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Call of Duty: Ghosts - Hunde, dynamische Karten und der Untergang der USA

Wie Infinity Ward die nächste Generation erneut dominieren will.

'Bitte lasst den Hund nicht sterben'. Zumindest muss ich an dieses Szenario denken, sobald der Ausdruck 'emotionale Bindung' fällt. Infinity Ward will euch in Call of Duty: Ghosts immerhin nicht nur ein hilfreiches Tier an die Seite stellen, das Sprengsätze erschnüffelt oder feindliche Soldaten attackiert. Nein, ihr sollt einen ähnlichen Bezug zum Hund gewinnen wie die echten Navy SEALs, die nach eigenen Aussagen sogar eine Kugel für ihren treuen Freund kassieren würden. Und wer die Modern-Warfare-Reihe gespielt hat, weiß genau, wie gerne Infinity Ward Charaktere sterben lässt, um Emotionen hervorzurufen.

Eine neue Hoffnung

Zumindest gibt mir Autor Stephen Gaghan, der einen Oscar für das brillante Skript zu Steven Soderberghs Film Traffic gewann, Hoffnung darauf, dass man das Tier am Leben lässt. Viel ist über die zentrale Story noch nicht bekannt. Ihr begleitet zu Beginn der Handlung zwei Brüder, die den Untergang der USA miterlebten und während der Zeit des Krieges aufwuchsen. Was für eine Attacke genau für die Zerstörung der Weltmacht verantwortlich war und welche Nation dahinter steckt, wollte bisher niemand verraten.

Ein knappes Jahrzehnt später seid ihr Teil des neu gebildeten Ghost-Teams, die sich am echten Neavy SEAL Team Six orientieren, und besitzt so die perfekte Ausbildung für den Kampf gegen die unbekannte Übermacht. Durch die Niederlage der USA ist die technische Entwicklung des Landes zu einem Stillstand gekommen. Obwohl die Handlung also in der nahen Zukunft spielt, erhaltet ihr dieses Mal keine futuristischen Waffen oder Ausrüstung. Gleiches gilt allerdings nicht für euren Feind, dessen Arsenal sich nach der Attacke stetig weiterentwickelte.

Call of Duty: Ghosts

"Das Tolle daran ist die Tatsache, dass wir nun eine Welt haben, in der unser Status Quo nicht mehr existiert", erklärt Executive Producer Mark Rubin gegenüber Eurogamer. "Die USA und der Westen bilden nicht mehr die Supermacht, die sie einmal waren. Das Blatt hat sich gewendet. Die USA sind plötzlich der Außenseiter und müssen sich gegen konstante Attacken verteidigen und halten sich gerade so noch am Leben. Jetzt gibt es jemand anderes, über den wir aktuell noch nicht sprechen, der die neue Übermacht darstellt. Jemanden, mit dem man nicht gerechnet hat."

"Und eigentlich ist es auch vollkommen egal, um wen es sich handelt, weil wir nun diesen Wechsel haben", fährt Rubin fort. "In vergangenen Call of Dutys warst du der knallharte Typ. Du warst der Supersoldat mit all den ganzen Ressourcen. Du hattest Tonnen von Panzern und Flugzeugen und Hi-Tech-Ausrüstung. Du warst der oberste Alpha-Dog der Welt. Jetzt bist du es nicht mehr und kämpfst gegen Leute, die eine bessere Ausrüstung und stärkere Truppen besitzen."

Neue Generation, neue Technik

Natürlich erscheint Call of Duty: Ghosts neben aktuellen Geräten auch für PlayStation 4 und Xbox One, weshalb der Titel eine neue Engine spendiert bekommt. Wichtigster Bestandteil davon ist Sub-D, das den Entwicklern erlaubt, mehr Polygone einzusetzen, um Details an Charaktermodellen, Waffen sowie eurer Umgebung zu verbessern. Was sich beim Hund in kleineren Narben an der Schnauze oder einem Tattoo am Ohr äußert, zeigt sich bei den menschlichen Figuren besonders an den Armen. Immerhin der Teil des Körpers, den ihr beim Spielen kontinuierlich im Blickfeld habt.

Jedes Call of Duty braucht mindestens eine Unterwasser-Mission.

Auf Händen und Armen erkennt ihr nun feinste Haare, kleinere Schnittwunden oder sogar den Dreck unter den Fingernägeln. Auch bei den Waffen macht sich Sub-D deutlich bemerkbar. Erinnert euch beispielsweise an Modern Warfare 3 und das leicht eckige Visier, das jetzt durch eine erhöhte Polygonzahl perfekt rund angezeigt werden kann. In den Arealen selbst sorgen verbesserte Licht- sowie Schatteneffekte für eine etwas authentischere Umgebung.

Was trotz der neuen Technik nicht beantwortet wurde, ist die Frage nach der Auflösung, in der ihr den Titel auf den neuen Konsolen genießen dürft. Versionen für PlayStation 3 sowie Xbox 360 laufen weiterhin bei 720p in wunderbar flüssigen 60 Bildern die Sekunde über den Bildschirm. Die Geschwindigkeit sollte trotz neuer Details niemals einen Einbruch erleiden, doch können sich zukünftige Besitzer der neuen Generation auch gleichzeitig auf eine höhere Auflösung freuen?

Gemeinsam das Spielfeld beherrschen

Eine verbesserte Technik und interessantere Geschichte sind schön und gut, doch der wirkliche Kaufgrund für die meisten Spieler ist weiterhin der dominierende Multiplayer. Zum Glück soll sich auch hier Einiges verändern. Spielerisch fügte Infinity Ward ein paar neue Gameplay-Elemente hinzu, die eure Bewegung auf der Karte und den Fluss beim Spielen erhöhen sollen. So hebt sich eure Figur beim Laufen automatisch über kleinere Hindernisse wie Mauern, ohne dabei an Geschwindigkeit zu verlieren. Seitliches Anlehnen bietet euch beim Blicken um Ecken eine verringerte Trefferzone und mit dem kurzzeitigen Rutschen am Boden sollt ihr gegnerischem Sperrfeuer besser entkommen können. Ob diese Features wirklich funktionieren, bleibt natürlich abzuwarten, bis wir selbst Hand anlegen dürfen. Jedoch hören sie sich nach sinnvollen Verbesserungen an, die perfekt in die vorhandene Philosophie des schnellen Spiels passen.

Spielerisch fügte Infinity Ward ein paar neue Gameplay-Elemente hinzu, die eure Bewegung auf der Karte und den Fluss beim Spielen erhöhen sollen.

Der Hund hat mittlerweile seine eigene (inoffizielle) Twitter-Seite.

Eine weitere Neuerung sind die dynamischen Multiplayer-Karten, auf denen bestimmte Events den Spielverlauf direkt beeinflussen. Einige davon passieren automatisch, wie etwa ein Erdbeben, das euer Terrain komplett verändert, oder eine Flutwelle, die bestimmte Zonen mit Wasser füllt. Spieler selbst können zum Beispiel neue Sprengfallen setzen. All diese Dinge müssen von euch clever eingesetzt werden, um die Runde zu gewinnen. Wer unterdessen seine Figur den eigenen Vorlieben anpassen möchte, kann dies nun in einem erweiterten Editor erledigen. Verändert neben Waffen endlich euren Körper, das Gesicht oder eure restliche Ausrüstung. Ob dies als Möglichkeit für weitere Mikrotransaktionen gedacht ist? Ausschließen würde ich es nicht. Trotzdem eine nette Option, um sich neben Emblemen in den Massenschlachten von seinen Feinden sowie Kameraden abzusetzen.

Hört sich doch ziemlich vielversprechend an. Um den Multiplayer mache ich mir keine wirklichen Gedanken. Die neuen Spielelemente und Ideen für dynamische Karten hören sich für mich sinnvoll an und zeigen den Willen für weitere Verbesserungen. Wie gut es sich letzten Endes spielt, wird sich beim ersten Kontakt zeigen. Wesentlich mehr Sorgen mache ich mir aktuell noch beim Singleplayer. Auch Treyarch holte sich beim letzten Call of Duty einen bekannten Hollywood-Autor an Bord und klatschte trotzdem einen eher seelenlosen Mischmasch an Spielelementen auf den Bildschirm, der weder eine einheitliche Vision, noch ein Verständnis für das richtige Pacing zeigte. Ich hoffe wieder auf eine ausbalancierte Kampagne, die ihre Stärken gekonnt wie im vierten Teil ausspielt und nicht bloß jede Idee zusammenhangslos auf den Spieler wirft. Und lasst bitte den Hund am Leben!

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