Castlevania: Dominus Collection Test - Drei phänomenale Metroidvanias, mit Liebe angerichtet
Da macht sich selbst Haunted Castle noch mal schick für.
Wer hat es erfunden? Die Konamis! Metroidvania hat nicht umsonst Castlevania im Genre-Namen, Symphony of the Night erfand praktisch das Hüpf-RPG-Erkundung-Genre und von da an war die Erfolgsformel klar. Die großen Konsolen ignorieren und ab sofort nur noch schlechte Castlevanias für große Konsolen und gute für die kleinen von Nintendo. Nach dem ersten Schwung der GBA-Titel – bis auf die dank dem GBA-Chip absurd schlechte Musik tolle Games! – folgt nun das DS-Trio mit Dawn of Sorrow, Portait of Ruin und Order of Ecclesia.
Und was soll ich sagen, diese Sammlung ist der letzten in jedem Punkt überlegen. Die Grafik auf dem DS war detaillierter und schöner designend, die Musik ist ein Quantensprung und das Spieldesign ist Metroidvania in Bestform. Ihr bekommt drei phänomenal gute Metroidvanias zum Preis von sonst einem halben, denn dieses Trio kostet gerade mal 25 Euro! Als wäre eine halbherzige Umsetzung nicht genug – was es bei diesen Games gewesen wäre –, ging man in die Vollen und liefert wie bei vorigen Konami-Sammlungen Perfektion ab.
Erst einmal funktioniert die DS-Emulation erstaunlich gut. Es war ja spannend zu sehen, wie man mit dem Verlust des zweiten Screens umgehen würde und die Lösung passt. Ihr habt fünf Optionen, wie der Screen angezeigt wird:
Ich benutzte am meisten die erste Variante, mit dem großen linken Hauptscreen, auch wenn man auf der Switch bei der Karte dann ganz schön die Augen zusammenkneifen muss. Dafür hat man alles im Blick, Monster-Stats inklusive. Beim nachträglichen Erkunden schaltete ich auf Version 2, mit gleich großem Spiel- und Karten-Screen. Nur eine Variante fehlt und das ist die Option, den zweiten Bildschirm auf Tastendruck aufzurufen, um sonst den ganzen Screen zum Spielen zu haben. Kurz zur Karte wechseln klappt auch in anderen Games ganz gut, schade, dass es hier nicht realisiert wurde. Egal, passt auch so gut.
Die Touch-Elemente sind auf der Switch natürlich kein Problem, zumindest, wenn ihr als Handheld spielt. Bei den anderen Versionen weiß man sich zu behelfen, denn der rechte Stick steuert einen Zeiger und das sogar in drei verschiedenen Geschwindigkeiten. Damit kann man Eisblöcke und ähnliches wegräumen, Zeitdruck gibt es dabei eh nie groß. Das Zeichnen der Symbole in Dawn of Sorrow wurde sogar verbessert, indem es nun ein Quicktime-Event ist, das sich leichter lesen lässt. Nichts davon kommt den Spielen in den Weg und das war das Wichtigste.
Ansonsten ist alles hier. Ihr könnt zwischen US, Europa und Japan umschalten, für Order of Ecclesia gibt es sogar die koreanische Version zur Auswahl. Es gibt einen vollständigen Musik-Player für jeden der fünf Titel, in dem man nichts freischalten muss. Vom Start weg könnt ihr euch in weit über 100 Tracks ergehen und Klassiker wie neue Tracks dieser Ära genießen. Die Galerie bietet ein wenig Concept-Art, vor allem aber alle original Handbücher aller Versionen. Vor allem die US-Versionen hatten ein paar niedliche Illustrationen zu bieten und macht für eine halbe Stunde Spaß, das durchzugehen.
Aber am Ende sind es natürlich die Spiele und hier überzeugt die Dominus Collection auf der ganzen Linie. Am schwächsten ist das erste Bonus-Spiel, die japanische Originalversion des Castlevania-Arcade-Automaten Castlevania: Haunted Castle. Das einzig Gute an diesem 1988er-Game war die fremschämige Werbung - fehlt leider hier in der Galerie -, spielen muss man das nicht. Schon allein, weil man Castlevania: Haunted Castle Revisited spielen muss! Das gleiche Spiel, nur jetzt in gut. Mit jetzt schöner Pixelgrafik, besserem Leveldesign und ein wenig in den Mechaniken aufgeräumt bekommt das Spiel eine zweite Chance und überzeugt als ganz schön harter, aber letztlich fairer Old-School-Arcade-Spaß. Speichern und Rückspulen ist hier verboten, durch die halbe Stunde, die der Durchgang durch die Levels dauert, müsst ihr so durch. Und ihr werdet Spaß haben, es zu probieren.
Aber wie gesagt, Haunted Castle ist nur der Bonus. Dawn of Sorrow (2005), Portrait of Ruin (2006) und Order of Ecclesia (2008) sind alle drei vollwertige, klassische Metroidvanias. Das heißt, dass ihr eine große Karte habt, durch die ihr euch Raum für Raum durcharbeitet, XP, Waffen, Rüstungen und Magie sammelt, einen Boss nach dem anderen besiegt und neue Fertigkeiten bekommt, die euch neue Bereiche besuchen lassen. Alle drei Titel sind in diesem Grundkonzept identisch, unterscheiden sich aber in wichtigen Details. Was sie eint, ist das neue Obermenü, in dem ihr jederzeit speichern und laden dürft. Außerdem haben alle drei Spiele eine Rückspulfunktion für die letzten 60 Sekunden. Das erleichtert das Lernen der Boss-Moves und erspart euch ein paar Wege vom Speicherpunkt oder das Auswählen eines solchen. Kurz zu den einzelnen Titeln und ihren Besonderheiten:
Dawn of Sorrow: Hier sammelt ihr Seelen der Monster, die mal häufiger, aber meist sehr selten nach ihrem Ableben auftauchen. Der Glückswert wird schnell wichtiger als man erst denkt. Seelen geben euch direkte Fertigkeiten, Bonus-Waffen, Familiars und mehr. Je mehr Seelen einer Art ihr habt, desto stärker sind viele dieser Fertigkeiten, was zum Ende hin für ein wenig Grinding sorgen kann. Sie können aber auch benutzt werden, um praktisch alle Waffen zu verbessern, was das ständige Kaufen von mehr Waffen überflüssig macht. Das Gimmick für den Touchscreen war das Zeichnen von Symbolen, um einem Boss den letzten Schlag zu verpassen.
Portrait of Ruin: Hier ist das Gimmick, dass ihr zwei Charaktere mit unterschiedlichen Fertigkeiten habt, zwischen denen ihr immer wieder wechseln müsst und die auch gleichzeitig zusammenarbeiten können, indem ihr den einen Charakter ruft und platziert und dann den anderen aktiv steuert. Das Schloss wird hier durch Bilder im Schloss erweitert und bereichert, weil das Duo so Wüsten oder viktorianische Städte zu sehen bekommt.
Order of Ecclesia: Das letzte DS-Spiel bricht die übliche Schlosskarte endgültig auf, indem es eine Oberweltkarte hat, auf der ihr die einzelnen Abschnitte des Spiels direkt ansteuert. Diese sind ein Dorf, eine Höhle, ein kleines Schloss, eine Berglandschaft und so weiter. Es gibt noch ein paar Teleport-Punkte, um schneller das Ende eines solchen Levels zu erreichen, aber da alle Bereiche eher klein ausfallen, gibt es hier deutlich weniger Backtracking. Statt Waffen gibt es nun Glyphen, die aber auch Waffen sein können. Der Titel gibt aber relativ klar magischen Attacken den Vorzug, da sie deutlich mehr Schaden verursachen und eine taktische Einteilung der Magiepunkte erfordern. Diese regenerieren schneller als in den anderen Titeln, aber es ist eben auch eure Hauptwaffe, die ihr euch ein wenig einteilen müsst.
In den Wertungen bewegten sich alle drei Titel damals in den oberen 80er-Bereichen, waren also keineswegs zu ihrer Zeit verkannt oder nicht gelobt. Zu sagen, welches der drei am besten ist, fällt mir schwer. Das Glyphen-System in Ecclesia habe ich erst gehasst und dann schnell geliebt, aber das Aufbrechen der Karte gefällt mir weniger. Die kunstvolle Verschachtelung der Karte ist ein wichtiger Metroidvania-Aspekt, und das wird hier umgangen. Dawn of Sorrow hat eine wunderbare Karte und ist, denke ich, mein Favorit in dem Trio. Es ist sehr klassisch in Aufbau und Spielweise, während ich die Bilder in Portrait of Ruin liebe, aber einige der Duo-Mechaniken der beiden Charaktere als eher nervig empfand.
Egal, ich muss mich nicht entscheiden, sie sind alle drei in der Dominus Collection drin, sie sind alle auf ihre Art fantastisch und für euch gibt es auch nur eine mögliche Entscheidung: Spielt Castlevania! Mehr Castlevania im Leben machte nicht immer glücklich und ich fürchte den Tag, an dem Konami mit der N64-Collection um die Ecke kommt. Bis zu diesem unglücklichen Tag ist es aber wohl noch ein wenig hin und an ihm können wir uns immer noch mit dieser fantastischen Sammlung drei der besten Spiele der Reihe trösten. Nicht nur, dass die drei Spiele der Dominus Collection heute immer noch genauso hinreißend sind wie damals – 2D altert eben doch besser –, alles um sie herum zeugt von Liebe und Hingabe. Artworks, Musik und nicht zuletzt das Remake von Haunted Castle runden die Sammlung kunstvoll ab. Das Einzige, was ich kritisieren muss: Dies war vielleicht die letzte gute Chance, das fantastische The Adventure ReBirth unterzubringen und das als Bonus hätte die Sammlung auf sechs Sterne gebracht. Nun, dann müssen halt diese hier reichen.
Castlevania: Dominus Collection | |
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PRO | CONTRA |
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