Call of Juarez: Bound in Blood
Wild Wild West
Ein besonderes Feature der Pistolen ist erneut der Konzentrationsmodus. Auf Knopfdruck verlangsamt man die Zeit und muss das Fadenkreuz in einem bestimmten Zeitrahmen über sichtbare Gegner bewegen. Wird die Geschwindigkeit wieder normal, knallt man automatisch alle zuvor markierten Feinde ab. Ein sehr mächtiges Werkzeug also, das zur Verwendung Adrenalin benötigt. Den dafür zuständigen Balken vergrößert man etwa durch das Töten von Widersachern. An einigen Stellen wird es sogar möglich sein, diesen Modus gemeinsam mit dem Bruder zu verwenden. Da tun einem die bösen Jungs fast schon ein wenig Leid.
Zu den Neuerungen, die die Gefechte interessanter gestalten sollen, gesellt sich auch ein dynamisches Deckungssystem hinzu. „Denkt an Gears of War“, sagt man, „allerdings ohne Tastendruck“. Wie in Killzone 2 sieht man das Geschehen aus der Ego-Perspektive und kann sich beispielsweise um Bäume herum lehnen. Lediglich ein Stick ist dazu erforderlich – der für die Kamera. Indem man die Kamera dreht, folgt die Figur dieser Bewegung. Auf diese Weise soll sich das ganze „sehr natürlich“ anfühlen. Ein solches Verhalten ist auch bei den Gegnern auszumachen. Blinzelt jemand nur geringfügig aus der Deckung hervor, kann man auch lediglich Kopf und Waffe erkennen. Der restliche Körper befindet sich weiterhin geschützt hinter dem Hindernis. Hat man gar keine Lust auf dieses Feature, kann man es in den Optionen einfach deaktivieren.
Maßgeblich überarbeitet wurden die für Western typischen Duelle. Techland strebt hier einen weitaus filmischeren Stil an. Die Perspektive wechselt, die Kamera befindet sich ein kleines Stückchen über dem Boden. Immer im Blickpunkt ist die eigene Waffe. Während sich die beiden Duellanten langsam im Kreis bewegen, muss man die Hand der eigenen Spielfigur via Stick stets möglichst dicht an der Pistole halten.
Aber nicht zu nah, was anhand eindeutiger Gesten leicht zu verstehen ist. Ist der richtige Moment gekommen, grabscht man mit den Fingerchen nach dem Schießprügel und braucht nur noch die richtige Stelle zu treffen. Manche Feinde sind so schnell, das erst ein Schuss ins Knie empfehlenswert ist, damit sie zu Boden sacken und man mit einem weiteren Treffer ihre Lebenslichter auspusten kann.
Um einkehrende Routine bei den „normalen“ Gefechten zu vermeiden, setzt man auf unterschiedliche Verhaltensmuster. Soldaten folgen natürlich strikt ihren Anweisungen und starten keine Flankenangriffen. Bei Banditen ist das logischerweise völlig anders. Mit Tricks wollen sie für Ablenkung sorgen, während sich ein Kamerad still und heimlich von der Seite anschleicht. Es lohnt sich also, wenn man den Blick nicht nur steif nach vorne richtet, sondern die Umgebung mit im Auge behält.
Unter der Oberfläche von Bound in Blood werkelt die mittlerweile vierte Generation der hauseigenen Chrome-Engine. Zu den erwähnenswertesten Weiterentwicklungen zählen eine deutlich erhöhte Sichtweite, größere Level und kleinere Details um den Spieler herum. Wer mag, ballert beispielsweise einfach ein paar Vögel vom Himmel. Die PC-Version des Titels wird laut den Entwicklern letztendlich „ein wenig besser“ aussehen als die beiden Konsolenvertreter. Wirklich riesige Unterschiede sind aber wohl nicht zu erwarten.
Langfristig begeistern soll der Multiplayer-Modus. Bezüglich Deathmatch oder Team Deathmatch braucht man nicht viele Worte zu verlieren, andere Varianten sind da schon wesentlich interessanter. In „Famous event“ spielt man historische Szenarien nach. Zwei Parteien kämpfen gegeneinander und müssen für den Sieg unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Man soll „Abenteuer erleben“ und „das Gefühl haben, als würde man als Kind Cowboy & Indianer spielen“. Gezeigt wurde hiervon allerdings noch nichts.
Insgesamt verspricht man für Bound in Blood mindestens zehn Stunden Spielzeit. Wiederspielbarkeit möchte man insbesondere durch die unterschiedlichen Erfahrungen mit beiden Charakteren gewährleisten.
Es sieht gut aus und erweckt, aus der Perspektive eines Zuschauers, bei mir einen spaßigen Eindruck. Gute Voraussetzungen also für ein gelungenes Spiel. Einerseits strafft Techland das Prequel um einige ungeliebte Features, andererseits bringt man anderen Stellen offensichtlich sinnvolle Neuerungen mit ein. Das Deckungssystem sieht simpel und zugänglich aus, die Überarbeitung der Duelle ist durchdacht und erzeugt mehr Spannung.
Ob sich Bound in Blood letztendlich in die Top-Riege der Shooter einreihen wird, kann ich allerdings alleine anhand der Präsentation noch nicht beurteilen. Viel wird von der gebotenen Abwechslung, der Story und dem Drumherum abhängen. Um das Gameplay mache ich mir hingegen am wenigsten Sorgen. Wer Shooter mag, sollte Bound in Blood definitiv im Auge behalten.
Call of Juarez: Bound in Blood erscheint voraussichtlich im Juni für PC, Xbox 360 und PlayStation 3.