easteregg-Spielerei auf den Karten - ich nenne nur die Planetenzerstörung - wieder übertreibt, wird sich in den künftigen Monaten zeigen, sobald weitere Informationen Stück für Stück veröffentlicht werden.
Wenn ich auf die Präsentation von Call of Duty: Black Ops 2 zurückblicke, bin ich schon ein wenig enttäuscht, wobei die Qualität der gezeigten Szenen überhaupt nichts damit zu tun hat. Wer auf Blockbuster-Action im großen Stil steht, findet hier seinen persönlichen Himmel. Mich interessieren jedoch die Wechselwirkung der Strike-Force-Missionen im Bezug auf die Geschichte, die Hintergründe des Bösewichts Raul Menendez, der überarbeitete Multiplayer und vor allem der neue Zombie-Modus wesentlich mehr.
Während uns Treyarch in den kommenden Monaten mit den letzten beiden Aspekten ordentlich den Mund wässrig machen kann, wird besonders die Entfaltung der Handlung sowie Menendez als Charakter bis zum fertigen Produkt schwer absehbar bleiben. Ich hoffe nur, dass sie sich nicht zu sehr auf die schreiberischen Künste von Goyer verlassen, sondern selbst an der Kreierung ihres Bösewichts werkeln. Denn ohne die leitende Hand Nolans oder Ledgers überragender Performance wäre auch der Joker in The Dark Knight zu einem vergesslichen Freak mit grünen Haaren verblichen.