Capsized - Test
Auch nach zwei Jahren noch immer einen Ausflug wert.
Wenn ich eine Sache in Videospielen nicht leiden kann, dann sind es langweilige Zwischensequenzen, die mich mit unnötigen Informationen füttern. Sehr oft suche ich daher verzweifelt nach der passenden Taste zum Überspringen. Ich möchte einfach schnell zum Gameplay übergehen und keine Handlung hören, die ich schon mehrmals erlebt habe. Erst recht, sobald sie zwanghaft in die Länge gezogen wird.
Kurz und knackig
Genau deshalb lobe ich mir Capsized, das die wichtigsten Punkte in der Geschichte kurz zusammenfasst. Komplett ohne Dialoge, Texte oder überflüssige CGI-Animationen. Zum Start jeder Mission seht ihr während des Ladevorgangs ein paar Bilder, die eure aktuelle Situation perfekt beschreiben. Denn im Grunde stürzt ihr nur auf einem fremden Planeten ab, sucht nach euren Kameraden und kämpft dabei gegen tödliche Aliens sowie fiese Eingeborene. Die restlichen Verbindungen entstehen durch das Gameplay.
Und hier punktet der Titel durch eine clevere Mixtur bekannter Mechaniken. Prinzipiell spielt es sich wie ein langsames Metal Slug. Ihr wandert über wunderschöne, handgezeichnete 2D-Landschaften und sammelt unterschiedliche Waffen ein. Schließlich wünscht euch fast jedes Lebewesen auf dem Planeten den Tod. Da benötigt man schon einmal Maschinengewehre, Raketenwerfer oder unterschiedliche Laserwummen. Der Kniff liegt meist im alternativen Feuer über den rechten Bumper. Durch seine Betätigung erhaltet ihr eine komplett andere Waffe. So verwandelt sich das Maschinengewehr plötzlich in eine Schrotflinte mit Streuschuss.
Verschiedene Feinde erfordern stets neue Methoden zur Beseitigung und ein wenig Experimentierfreude schadet an dieser Stelle nie. Zwar dürft ihr euch gerne unachtsam in jeden Kampf hineinstürzen, doch klappt dies nur auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad. Besonders auf schwer müsst ihr lernen, vorsichtig eure Umgebung zu untersuchen und die Feinde rechtzeitig zu erkennen. Solltet ihr dennoch starken Schaden erleiden, findet ihr überall verstreute Medipacks, die auch von stärkeren Monstern fallen gelassen werden. Munition und weitere Leben, die eine zweite Funktion als Checkpoint übernehmen, müsst ihr ebenso suchen.
Multifunktionsanzug
Neben euren Waffen befinden sich noch andere Werkzeuge in eurem Raumanzug. Jederzeit feuert ihr per Druck auf die linke Schultertaste einen Gravitationsstrahl ab, der unterschiedliche Funktionen besitzt. Hangelt euch wie Tarzan durch das Areal oder zieht schwere Objekte aus dem Weg. Sogar kleinere Feinden lassen sich damit einfangen und auf andere Kreaturen schleudern. Leider steht euch dabei oft die hakelige Steuerung im Weg. Es fühlt sich immer ein wenig unbeholfen an, sobald ihr Objekte sicher mit dem Strahl transportieren wollt. Ein gezieltes Schleudern funktioniert eher selten. In einer Mission müsst ihr beispielsweise vier Statuen zerstören, indem ihr Steine gegen sie schleudert. Mehrmals. Nie hat es sich richtig angefühlt und ich musste arg mit dem rechten Stick hantieren, um die passende Ausrichtung zu finden. Selbst dann feuert ihr nur ungefähr in eure gewünschte Richtung.
Es fühlt sich immer ein wenig unbeholfen an, sobald ihr Objekte sicher mit dem Strahl transportieren wollt.
Bei der restlichen Steuerung hatte ich jedoch keinerlei Probleme. Auch das Jetpack, dessen Tank ihr in jeder Mission neu füllen müsst, bedient sich reibungslos. Höchstens die Wandsprünge wirken teilweise etwas seltsam, was aber mehr mit eurer Umgebung zu tun hat. Oft bleibt ihr an winzigen Kanten beim Aufstieg hängen. An anderen Stellen könnt ihr dafür durch kleinere Teile der Umgebung schießen. Dennoch gefiel mir die Bedienung auf dem PC wesentlich besser. Nicht zuletzt, weil ich mit dem Mausrad schneller zwischen den Waffen wechseln konnte, als mit der Y-Taste des 360-Pads. Ein weiterer Vorteil der PC-Version ist die Levelauswahl. Ich bin mir nicht sicher, ob sie in Zukunft noch als Update erscheinen, doch es fehlen auf der 360-Version ein paar Areale.
Ermüdungserscheinungen
Was sich hingegen beide Versionen teilen, ist eine deutliche Talfahrt im mittleren Drittel des Spiels. Hier geht es nämlich durch ein paar Höhlen, die eure Nerven strapazieren. Zuerst einmal musste ich die Helligkeit ordentlich hochschrauben, weil ich mit der Taschenlampe meines Helden absolut keine Gegner erkennen konnte. Doch selbst dann verstecken sich vor allem kleinere Biester gerne in den Felsen, sodass sie in der Dunkelheit mit dem Hintergrund verschmelzen. Richtig aufgeregt haben mich die miesen Giftfallen, die euch schlagartig töten können. Ihr überlebt Dutzende Schüsse gegen euren Helm, aber sobald ihr eine Sekunde im Giftgas steht, krepiert ihr. Wie euer Anzug euch davor nicht schützt, ist mir ebenfalls ein Rätsel. Die nervigen Schalteraufgaben und der verwirrende Aufbau des Leveldesigns halfen da nicht wirklich. Ich war froh, als ich diesen Teil des Spiels endlich hinter mir hatte.
Gerade die Soundkulisse versetzt euch beim Spielen in den gewünschten Zustand aus Neugier und Furcht über lauernde Gefahren.
Zudem muss ich leider den eigentlich hervorragenden Stil von Capsized kritisieren. Obwohl es an und für sich nichts an dieser fantastischen Darstellung der Welt auszusetzen gibt, verändern sich die Gebiete bis auf die Höhlenabschnitte fast gar nicht. Es tut mir fast schon leid, es sagen zu müssen. Doch gegen Ende wollten meine Augen einfach Abwechslung. So schön es auch aussieht, so monoton bleibt es. Zumindest kratzt diese Tatsache wenig an der beklemmenden Atmosphäre. Gerade die Soundkulisse versetzt euch beim Spielen in den gewünschten Zustand aus Neugier und Furcht über lauernde Gefahren.
Capsized bleibt auch zwei Jahre nach der Veröffentlichung auf dem PC ein gelungenes Abenteuer, das ihr an einem langen Abend erleben könnt. Erwartet nur kein zweites Metal Slug, in dem ihr so schnell wie möglich durch die Gebiete flitzt. Capsized handelt von dem Überlebenskampf auf einem fremden Planeten und spiegelt dies gekonnt in seinem Gameplay wieder. Sorgfältige Waffenauswahl und ein Verständnis für das Verhalten eurer Feinde ist Pflicht. Zudem solltet ihr euch ein wenig Zeit für den Einsatz des Gravitationsstrahls lassen, dessen Steuerung nicht optimal gelungen ist.
Leider steckt noch viel unerschlossenes Potenzial in diesem Spiel. Der plötzliche Anstieg in der zweiten Hälfte kommt unerwartet und nervt teilweise. Schwer erkennbare Giftfallen, die euch fast augenblicklich töten, sind selten eine gute Idee. Hinzu kommen die nur marginalen Änderung bei der Optik. Der malerische Stil sieht schön aus, hätte sich im Verlauf des Spiels aber aber ruhig etwas wandeln dürfen. Dennoch solltet ihr bei Interesse unbedingt einen Blick auf Capsized werfen. Ich rate aber weiterhin zur PC-Version. Die Steuerung ist einen Tick besser und ihr erhaltet mehr Level, auf die ich in der Xbox-Fassung noch warte.