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Captain America: Super Soldier

Es geht aufwärts

Das Ding ist nämlich nicht nur zum Blocken beziehungsweise zum Reflektieren von Schüssen und Schlägen geeignet, sondern fungiert geworfen außerdem als hervorragende Fernkampfwaffe. Kleinvieh gibt oft nach zwei bis drei Treffern nach. Und selbst die gegnerischen Schildträger denken gar nicht ans Blocken. Das Endergebnis sind auf Dauer wenig anspruchsvolle Kämpfe, die zwar dank der gelungenen Inszenierung Spaß machen, taktisch aber Dünnpfiff sind.

Und ähnlich ergeht es einem mit den Akrobatik-Elementen. Ein simpler Knopfdruck genügt, um Captain America von einer Stange zur nächsten zu befördern. Klar, bekommt man für eine saubere Ausführung Extra-Punkte, die man wiederum in erweiterte Kampffähigkeiten steckt, trotzdem ist die Umsetzung eher mittelmäßig und wenig motivierend.

Ähnlich ergeht es einem bei den eingestreuten Boss-Fights. Im Kampf gegen Madame Hydra müsst ihr zum Beispiel ihre Schusssalven reflektieren. Leider ist das passende Zeitfenster extrem klein und die Dame weicht euren Schildattacken ständig aus. Es kann viele Minuten dauern, bis ihr dem Konzept dieses Gefechtes auf die Schliche gekommen seid. Auf Dauer ist so etwas einfach ermüdend.

Wie bei vielen Aspekten des Spiels hat man auch hier das Gefühl, dass die Entwickler für die Feinarbeit einfach zu wenig Zeit hatten. Anders ist es auch nicht zu erklären, dass einfach eine Tonne Sammelgegenstände in die Level gekippt wurden, die jeweils auch noch unterschiedliche Funktionen erfüllen. Ihr klaut insgesamt bestimmt 200 Aktenkoffer, preußische Pickehauben, Nazi-Gerätschaften und Keramik-Eier. Ein netter Zeitvertreib wird so schnell zu einem nervigen Pflichtdienst.

Auch optisch ist Captain America ein zweischneidiges Schwert. Der Captain selbst und auch die Nazi/Hydra-Schergen gehen voll in Ordnung. Wie schon gesagt, sind zwar die Animationen etwas zu zäh und die Gegner wirken wie auf Valium, aber dank genug Details und ein paar schicken Effekten kann das Spiel zumindest in diesem Punkt überzeugen.

Die Umgebung ist dagegen zu simpel aufgebaut. Schlecht ausgeleuchtet und mit viel zu wenig Details, wirken die Fachwerkhäuser, Lagerhallen und das dunkle Nazi-Gemäuer wie aus einem Last Gen Titel. Das Spiel langt gerade bei der Atmosphäre viel zu oft daneben. Da hilft es auch nicht, dass ihr nach sieben Stunden Kampagne noch diverse Herausforderungs-Modi und Captain-America-Kostüme freischaltet. Hier fehlt einfach eine ganze Menge Polishing.

Captain America ist trotzdem keine wirklich schlechte Filmversoftung. Die Produktionen der letzten Jahre haben die Erwartungen so weit nach unten geschraubt, dass man sich inzwischen freut, wenn es einem Entwickler gelingt, wenigstens überdurchschnittliches zu präsentieren. Das Kampfsystem ist zwar etwas zu seicht, macht aber doch Spaß und in puncto Abwechslung sorgt die bewährte Arkham-Asylum-Struktur für genug Substanz, um den Titel nicht auf das Niveau von Iron Man und Co. herunterzuziehen. Wer also Fan des Captains ist und mit der ungewöhnlichen Versoftung seiner Origin-Geschichte etwas anfangen kann, wird am Ende nicht allzu sehr enttäuscht. Captain America: Super Soldier ist damit zwar kein Überraschungs-Hit, aber eben auch keine echte Enttäuschung. Und das ist angesichts der SEGA-eigenen Konkurrenz am Ende eben doch ein positives Signal. Es geht aufwärts.

Captain America: Super Soldier ist für Xbox 360, PlayStation 3, Wii und DS erhältlich. Eine 3DS-Version erscheint am 21. Oktober.

6 / 10

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