Call of Duty: World at War
Beeindruckend
An vielen Stellen im Spiel bewegt man sich durch weitläufige Areale und kann sich seinen Weg zum Einsatzziel quasi selbst aussuchen. Während des Angriffs auf ein japanisches Flugfeld stößt man im späteren Verlauf der Mission beispielsweise zu einem größeren Truppenverband der angreifenden Amerikaner hinzu. Hier rückt man nun entweder gemeinsam mit den eigenen Panzern als Deckung vor, schleicht sich an den Wracks der zerstörten Vehikel vorbei oder robbt durch die Gräben nach vorne zu den gegnerischen Stellungen.
Andernorts hat man innerhalb eines verfallenen, halb zerstörten Hauses gleich mehrere Optionen. Man geht die feindlichen Truppen entweder frontal an, fällt ihnen über Nebenräume in die Flanke oder marschiert unbemerkt durch den Keller, um sie von hinten zu überraschen. Zu einem Brothers in Arms wird World at War in solchen Abschnitten aber keineswegs. Niemand der befreundeten Kämpfer nimmt irgendwelche Befehle entgegen. Alle agieren unabhängig und folgen ihrem festgelegten Bewegungsablauf.
Überhaupt achtet man auf eine gesunde Mischung zwischen den aus Call of Duty gewohnten Actionpassagen und eher ruhigen Abschnitten, die gewissermaßen eine kurze Verschnaufpause darstellen. Selbst die können sich aber ziemlich schnell in eine gefährliche Situation verwandeln. Etwa dann, wenn der eigene Trupp durch den dunklen Dschungel marschiert und plötzlich durch eine Leuchtkugel kurzzeitig geblendet wird.
Die Japaner haben den Amerikanern aufgelauert und schießen von allen Seiten aus ihren Verstecken heraus auf die Einheit. Manche von ihnen stürmen in Kamikaze-Manier mitten ins Getümmel und wollen die Verwirrung ihrer Opfer ausnutzen, um sie per Messer niederzustrecken. In solchen Augenblicken hat man besser ein gut gefülltes Magazin in seiner Waffe, ansonsten sieht man recht schnell die Radieschen von unten.
Eher ungewöhnliche Wege für einen WWII-Shooter beschreitet Treyarch vor allem mit der Musikuntermalung. Normalerweise würde man ja hauptsächlich heroisch anmutende, von einem Orchester eingespielte Klänge erwarten. Die gibt es zwar auch, doch immer wieder sorgten schnelle, teils fetzige Beats für Tempo. Einerseits etwa rasantes Trommelklopfen im Zuge eines japanischen Hinterhalts, andererseits dröhnen Technomusik gleichkommende Songs aus den Lautsprechern, während man im Inneren eines Flugzeuges von Geschütz zu Geschütz klettert, einen feindlichen Konvoi aufs Korn nimmt und später einem eigenen Flottenverband gegen angreifende Zeros unter die Arme greift. Auf den ersten Blick erscheint das reichlich ungewohnt, allerdings sorgt es tatsächlich für einen hohen Adrenalinpegel und unterstützt die Szenen auf dem Bildschirm nahezu perfekt.
Unter der Oberfläche von World at War werkelt erneut das Grafikgrundgerüst aus Call of Duty 4, das auch hier wieder für ein optisches Feuerwerk sorgt und das Auge mit scharfen Texturen, gelungenen Animationen und schicken Details erfreut. Eine vom Himmel herabsinkende Leuchtkugel wirft zum Beispiel realistisch Licht und Schatten in den ansonsten düsteren Dschungel.
Der Einfallswinkel der Beleuchtung orientiert sich dabei an der tatsächlichen Position des Geschosses, wodurch sich die Lichtverhältnisse in dieser Szenerie dynamisch verändern. Und trotz all dieser Effekte, Massenschlachten und vielen Dinge, die gleichzeitig passieren, bekommt die Engine keinerlei Schwächeanfälle. Das Spiel flimmert wie sein Vorgänger butterweich über den Bildschirm und sieht obendrein noch sehr ansprechend aus.
Was den vierten Teil besonders beliebt gemacht hat, war und ist unter anderem der Multiplayer-Modus. Auf diese Tatsache baut Treyarch also verständlicherweise auf und verspricht allerlei freischaltbare Perks, die in ihren Grundzügen an das aus Call of Duty 4 bekannte Arsenal erinnern. Wer lieber kooperativ spielt, darf das via PlayStation Network, Xbox Live und am PC ebenso tun. Auf den Konsolen steht dazu außerdem Splitscreen für zwei Teilnehmer zur Verfügung.
Activision betont die Tatsache, dass Treyarch für Call of Duty 3 nur zehn Monate Zeit hatte, nicht zu unrecht. World at War spielt in einer völlig anderen Liga und konnte mich von der ersten Minute an in seinen Bann ziehen. Wenn es darum geht, die Härte dieses Krieges zu zeigen, erledigt World at War seinen Job auf äußerst eindrucksvolle Art und Weise. Selbst die eher ungewohnten Methoden – Stichwort Soundtrack – fügen sich erstaunlich gut ein. Zugegeben, es ist (mal wieder) ein WWII-Shooter, aber dafür allem Anschein nach einer der besten seiner Gattung.
Call of Duty: World at War erscheint am 11. November für PC, Xbox 360, PlayStation 3 und Wii.